# taz.de -- Festnahmen in Frankreich: Polizei vereitelt Anschlag
       
       > Zwei islamistische Extremisten wollten wohl kurz vor der Wahl zuschlagen.
       > Einige Präsidentschaftskandidaten nutzen den Vorfall für ihren
       > Wahlkampfendspurt.
       
 (IMG) Bild: Polizisten der Spezialeinheit in Marseille bei der Verhaftung zweier Terrorverdächtigen
       
       PARIS ap | Wenige Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in
       Frankreich hat die Polizei des Landes offenbar einen Terroranschlag
       verhindert. Der Angriff habe unmittelbar bevorgestanden, sagte
       Innenminister Matthias Fekl am Dienstag. Zwei Verdächtige seien in
       Marseille festgenommen worden. Präsident François Hollande lobte die
       „beachtlichen“ Festnahmen und die Arbeit der Polizei.
       
       Die 29 und 23 Jahre alten Franzosen hätten geplant, in den kommenden Tagen
       auf französischem Boden zuzuschlagen, sagte Fekl, ohne Details über
       mögliche Ziele oder Motive zu nennen. Nach Angaben der Pariser
       Staatsanwaltschaft wurden Schusswaffen und Material zur Herstellung von
       Sprengstoff sichergestellt. Es handele sich um mutmaßliche islamische
       Extremisten, sagte Staatsanwalt François Molins. Der ältere der beiden habe
       in den vergangenen Tagen versucht, ein Video an die Terrormiliz Islamischer
       Staat zu schicken, um so seine Treue oder Verantwortung für einen möglichen
       Anschlag zu äußern.
       
       Die ersten Reaktionen der Präsidentschaftskandidaten ließen nicht lange auf
       sich warten. Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National wertete
       die Berichte als Bestätigung für ihre Forderungen nach einem härteren
       Vorgehen gegen mutmaßliche Extremisten sowie nach einer Begrenzung der Zahl
       der Einwanderer. Es gebe „eine verheerende Vermehrung von Angriffen und
       Bedrohungen durch Angriffe“ in Frankreich, teilte sie mit. Dies sei das
       Resultat von „islamischem Fundamentalismus“, der sich im vergangenen
       Jahrzehnt in Frankreich ausgebreitet habe.
       
       Der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron mahnte dagegen zur Mäßigung. Er
       betonte, dass die Bedrohung durch Terrorismus „mehr als alles andere dazu
       auffordere, enger zusammenzurücken“, da „die Terroristen nichts lieber
       wünschen als unsere Spaltung“. Die Festnahmen bezeichnete er als Erinnerung
       daran, dass „die terroristische Bedrohung weiterhin sehr hoch“ sei, vor
       allem während des Wahlkampfes. Dabei wiederholte er auch seine Forderung an
       die großen Internet-Unternehmen, die Verbreitung extremistischer Propaganda
       besser zu überwachen.
       
       ## Sorge um Sicherheit war prägendes Wahlkampfthema
       
       Macron und der konservative Kandidat François Fillon haben versprochen, den
       Antiterrorkampf im Falle einer Wahl zum Präsidenten zu verstärken. Sie
       bekannten sich jedoch auch zu den offenen Grenzen der EU. „Die Demokratie
       darf vor den Bedrohungen und Einschüchterungen von Terroristen nicht auf
       die Knie gehen“, teilte Fillon mit. Der Wahlkampf müsse bis zum Ende
       weitergehen.
       
       Der linke Kandidat Jean-Luc Mélenchon deutete an, dass seine drei
       Hauptrivalen Fillon, Le Pen und Macron mögliche Ziele der beiden
       Verdächtigen gewesen sein könnten. Er brachte seine Solidarität mit ihnen
       zum Ausdruck. „Wir werden Kriminellen niemals das Geschenk machen, uns vor
       ihnen zu spalten. Wir haben keine Angst“, sagte er auf einer Kundgebung in
       Dijon.
       
       Bei der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl am Sonntag
       haben Umfragen zufolge sowohl Macron als auch Le Pen gute Chancen, in die
       Stichwahl zwei Wochen später zu kommen. Von den insgesamt elf Kandidaten
       dürfen demnach auch Mélenchon und Fillon auf ein gutes Ergebnis hoffen.
       
       Angesichts der jüngsten Terroranschläge in Frankreich, bei denen seit
       Anfang 2015 mindestens 235 Menschen getötet wurden, war die Sorge um die
       Sicherheit des Landes eines der prägenden Themen im Wahlkampf. Nach wie vor
       gilt in Frankreich der Ausnahmezustand. Nach Angaben von Innenminister Fekl
       sollen bei beiden Wahlgängen jeweils mehr als 50.000 Polizisten und
       Soldaten zum Schutz der Wähler eingesetzt werden.
       
       19 Apr 2017
       
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