# taz.de -- Menschenrechtsverletzungen im Kongo: Tausende Tote und Todesschwadronen
       
       > Die UN-Menschenrechtskommission berät über eine Untersuchung im
       > Kriegsgebiet Kasai. Die katholische Kirche legt eine vernichtende Bilanz
       > vor.
       
 (IMG) Bild: Unruhen in Kinshasa, 19. September 2016: Todesschützen bleiben straflos
       
       BERLIN taz | Beim Konflikt in der zentralkongolesischen Region Kasai sind
       seit Oktober 2016 über 3.300 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahl nannte
       am Dienstag die katholische Kirche der Demokratischen Republik Kongo in
       einem Bericht, der staatlichen Sicherheitskräften die Zerstörung mehrerer
       Ortschaften vorwarf.
       
       Der Bericht wurde zu einer Sitzung der UN-Menschenrechtskommission in Genf
       veröffentlicht, auf der über die Einleitung einer unabhängigen Untersuchung
       der Menschenrechtslage im Kongo beraten wurde. Der UN-Hochkommissar für
       Menschenrechte, Seid Ra’ad al-Hussein, sprach von einer dramatischen
       Verschlechterung der Lage in Kasai innerhalb der letzten drei Monate, mit
       über 1,3 Millionen Vertriebenen.
       
       „Verschiedene Akteure feuern ethnischen Hass an, was zu extrem schweren,
       verbreiteten und anscheinend geplanten Angriffen auf die Zivilbevölkerung
       führt“, kritisierte er. Al-Hussein hob das Wirken von Milizen hervor, die
       gezielt Jagd auf die Bevölkerungen der Luba- und Lulua-Volksgruppen machten
       und von staatlichen Sicherheitskräften ausgerüstet würden.
       
       Die Miliz bezeichnete der Jordanier al-Hussein als „Bana Mura“, ein Begriff
       der kongolesischen Lingala-Sprache für „Todesschwadron“, der in den letzten
       Jahren von der Bevölkerung oft zur Kennzeichnung besonders brutaler
       Armeeeinheiten verwendet worden ist.
       
       ## Armee und Polizei Hauptverantwortliche
       
       Al-Hussein hob hervor, dass im vergangenen Jahr 64 Prozent aller
       Menschenrechtsverletzungen im Kongo von Armee oder Polizei begangen worden
       seien, aber kein einziges Mitglied der Sicherheitsorgane für die Tötung
       friedlicher Demonstranten bei Protestmärschen für freie Wahlen zur
       Verantwortung gezogen worden sei.
       
       Zahlreiche Länder, auch Deutschland, unterstützen die Forderung nach einer
       unabhängigen UN-Untersuchung der Gewalt in Kasai. Kongos Regierung lehnt
       eine solche Untersuchung ab.
       
       21 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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