# taz.de -- Osnabrücker Frauenhaus überfüllt: Frauen in Not abgewiesen
       
       > Das Osnabrücker Frauenhaus musste im vergangenen Jahr 404 Frauen und
       > Kinder wegschicken. Es ist zu voll, weil Betroffene keine Wohnung finden.
       
 (IMG) Bild: Kein Platz im Schutzraum: Frauenhäuser sind häufig voll und müssen Frauen wegschicken
       
       OSNABRÜCK taz | Sie wurden bedroht, geschlagen, vergewaltigt.
       Partnerschaftliche und familiäre Gewalt haben die Frauen und ihre Kinder
       erlebt, die Schutz im Frauenhaus Osnabrück suchen. Doch trotz dieser
       traumatisierenden Erfahrungen bekamen im letzten Jahr 190 Frauen und 214
       Kinder keinen Platz in der Einrichtung. Die Plätze waren belegt.
       
       15 Frauen und 15 Kinder kann das Frauenhaus aufnehmen. Dort finden sie
       Schutz vor den Gewalttätern und können sich in Ruhe eine eigene Wohnung
       suchen. Doch Letzteres ist durch die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt
       deutlich schwerer geworden. Viele Bewohnerinnen sind deshalb länger als
       geplant im Frauenhaus. Während im vergangenen Jahr ein Drittel das Haus
       bereits nach einer Woche wieder verließ und ein weiteres Drittel innerhalb
       von drei Monaten wieder gehen konnte, blieben die anderen Frauen zwischen
       sechs und zwölf Monaten. Sie konnten keine bezahlbare Wohnung finden. Nur
       116 Frauen und Kinder konnten deshalb im Laufe des Jahres aufgenommen
       werden.
       
       Das Problem besteht schon länger. 2014 konnten sogar nur 51 Frauen und 30
       Kinder ins Frauenhaus ziehen, während 219 Frauen und 216 Kinder keinen
       Platz bekamen. 2015 war die Lage etwas entspannter. Aber auch da mussten
       238 Frauen und Kinder abgewiesen werden.
       
       Alleinerziehende hätten es besonders schwer bei Vermietern, erklärt Esther
       Bierbaum, Mitarbeiterin im Frauenhaus Osnabrück. Noch schwieriger wird es,
       wenn sie Sozialleistungen beziehen. Denn damit ist nicht nur der Höhe der
       Miete ein Limit gesetzt, sondern auch der Quadratmeterzahl. So hätte sich
       vor einigen Tagen eine Vermieterin im Frauenhaus gemeldet, die eine Wohnung
       anbieten wollte, berichtet Esther Bierbaum. Doch die 120 Quadratmeter wären
       zu groß gewesen und nicht über Sozialleistungen finanziert worden. Daher
       gab es keine Bewohnerin im Frauenhaus, die das Angebot annehmen konnte.
       
       Die Osnabrücker Einrichtung ist nicht die einzige, die Schutzsuchende
       abweisen muss. Das Problem besteht bundesweit, wie die Zentrale
       Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser im Juni auf ihrer Internetseite
       vermeldete. „Frauenhäuser müssen immer mehr Frauen abweisen, weil sie keine
       freien Plätze haben“, heißt es dort, „das betrifft den Norden genauso wie
       den Süden, den Westen und mittlerweile auch den Osten.“ In
       Mecklenburg-Vorpommern etwa sind vor allem in Rostock, Güstrow, Wismar und
       Schwerin die Plätze knapp.
       
       Auch in Niedersachsen ist das Osnabrücker Frauenhaus nicht das einzige, das
       Platznot hat. 2014 gaben 23 der 41 vom Land geförderten Frauenhäuser an,
       unter akutem Platzmangel oder Überbelegung gelitten zu haben. 18
       Frauenhäuser gaben in ihrem Sachbericht keine Hinweise darauf, ob sie
       Anfragen ablehnen mussten. Regional sei die Auslastung der insgesamt 352
       Plätze sehr unterschiedlich, heißt es im niedersächsischen
       Sozialministerium.
       
       Die Grünen-Fraktion des Osnabrücker Stadtrates hat sich inzwischen der
       Forderung des Frauenhauses angeschlossen, dass die Stadt
       Wohnraumkontingente für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder schaffen
       solle. „Es ist eindeutig so, dass in den letzten Jahren zu wenig Mietraum
       entstanden ist, der für untere Einkommensklassen bezahlbar ist“, erklärt
       Fraktionsvorsitzender Michael Hagedorn. Da sei Osnabrück keine Ausnahme.
       
       Seine Fraktionskollegin Diana Häs, frauenpolitische Sprecherin der Grünen,
       verweist auf ein Zehn-Punkte-Programm, das der Rat vor einem Jahr
       verabschiedet hat. Das darin enthaltene Leerstandsmanagement soll die
       Besitzer nicht bewohnter Häuser und Wohnungen und potentielle Mieter
       zusammenbringen.
       
       Häs glaubt, dass so auch Bewohnerinnen des Frauenhauses von einer
       Vermittlung in eine leer stehende Wohnung profitieren könnten.
       
       24 Jul 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anne Reinert
       
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