# taz.de -- Sizilianisches Privatprogramm: Mafiöse Strukturen bei der Anti-Mafia
       
       > Der kleine Fernsehsender Telejato schließt. Der Direktor galt als
       > Anti-Mafia-Held – jetzt steht er selbst wegen Erpressung vor Gericht.
       
 (IMG) Bild: Pino Maniaci (r.) mit seinem Anwalt, dem früheren Anti-Mafia-Staatsanwalt Andrea Ingroia
       
       „Signori, si chiude“ – „Herrschaften, wir machen dicht“. Lakonisch ist der
       Titel, unter dem der kleine sizilianische Privatsender Telejato auf seiner
       Website das eigene Aus mitteilt. Sang- und klanglos geht damit die
       Geschichte eines Senders zurück, der unter seinem Direktor Pino Maniaci bis
       vor einem Jahr als eine der mutigsten Stimmen gegen die Mafia galt – bis
       der Chef [1][selbst] im April 2016 ins Gerede kam als einer, der
       seinerseits nicht vor mafiösen Methoden zurückschreckte.
       
       Die Kleinstadt San Giuseppe Jato vor den Toren Palermos ist seit je eine
       Hochburg der Cosa Nostra. Umso heldenhafter wirkte Pino Maniaci, der immer
       wieder die Machenschaften der Clans [2][anprangerte] oder korrupte
       Kommunalpolitiker bloßstellte. Das trug ihm Drohungen und Vergeltungsakte
       ein. Selbst Ministerpräsident Matteo Renzi rief Maniaci Ende 2014 an,
       nachdem dessen beide Hunde umgebracht worden waren – allerdings nicht von
       einem Mafioso, sondern vom Ehemann seiner Geliebten, was damals außer
       Maniaci keiner wusste.
       
       Um den untadeligen Ruf des Antimafia-Helden war es dann vor einem Jahr
       geschehen. Die örtlichen Carabinieri filmten ihn, wir er bei dem
       Bürgermeister des Städtchens Borgetto Geld eintrieb, mit kaum verhüllten
       Drohungen, anderenfalls könne es auf seinem Sender unschöne Enthüllungen
       über den Kommunalpolitiker geben. Jetzt steht Maniaci vor Gericht, wegen
       Erpressung. Doch als Grund für die Schließung von Telejato nennt er diesen
       Prozess nur am Rande (eine „[3][Schlammschleuder]“ sei da gegen ihn in
       Bewegung gesetzt worden).
       
       Vor allem die zahlreichen Verleumdungsklagen von Journalisten und Richtern
       gegen ihn machten ihm die Weiterarbeit unmöglich, so Maniaci – Klagen, die
       unter anderem auf Enthüllungen über den großen Korruptionsring um eine
       Palermitaner Richterin zurückgehen, der die Verwaltung beschlagnahmter
       Immobilien oblag. „Nicht erlösbar“ sei Sizilien, schließt Maniaci bitter –
       doch er selbst ist möglicherweise allzu sehr selbst Teil eben dieses
       Siziliens.
       
       5 Apr 2017
       
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