# taz.de -- Kommentar Stichwahl in Frankreich: Irrsinn aus Prinzip
       
       > Störrische Stimmenthaltung: Die Mélenchon-Anhänger sind schlechte
       > Verlierer und riskieren aus Frust die Zukunft Europas.
       
 (IMG) Bild: Viele von Mélenchons Unterstützern wollen sich enthalten. Was sie wohl tatsächlich an der Wahlurne tun werden?
       
       [1][„Weder noch!“ sagen in Frankreich] viele enttäuschte Linkswähler aus
       dem Lager von Jean-Luc Mélenchon. Sie sind über den Ausgang des ersten
       Durchgangs der Präsidentenwahl so frustriert, dass sie den zweiten und
       entscheidenden lieber boykottieren wollen, als durch eine Teilnahme an
       einer Wahl zwischen „Pest und Cholera“ eine persönliche Mitverantwortung zu
       übernehmen.
       
       Keine Stimme für Marine Le Pen, sagen sie. Doch sie müssen sich die Frage
       gefallen lassen, wie effizient ihr deklarierter Kampf gegen die extreme
       Rechte ist, wenn dem anderen, einzigen Gegenkandidaten der Wahlzettel
       versagt wird. Ist es die wichtigste Priorität, keine Abstriche an der
       eigenen Überzeugung und Linie machen zu müssen? Nennen sich die
       Mélenchon-Anhänger deshalb die „Unbeugsamen“?
       
       Die linke Kritik am Programm des unabhängigen Präsidentschaftskandidaten
       Emmanuel Macron ist mehr als berechtigt, und die Enttäuschung der
       WählerInnen der ausgeschiedenen Kandidaten Mélenchon, Hamon, Poutou oder
       Arthaud durchaus verständlich. Doch eine andere Alternative zu Le Pen an
       dieser Wahlurne am 7. Mai gibt es nun mal nicht. Vielleicht ein anderes
       Mal, jetzt aber nicht.
       
       Oder aber man ist konsequent und lehnt aus Prinzip eine solche Wahl in
       einem kapitalistischen System a priori als Manipulation der Massen ab.
       Zuerst aber zur Veränderung auf die Wahl setzen, und dann schmollen, weil
       das Resultat nicht den Hoffnungen entspricht, heißt, schlechte Verlierer zu
       sein und vor der Entscheidung mit der Faust im Sack die Arena zu verlassen.
       
       Wer resolut gegen einen neoliberalen Sozialabbau protestieren will, wird
       dies zweifellos unter einer Regierung von Macron einigermaßen ungehindert
       tun können – und sogar müssen. Genau diese so teuer erkämpfte demokratische
       Freiheit ist jedoch von Marine Le Pen sehr ernsthaft bedroht. Die beiden
       mit der Wahlverweigerung auf dieselbe Stufe zu stellen, ist absurd und
       gefährlich.
       
       3 May 2017
       
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