# taz.de -- Kommentar zu Englisch in Restaurants: Plump den Stammtisch bedient
       
       > Der CDU-Politiker Jens Spahn echauffiert sich darüber, dass Berlins
       > Kellner manchmal kein Deutsch könnten. Willkommen in Europa, Herr Spahn!
       
 (IMG) Bild: Ob er Englisch spricht? Oder Russisch? Oder Spanisch? Oder gar Deutsch?
       
       Eigentlich gehören die Sätze, die Jens Spahn, CDU-Staatssekretär im
       Finanzministerium da am Wochenende in der Neuen Osnabrücker Zeitung von
       sich geben durfte, in die Kategorie geflissentlich zu überhörendes
       Wahlkampfgeschwätz. Es gehe ihm „zunehmend auf den Zwirn, dass in manchen
       Berliner Restaurants die Bedienung nur Englisch spricht“, sagte Spahn.
       Deutsch zu lernen, wenn man in Deutschland leben will – das dürfe man wohl
       erwarten von jedem, der in dieses Land kommt.
       
       Wenn einer so plump den Stammtisch bedient, ist da ja immer die
       Abwägungsfrage: Ignorieren, den vom Interviewten einkalkulierten
       Empörungsreflex der Medien ins Leere laufen lassen – oder dem Stammtisch
       doch etwas entgegenhalten?
       
       In diesem Fall ist der vermeintliche Aufregersatz so billig, dass man nicht
       widerstehen kann. Spahn, der gerne mal scharf vom Rechtsaußenflügel der
       Union beim Thema Zuwanderung schießt, bedient sein Lieblingsnarrativ, die
       Angst vor der „Überfremdung“ ausgerechnet mit – Europa. Denn natürlich
       kommen die englischsprachigen KellnerInnen in den hippen Restaurants, Bars
       und Cafés in Mitte, Kreuzberg und Neukölln in der Regel nicht aus
       Afghanistan oder Syrien. Es sind meist junge Spanier und Engländer, die
       hier studieren, ihre Kreativ-Projekte verfolgen und sich nebenher ein
       bisschen was verdienen.
       
       Das Restaurant-Englisch hat etwas mit Schengen und Erasmus zu tun, mit der
       klassischen Debatte um Integrationspolitik hat es nichts zu tun. Aber
       Spahns Interviewsätze bedienen eben schön eine Form von Heimat-Rhetorik,
       wie sie auch die AfD gut kann: Unser Land, unsere Sprache, unsere Bars. Man
       wird hier ja wohl noch auf Deutsch ein Bier bestellen können!
       
       Spahns Überfremdungsrhetorik ist in Wirklichkeit eine Anti-Europa-Rhetorik.
       Selbstverständlich würde sich der CDUler nie als Anti-Europäer bezeichnen.
       Ist auch egal. Hier ging es um den Stammtisch, den die CDU von der AfD
       zurückerobern will – und der übrigens in Deutschland dort steht, wo man das
       Bier garantiert nicht auf Englisch bestellt.
       
       14 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Klöpper
       
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