# taz.de -- Probleme der globalen Atomwirtschaft: AKWs sind out
       
       > Die Zahl der Reaktor-Neubauten ist rückläufig, Konzerne gehen bankrott,
       > Aktienkurse fallen. Nur in China legt die nukleare Stromerzeugung zu.
       
 (IMG) Bild: Ab in die Tonne!
       
       FREIBURG taz | Auch für die Atomkraftwerke in Florida war Wirbelsturm
       „Irma“ brandgefährlich. Ein Reaktor am Standort Turkey Point, dessen
       technische Anlagen nur 6,70 Meter über dem Meeresspiegel liegen, war wegen
       des Hurrikans vorsorglich abgestellt worden. Doch ein zweites Fukushima
       blieb aus.
       
       Neben der Anfälligkeit durch Unwetter ist auch das zunehmende Alter der
       AKWs weltweit Anlass zur Sorge. Dies zeigt der am Dienstag in Paris
       vorgestellte World Nuclear Industry Status Report: Die Reaktoren der Welt
       sind inzwischen im Schnitt 29,3 Jahre alt, in der EU sogar 32,4 Jahre.
       Weltweit haben 64 Blöcke das Alter von 40 Jahren schon überschritten.
       
       Die Atomindustrie kämpft zudem weltweit mit ökonomischen Problemen. Die
       US-Atomsparte Westinghouse der Firma Toshiba: bankrott. Der französische
       Atomkonzern Areva: hochverschuldet und nur mit Staatshilfe überlebensfähig.
       Die französische AKW-Stahlgießerei Creusot Forge: durch massive
       Materialprobleme in Verruf. Die Aktienkurse von Atomkonzerne weltweit:
       erodierend.
       
       Auch der jüngste Statusreport aus der Feder des Atomenergieberaters Mycle
       Schneider zeichnet ein trübes Bild der Branche. Die Zahl der in Bau
       befindlichen Reaktoren ist im vierten Jahr in Folge rückläufig. Zugleich
       kommt es auf den Atombaustellen zu enormen Verzögerungen. Von 53 Reaktoren,
       die weltweit in Bau sind, befinden sich 37 hinter ihrem Zeitplan.
       
       Zwar nahm die weltweite Atomstromerzeugung im Jahr 2016 gegenüber dem
       Vorjahr bedingt durch den Zubau in China um 1,4 Prozent zu – und lag damit
       um sieben Prozent unter dem Maximum von 2006. Seit Jahren nimmt die
       Relevanz der Atomkraft für die weltweite Stromerzeugung ab. Inzwischen hat
       sie nur noch einen Anteil von 10,5 Prozent. 1996 waren es noch 17,5
       Prozent.
       
       In der EU sind aktuell noch 125 Reaktoren in Betrieb, 1989 waren es noch
       177. Zugleich boomen Sonne- und Windkraft: Unter den weltweit neuen
       Kraftwerkskapazitäten hatten die Erneuerbaren 2016 einen Anteil von 62
       Prozent. Die Windstromerzeugung nahm damit seit 2015 um 132 Terawattstunden
       zu, die Solarstromerzeugung um 77. Beim Atomstrom lag der Zuwachs bei 35
       Terawattstunden.
       
       13 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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