# taz.de -- Kommentar Frauke Petrys neue Partei: Von der Galionsfigur zur Randnotiz
       
       > Die ehemalige AfD-Chefin hat „Die Blaue Partei“ ins Leben gerufen. Wie
       > einst Bernd Lucke wird Frauke Petry nun in der Versenkung verschwinden.
       
 (IMG) Bild: Petry will mit der „Blauen Partei“ den Ex-Kollegen Konkurrenz machen
       
       Es ist schon fast eine symbolische Verbannung. Ganz unten rechts auf der
       Seite 2 hat die Bild-Zeitung am Mittwoch die Meldung versenkt, dass Frauke
       Petry eine neue Partei gegründet hat. Eine Sprecherin des Bundeswahlleiters
       bestätigte der taz die Gründung der „Blauen Partei“. Nach
       Bild-Informationen erfolgte die Gründung am 17. September. Allerdings nicht
       durch Petry selbst, sondern durch ihren langjährigen Vertrauten Michael
       Muster.
       
       Es gab Zeiten, da schaffte Frauke Petry es noch auf die Titelseite der Bild
       und anderer Tageszeitungen. Seit dem [1][Rückzug des Parteigründers Bernd
       Lucke Mitte 2015] war sie die Galionsfigur der AfD. Spätestens seit ihrem
       [2][Abgang bei der Bundespressekonferenz] samt öffentlichkeitswirksamem
       Austritt aus der Fraktion und später der Partei ist Petry aber politisch
       bedeutungslos geworden.
       
       Innerhalb der Alternative für Deutschland war Petry schon vor der Wahl
       marginalisiert. Ihre Auseinandersetzungen mit den rechten Hardlinern um
       Alexander Gauland und mit ihrem Co-Sprecher Jörg Meuthen verschafften Petry
       zwar noch eine gewisse Aufmerksamkeit im Politikboulevard. Doch ihr Abgang
       war seit Langem programmiert.
       
       Nun versucht es Petry also mit einer neuen Partei. Was sie damit erreichen
       will, weiß wohl nur sie selbst. Ihre demonstrative Abkehr vom
       völkisch-nationalen Flügel ihrer Ex-Partei lässt vermuten, dass die „Blaue
       Partei“ sich im rechtspopulistischen Spektrum gemäßigter positionieren
       möchte. Das Problem: Dort ist politisch nichts zu holen.
       
       Die Wahlergebnisse der Alternative für Deutschland haben sich durch den
       völkischen Rechtsruck seit 2015 nicht verschlechtert – sondern verbessert.
       Gerade erst ist die Partei mit 12,6 Prozent in den Bundestag eingezogen.
       Warum sollten AfD-Wähler jetzt zu einer leicht moderateren Rechtspartei
       wechseln?
       
       ## Genug Angebote für rechte Wähler
       
       Glaubt man den Andeutungen aus den Reihen der Union, steht außerdem ein
       Rechtsruck der CDU/CSU in der Migrations- und Integrationspolitik bevor.
       Wer keine Zuwanderer und Muslime mag, ist im deutschen Parteienspektrum
       also schon jetzt gut versorgt.
       
       Und dann gibt es ja noch die liberal-konservativen Reformer (LKR) um den
       ehemaligen AfD-Chef Bernd Lucke. Auch die LKR hat versucht, sich links von
       der AfD und rechts von CDU/CSU zu positionieren – und ist damit
       gescheitert. Mit gerade mal einem Landtagsabgeordneten und einer Handvoll
       Europaparlamentarier ist die Partei [3][praktisch bedeutungslos]. Bei der
       Bundestagswahl traten Lucke und Co nicht einmal an.
       
       Frauke Petry hat zumindest ein Bundestagsmandat. Mittlerweile ist [4][auch
       Mario Mieruch aus der Fraktion ausgetreten]. Um eine eigene
       Parlamentariergruppe zu gründen – und damit die Partei bekannter zu machen
       – reicht das nicht. Es ist unwahrscheinlich, dass sich über die
       Legislaturperiode genug AfD-Bundestagsabgeordnete finden, die sich der
       „Blauen Partei“ anschließen und als fraktionslose Abgeordnete in der
       letzten Reihe des Plenarsaals Platz nehmen.
       
       Schlechte Vorzeichen für Frauke Petry und ihre Blaue Partei. Auf die
       Bild-Titelseite könnte die gefallene Spitzenpolitikerin aber doch noch ein
       einziges Mal gelangen. Wenn sie irgendwann ein Buch über die Intrigen in
       ihrer Ex-Partei schreibt. Politikboulevard eben.
       
       11 Oct 2017
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Wimalasena
       
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