# taz.de -- Parlamentswahl in Albanien: Sozialisten liegen klar in Führung
       
       > Die Partei von Ministerpräsident Edi Rama hat nach ersten Auszählungen
       > die Wahl mit großem Vorsprung gewonnen. Für Brüssel ist das ein wichtiges
       > Signal.
       
 (IMG) Bild: Ministerpräsident Edi Rama bei der Abgabe seines Stimmzettels
       
       TIRANA afp | Bei der Parlamentswahl in Albanien zeichnet sich ein klarer
       Sieg der regierenden Sozialisten ab. Die Partei von Ministerpräsident Edi
       Rama kam nach Auszählung der Stimmen in knapp einem Fünftel der Wahllokale
       auf 50,3 Prozent, wie die Wahlbehörden in Tirana am Montagmorgen
       mitteilten. An zweiter Stelle folgt demnach die konservative Demokratische
       Partei von Oppositionsführer Lulzim Basha mit 27,3 Prozent.
       
       Ramas bisheriger Koalitionspartner, die Sozialistische Bewegung für
       Integration (LSI) von Präsident Ilir Meta, liegt den Teilergebnissen
       zufolge mit 15,3 Prozent auf Platz drei. Prognosen zufolge könnte Rama
       möglicherweise aber sogar auf eine absolute Mehrheit von 71 der 140 Sitze
       kommen und damit künftig alleine regieren. Die Hochrechnungen gelten jedoch
       als wenig zuverlässig.
       
       Öffentlich kommentierte Rama seinen prognostizierten Wahlsieg bislang
       nicht. Medienberichten zufolge schickte er bislang lediglich eine Nachricht
       an die Abgeordneten seiner Partei. Ein Parteifreund des Regierungschefs,
       Tiranas Bürgermeister Erion Veliaj, feierte im Kurznachrichtendienst
       Twitter den „Sieg einer Politik des Fortschritts, der Reformen und der
       europäischen Perspektive“.
       
       Nachdem vorangegangene Wahlen in Albanien immer wieder von Gewalt und
       Betrugsvorwürfen überschattet waren, verlief der Urnengang diesmal ohne
       größere Zwischenfälle. Rund 3.000 Wahlbeobachter waren im Einsatz, darunter
       mehr als 300 Ausländer. Wegen niedriger Wahlbeteiligung schlossen die
       Wahllokale am Sonntagabend eine Stunde später als geplant. Dennoch lag sie
       nur bei 45 Prozent und erreichte damit einen neuen Tiefstand. 2013 betrug
       die Beteiligung knapp 54 Prozent.
       
       ## Signal für Brüssel
       
       Der Ausgang der Wahl dürfte auch ein wichtiges Signal für Brüssel sein:
       Tirana ist seit 2014 offizieller EU-Beitrittskandidat und hofft auf einen
       Beginn der Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr. Laut Rama wollen
       Sozialisten und Demokraten nach der Wahl gemeinsam den Beginn der
       Verhandlungen beantragen. In ihrem jüngsten Bericht zu Albanien kritisierte
       die EU allerdings das weiterhin langsame und ineffektive Justizsystem sowie
       weitverbreitete Korruption. Auch der Drogenhandel in dem südosteuropäischen
       Land ist ein Problem.
       
       Albanien gehört zu den ärmsten Staaten Europas. Das durchschnittliche
       Monatseinkommen liegt bei nur 340 Euro. Viele junge Albaner gehen
       angesichts von Arbeits- und Perspektivlosigkeit ins Ausland. Mittlerweile
       leben dort 1,2 Millionen Albaner. 2,9 Millionen Einwohner blieben in
       Albanien. Ein Drittel der Jugend im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos.
       
       Beherrschendes Thema des Wahlkampfs war die schlechte Wirtschaftslage. Die
       Enttäuschung vieler Albaner mit dem mangelnden Wachstum dürfte nach
       Auffassung vieler Beobachter ein Grund für die niedrige Wahlbeteiligung
       sein – zumal sich die Wirtschaftsprogramme der beiden großen Parteien kaum
       unterschieden.
       
       26 Jun 2017
       
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