# taz.de -- Inklusion im Niedersachsen-Wahlkampf: Das sagen die Parteien
       
       > Die Positionen liegen weit auseinander. Die einen wollen, dass Schüler
       > mit Handicap an allgemeinen Schulen lernen, die anderen gleich das
       > Gegenteil.
       
 (IMG) Bild: Eine „Vollbremsung“, wie sie Althusmann (CDU) vorschwebt, will sie nicht: Frauke Heiligenstadt (SPD) im inklusiven Sportunterricht
       
       ## Eine Pause für die CDU
       
       CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann hat die Inklusion in den Wahlkampf
       gezogen. Zwar hat er das Konzept der inklusiven Schule 2012 als
       Kultusminister selbst eingebracht, nun aber fordert er eine einjährige
       Atempause. „Wir werden die Umsetzung der Inklusion in Niedersachsen
       entschleunigen“, heißt es im Wahlprogramm. In dieser Zeit solle nachgedacht
       werden, wie die Ressourcen eingesetzt werden könnten. Einige Entscheidungen
       von Rot-Grün will Althusmann zurückdrehen. So will er alle Förderschulen
       erhalten – auch die mit dem Schwerpunkt Lernen, die von der rot-grünen
       Regierung sukzessive abgeschafft wurden. So sollen Eltern wieder
       entscheiden können, ob sie ihr Kind auf eine Regel- oder Förderschule
       schicken. 
       
       ## FDP will mehr Kooperation
       
       Auch die Liberalen wollen gern am Konzept Förderschule Lernen festhalten,
       die Uhr aber nicht zurückdrehen. Dort, wo das Konzept Förderschule Lernen
       bereits beendet wurde, sollten nun stattdessen Kooperationsklassen
       eingerichtet werden, heißt es im FDP-Wahlprogramm. Das sind reine
       Förderklassen an Regelschulen. „Damit schaffen wir für die Kinder die
       Chance, in einem speziell auf sie zugeschnittenen Setting zu lernen“, steht
       im Programm. Inklusive Klassen soll es dennoch geben, und damit das Lernen
       besser klappt, wünscht sich die FDP einen festen Sozialpädagogen pro
       Schule.
       
       ## SPD ohne Kompromisse
       
       Eine „Vollbremsung“, wie die SPD-Fraktionschefin Johanne Modder die Idee
       von Althusmann bezeichnet, will die SPD nicht. Stattdessen sollen
       langfristig die Förderschulen abgeschafft werden und die Förderschullehrer
       an einer Schule mit „multiprofessionellen Teams“ arbeiten, statt zwischen
       den Regelschulen zu pendeln. Inklusion sei „keine wohlwollende Geste, keine
       generöse Haltung gegenüber Schülerinnen und Schülern mit Behinderung“,
       sondern „ein Menschenrecht“, sagt Ministerin Frauke Heiligenstadt. Wie
       dieses Recht eingelöst werden soll, bleibt etwas vage: „Eine
       SPD-Landesregierung wird bei der weiteren Entwicklung der inklusiven Schule
       die bereitstehenden personellen und finanziellen Ressourcen berücksichtigen
       und möglichst ausbauen.“
       
       ## Grüne wollen nicht zurück
       
       Bereits im vergangenen Jahr haben die Grünen auf einem Parteitag
       beschlossen, „allen Versuchen, die bisherigen Schritte zur Einführung der
       inklusiven Schule zurückzunehmen, entschlossen entgegenzutreten“. Es müsse
       jedoch stetig überprüft werden, welche neuen Maßnahmen im Inklusionsprozess
       gebraucht werden, sagt der Abgeordnete Heiner Scholing. Man könne aber
       nicht alles machen wie vorher. „Wir müssen uns verabschieden von einem
       Schulbuch für die ganze Klasse“, sagt Scholing. Der Unterricht müsse an die
       individuellen Lernstände angepasst werden. Zunächst solle es keinen
       weiteren Schritt bei der Abschaffung von Förderschulen geben, um die
       Regelschulen nicht zu überfordern.
       
       ## Die Linke will 100 Prozent
       
       Nichts weniger als die „volle Inklusion von Kindern und Jugendlichen in
       Regelschulen“ will die Linke. Dafür müsse aber das Schulpersonal
       aufgestockt und auch besser ausgebildet werden, heißt es in ihrem
       Wahlprogramm.
       
       6 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andrea Scharpen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
 (DIR) Bernd Althusmann
 (DIR) Niedersachsen
 (DIR) Frauke Heiligenstadt (SPD)
 (DIR) Inklusion
 (DIR) Inklusion
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Debatte um Förderschulen in Niedersachsen: „Die Umsetzung läuft schleppend“
       
       Der GEW-Vize Holger Westphal sieht mit Sorge auf die Wahl in Niedersachsen.
       CDU und FDP wollten den Wandel zur inklusiven Schule stoppen.
       
 (DIR) Bernd Althusmann über Landtagswahl: „Ich bin da sehr optimistisch“
       
       Niedersachsens Herausforderer von der CDU möchte weniger Inklusion und mehr
       Einschränkungen für Flüchtlinge. Das Turbo-Abi will er nicht zurückholen.