# taz.de -- Razzia bei Rechtsradikalen in Thüringen: Aktion gegen „Europäische Aktion“
       
       > Holocaustleugner und Verfassungsfeinde: Bei einer groß angelegten
       > Durchsuchung wurden Waffen, Munition und Propagandamaterial
       > sichergestellt.
       
 (IMG) Bild: An der Razzia beteiligte Beamte in Haselbach (Thüringen)
       
       HAMBURG taz | Die Fahne mit dem Gelben Kreuz auf blauen Grund dessen Arme
       kurze Balken bilden, wehte immer mehr bei Aufmärschen. Die rechtsextreme
       Kleinstgruppe „Europäische Aktion“ (EA) um die Holocaustleugner Bernhard
       Schaub und Rigolf Hennig gewann in den letzten Jahren an Zulauf.
       
       Freitagfrüh schritt das Landeskriminalamt (LKA) Thüringens gegen das
       Netzwerk ein, bestätigt unter anderem die thüringischen
       Linken-Landtagsabgeordneten Katharina König-Preuss. Bei 13 Personen und 14
       Objekten fanden Durchsuchungen wegen des Verdachts der Bildung einer
       kriminellen Vereinigung statt. Bei der Razzia hat die Polizei nach eigenen
       Angaben Waffen, Munition, Propagandamaterial, illegale Drogen sowie
       Mobiltelefone und Computer sichergestellt.
       
       In mehreren weiteren Bundesländern, Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg,
       Hessen und Niedersachen liefen ebenfalls Razzien. Einen Beschuldigten
       nahmen die Beamten fest, da er sich der Durchsuchung widersetzt und
       Polizisten attackierte. Das LKA Thüringen wurde von der GSG 9 unterstützt.
       „Zumindest einige der Beschuldigten sollen Mitglieder einer international
       agierenden rechtsextremen Bewegung sein, die sich zum Ziel gesetzt hat, die
       Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland und anderer
       europäischer Staaten abzuschaffen“, heißt es etwas zurückhaltend in einer
       Mitteilung des LKA.
       
       Die Staatsanwaltschaft Gera hat die Leitung der Maßnahme, die dazu diene
       Beweismittel zu erlangen. Den Betroffenen hält die Staatsanwaltschaft vor,
       bewaffnete Waldbiwaks im Südthüringer Raum veranstaltet oder an solchen
       teilgenommen zu haben.
       
       ## Steigende Präsenz
       
       Seit mehreren Jahren wäre der Einfluss der EA auf die Thüringer
       Neonaziszene gestiegen, beobachtete König-Preuss  „von Präsenz auf
       Demonstrationen, über Schulungen bis hin zu seit 2015 stattfindenden
       wehrsportähnlichen Übungen“. In der Szene seien sie gut vernetzt, nutzen
       diverse Immobilien und würden auf fast allen größeren
       Neonazi-Veranstaltungen auch immer wieder Logistik, wie Lautsprecherwagen
       und Tontechnik stellen.
       
       Bisher verfügte die EA in Thüringen über Stützpunkte in Nordthüringen und
       Sonneberg sowie in Erfurt und Weimar. „Im Raum Weimar gab es bereits im
       Jahr 2015 wehrsportähnliche Trainings in Wäldern, bei denen
       Aufklärungsaufgaben, Abseilübungen, Bergwerksbegehungen sowie Waldbiwaks
       durchgeführt wurden“, sagt die linke Landtagsabgeordnete und betont: „Die
       EA ist ein Sammelbecken von Holocaustleugnern und Neonazis“. Die Leugnung
       des Holocaust sei ihr politischer Kern. „Wenn nun auch noch
       wehrsportähnliche Übungen durchgeführt werden, gilt es, hier doppelt genau
       hinzusehen“, sagt sie und fordert, die Behörden müssten nun auch prüfen, ob
       der Vereinszweck dem Strafgesetz zuwider läuft und gegebenenfalls
       entsprechende Konsequenzen ziehen.
       
       Sollte sich bewahrheiten, dass Axel S., der Gebietsleiter der EA von den
       Durchsuchungen betroffen sei, müsste ein Rechtsrock-Festival am 15. Juli in
       Thema neu polizeilich bewertet werden, meint sie. Der EA-Kader ist als
       einer der Redner angekündigt.
       
       23 Jun 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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