# taz.de -- Sturm Harvey in den USA: Houston im Chaos, Louisiana bedroht
       
       > Im Süden der USA wütet der Tropensturm Harvey weiter – eine Entspannung
       > ist nicht in Sicht. 30.000 Menschen sollen in Notunterkünfte gebracht
       > werden.
       
 (IMG) Bild: An der Tidwell Road im Osten von Houston versuchen Helfer, ein Boot an Land zu bringen
       
       HOUSTON afp | Sturm „Harvey“ hat die US-Millionenmetropole Houston und
       andere Orte in Texas ins Chaos gestürzt. Straßen wurden überflutet,
       Krankenhäuser und Flughäfen mussten schließen. Das Nationale
       Hurrikanzentrum (NHC) der USA sprach von „beispiellosen Überschwemmungen“.
       „Harvey“ soll in den kommenden Tagen nochmals an Stärke zunehmen. Auch für
       Texas' Nachbarstaat Louisiana wurde der Katastrophenfall ausgerufen.
       
       Derzeit bewege sich der Sturm nur sehr langsam vom Fleck, teilte das NHC
       mit. Er treibe Richtung Meer, werde aber voraussichtlich Mitte der Woche
       zurückkehren und noch mehr Regen mit sich bringen. Zuvor hatte das
       Hurrikanzentrum bereits erklärt, die Auswirkungen des Sturms seien
       „beispiellos“ und überstiegen „alle Erwartungen“.
       
       Der Chef des Nationalen Wetterdienstes, Louis Uccellini, sagte bei einer
       Pressekonferenz in Washington, die weitere Entwicklung des Sturms sei
       „schwer vorherzusagen“. Die Überschwemmungen würden ihren Höhepunkt
       vermutlich am Dienstag oder Mittwoch erreichen.
       
       Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema erklärte, voraussichtlich müssten
       mehr als 30.000 Flutopfer in Notunterkünften untergebracht werden.
       Fema-Chef Brock Long sprach von einem Unwetter historischen Ausmaßes.
       
       ## Zwei Krankenhäuser evakuiert
       
       „Harvey“ könnte den Voraussagen zufolge weiter ostwärts und ins
       Landesinnere ziehen. US-Präsident Donald Trump rief am Montag auch für den
       an Texas angrenzenden Bundesstaat Louisiana den Katastrophenfall aus. Damit
       können Bundesmittel zur Behebung der zu erwartenden Sturmschäden
       freigegeben werden. Am Wochenende hatte der US-Präsident bereits den
       Katastrophenfall für Texas ausgerufen.
       
       Der Dauerregen sorgte unter anderem in Houston, der viertgrößten Stadt der
       USA, für Überflutungen. Binnen 24 Stunden waren dort 60 Zentimeter Regen
       gefallen. In der Stadt leben rund 2,3 Millionen Menschen, in der
       Metropolregion mehr als sechs Millionen.
       
       Zwei Krankenhäuser in Houston mussten evakuiert werden. Auch die
       wichtigsten Schnellstraßen waren von den Überschwemmungen betroffen. „Die
       Straßen, auf denen du täglich fährst, sind vollständig unter Wasser“, sagte
       der Bewohner John Travis. Der Flugbetrieb an den beiden Flughäfen der
       texanischen Metropole kam zum Erliegen, darunter auch das vielgenutzte
       Luftverkehrsdrehkreuz George Bush Intercontinental Airport.
       
       ## Schäden „in die Milliarden“
       
       Der Sturm traf auch die Ölindustrie an der US-Golfküste. Mehrere
       Raffinerien, darunter die landesweit zweitgrößte Anlage in Baytown, mussten
       schließen.
       
       In Houston wurden innerhalb von 15 Stunden 56.000 Notrufe registriert –
       sieben Mal mehr als üblich. Die städtische Katastrophenschutzbehörde
       forderte die Einwohner auf, sich aufs Dach zu retten, wenn das oberste
       Stockwerk ihres Hauses nicht mehr sicher sei. Mehr als 2000 Menschen wurden
       bislang per Hubschrauber aus überfluteten Stadtvierteln gerettet.
       
       Houstons Bürgermeister Sylvester Turner wies Vorwürfe zurück, dass
       Evakuierungen zu spät veranlasst worden seien. Zahlreiche Menschen aus
       ihren Häusern hinaus auf die Straßen zu schicken, werde nicht leichtfertig
       angeordnet, sagte er vor Journalisten.
       
       Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte, die Lage werde sich weiter
       verschlimmern. Schon jetzt gingen die Schäden „in die Milliarden“.
       
       ## Trump reist am Dienstag in die betroffenen Gebiete
       
       „Harvey“ war am Freitag als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie in Texas
       auf Land getroffen. Es war der stärkste Wirbelsturm auf US-Festland seit
       zwölf Jahren. Später wurde er zwar auf einen Tropensturm herabgestuft,
       brachte allerdings weiter heftige Regenfälle mit sich. Mindestens drei
       Menschen kamen bislang ums Leben. Gleichzeitig gebe es sechs Todesfälle,
       die „möglicherweise“ in Verbindung zu der Naturkatastrophe stünden, sagte
       Tricia Bentley, Sprecherin der Rechtsmedizin im County Harris, zu dem auch
       die Millionenmetropole Houston gehört.
       
       Die genaue Todesursache sei allerdings noch unklar, fügte Bentley hinzu,
       Möglicherweise hätten die Opfer medizinische Notfälle erlitten und seien
       aufgrund der Überschwemmungen von Hilfe abgeschnitten gewesen.
       
       Präsident Trump will am Dienstag die betroffenen Gebiete besuchen, wie das
       Weiße Haus ankündigte. Im Kurzbotschaftendienst Twitter hatte der Präsident
       zuvor geschrieben, er werde erst nach Texas reisen, wenn dies „keine
       Störung“ des Katastropheneinsatzes verursache. Der Schwerpunkt müsse „auf
       Leben und Sicherheit liegen“.
       
       29 Aug 2017
       
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