# taz.de -- Folgen des Klimawandels: Im Himalaja taut's
       
       > Neben Nord- und Südpol gibt es im Himalaja am meisten Eis. Steigende
       > Temperaturen könnten das Trinkwassser von 1,3 Milliarden Menschen
       > bedrohen.
       
 (IMG) Bild: Mittlerweile ist es rund um den Mount Everest 1,5 Grad wärmer als zu Beginn der Industrialisierung
       
       CHIANG MAI taz | Der Himalaja und die umliegenden Gebirge gelten als der
       dritte Pol der Erde. Abgesehen vom Nord- und Südpol hat keine Region der
       Welt mehr Eis und Schnee. 46.000 Gletscher verteilen sich auf ein Gebiet,
       das zwölfmal so groß ist wie Deutschland.
       
       Diese Gletscher speisen die wichtigsten Flüsse Asiens – vom Amudarja in
       Afghanistan bis hin zu den beiden großen Strömen Chinas: dem Jangtse und
       dem Gelben Fluss. Der Himalaja wird daher auch als „Wasserturm Asiens“
       bezeichnet. 1,3 Milliarden Menschen hängen vom Wasser in den zehn großen
       asiatischen Flüssen ab.
       
       Doch durch das Abschmelzen der Gletscher aufgrund des Klimawandels
       vergrößert sich deren Wassermenge kurzfristig. Langfristig werde sich aber
       der Anteil des Schmelzwassers in den Flüssen halbieren, besagt eine neue
       Studie im Wissenschaftsmagazin Nature. „Der Fortbestand und die Stetigkeit
       der Frischwasserzufuhr hinsichtlich der Quantität wie auch der Qualität in
       der Zukunft ist unsere größte Sorge“, sagt Paolo Gabrielli von der Ohio
       State University in den USA.
       
       Die Temperaturen steigen im Himalaja fast doppelt so schnell wie im
       weltweiten Durchschnitt. Mittlerweile ist es rund um den Mount Everest 1,5
       Grad wärmer als zu Beginn der Industrialisierung. Hinzu kommt die
       Luftverschmutzung: Ruß und Staub lagern sich auf den Gletschern ab, die
       dunkler werden und mehr Sonnenlicht schlucken.
       
       ## Kritisch ist auch die Situation in Pakistan
       
       Die Gletscherseen sind außerdem gefährlich: Wenn der Wasserdruck auf die
       Moräne – den Gletscherwall – zu groß wird, können sich die Seen plötzlich
       entleeren, mit verheerenden Auswirkungen auf die darunter liegenden Dörfer.
       Joseph Shea von der Universität Saskatchewan in Kanada warnt: „Größere Seen
       erhöhen die Gefahr katastrophaler Dammbrüche.“
       
       Die größte Gefahr der schmelzenden Gletscher kommt aber nicht plötzlich,
       sondern schleichend. In einem Jahr mit durchschnittlich viel Regen trägt
       das Schmelzwasser nur wenig – zwischen 0,1 und 3 Prozent – zum Wasser in
       den Flussgebieten bei. Bei großer Trockenheit allerdings kommt
       beispielsweise das Wasser im oberen Indus, der durch China, Indien und
       Pakistan fließt, überwiegend aus den Gletschern.
       
       Dies trifft einige der instabilsten und wasserärmsten Regionen der Welt.
       Verschärft wird die Situation oft noch durch schlechtes Wassermanagement.
       Dies gilt etwa für Zentralasien. Dort teilen sich Tadschikistan, Kirgistan
       und Usbekistan das Wasser des Flusses Syrdarja, der schließlich wie der
       Amudarja in den Aralsee mündet. Zur Zeit der Sowjetunion wurden
       flussaufwärts in Kirgistan und Tadschikistan riesige Reservoirs gebaut, um
       im Winter Wasser zu sammeln. Dieses wurde dann im Sommer zur Bewässerung
       der Baumwollfelder im flussabwärts gelegenen Usbekistan benutzt. Usbekistan
       versorgte im Gegenzug Kirgistan und Tadschikistan mit Energie im Winter.
       
       ## Wasser für die Baumwollfelder
       
       Heute lassen die beiden „Wasserschlösser“ das Wasser im Winter durch die
       Turbinen rauschen, weil sie von den Usbeken keine Energie fürs Heizen mehr
       bekommen. Im Sommer ist dann kein Wasser für die Baumwollfelder mehr da.
       
       Kritisch ist auch die Situation in Pakistan. Das Land leidet regelmäßig
       unter Dürren und dann wieder unter Überschwemmungen. Wegen billiger Pumpen
       sinkt zudem der Grundwasserspiegel. Eine aktuelle Studie in Nature zeigt
       den Zusammenhang zwischen internationalem Handel mit Lebensmitteln und dem
       nicht erneuerbaren Verbrauch von jahrtausendealtem Grundwasser. Pakistan
       ist hier Spitzenreiter. Das Land hat seine Reisexporte deutlich
       gesteigert. Mit dem Reis exportiert es aber auch sein Grundwasser.
       
       Das World Resources Institute in Washington kommt zum Schluss, dass
       Pakistan eines der 33 Länder sein wird, die in gut 20 Jahren unter „extrem
       hohem Wasserstress“ leiden werden.
       
       6 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Mihatsch
       
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