# taz.de -- Missbrauchsvorwürfe in Hollywood: US-Polizei ermittelt gegen Weinstein
       
       > Gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein wird nun wegen sexueller
       > Belästigung ermittelt. Eine weitere Schauspielerin hat sich mit Vorwürfen
       > gemeldet.
       
 (IMG) Bild: „Ich wusste genug, um mehr zu tun“: Obwohl er über die Vorwürfe gegen Weinstein (m.) wusste, arbeitete Quentin Tarantino (r.) weiter mit ihm
       
       LOS ANGELES ap/dpa | Die Untersuchungen gegen den Filmproduzenten Harvey
       Weinstein erreichen erstmals Hollywood: Die Polizei von Los Angeles hat
       nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs gegen den
       Weinstein eingeleitet. Die Polizei habe ein mutmaßliches Opfer Weinsteins
       befragt, das Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben habe, erklärte
       Polizeisprecher Sal Ramirez. Nähere Angaben zu dem Vorfall, der sich im
       Jahr 2013 ereignet haben soll, machte Ramirez mit Hinweis auf die laufenden
       Ermittlungen zunächst nicht.
       
       Laut eines [1][Berichts der Los Angeles Times] soll es sich bei der Frau um
       eine 38 Jahre alte Schauspielerin aus Italien handeln. Weinstein habe sie
       vergewaltigt, nachdem er sich Zugang zu ihrem Hotelzimmer verschafft habe,
       erklärte die Frau nach Angaben der Zeitung. Sie werde von Rechtsanwalt
       David Ring vertreten. „Meine Mandantin ist allen mutigen Frauen dankbar,
       die bereits einen Schritt unternommen haben, um Weinstein endlich zu
       entlarven“, [2][erklärte Ring in einer Stellungnahme]. „Diese Frauen haben
       es vielleicht nicht realisiert, aber sie haben meiner Mandantin die
       Unterstützung und den Zuspruch gegeben, Weinstein für diese schreckliche
       Handlung zur Verantwortung zu ziehen“, so Ring.
       
       Auch in New York und London ermittelt bereits die Polizei wegen
       mutmaßlichem sexuellen Missbrauch gegen Weinstein.
       
       Weinstein könne sich zu anonym geäußerten Beschuldigungen nicht äußern,
       schrieb seine Sprecherin Sallie Hofmeister in einer Stellungnahme. Der
       65-Jährige weise die Vorwürfe des nicht einvernehmlichen sexuellen Kontakts
       aber deutlich zurück. Dutzende Frauen, darunter auch die Schauspielerinnen
       Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie, werfen Weinstein sexuelle Belästigung
       oder Missbrauch vor.
       
       Am Donnerstag erhob auch die Oscar-prämierte Schauspielerin Lupita Nyong'o
       Vorwürfe gegen den Filmproduzenten. Weinstein habe sie zu sich nach Hause
       eingeladen als sie noch die Schauspielschule besuchte, schrieb Nyong'o in
       der New York Times. Weinstein habe sie gefragt, ob er sie massieren dürfe,
       sie habe abgelehnt, aber ihn massiert. Er habe versucht, seine Hose
       auszuziehen. Nachdem sie mehrfach protestierte, sei sie gegangen. Auch in
       den Jahren danach habe sie Begegnungen gehabt. Sie habe ein Angebot für
       einen Film von Weinstein abgelehnt, so die Schauspielerin.
       
       „Er war einer der ersten Menschen, die ich in der Filmindustrie
       kennenlernte und er sagte: „So läuft das.“ Und wo auch immer ich
       hinschaute, stellten sich Leute auf ihn ein und gingen mit ihm um, ohne ihn
       herauszufordern“, [3][schrieb Nyong'o]. „Ich wusste nicht, dass sich Dinge
       ändern können. Ich wusste nicht, dass irgendwer Veränderungen wollte. Mein
       Plan zum Überleben war daher, Harvey und Männer wie ihn zu meiden, egal was
       es koste. Ich wusste nicht, dass ich Verbündete hatte.“
       
       ## Quentin Tarantino distanziert sich
       
       Regisseur und Oscar-Preisträger Quentin Tarantino (54) bedauerte [4][in der
       New York Times], nicht schon früher auf die Missbrauchsvorwürfe gegen
       Harvey Weinstein reagiert zu haben. „Ich wusste, er hat einige dieser Dinge
       getan“, sagte Tarantino in einem Interview. „Ich wusste genug, um mehr zu
       tun, als ich getan habe“, sagte er mit Blick auf Schauspielerinnen, die ihm
       von Belästigungen Weinsteins erzählt hätten. Er hätte viel früher seine
       Zusammenarbeit mit Weinstein beenden müssen, sagte der Regisseur.
       
       Mehr als 20 Jahren arbeiteten Tarantino und der Hollywood-Mogul eng
       zusammen an Film-Hits wie „Pulp Fiction“ (1994), „Kill Bill“, „Inglourious
       Basterds“ und „Django Unchained“. In einem Statement Tarantinos in der
       vergangenen Woche hieß es, er sei „erstaunt und erschüttert über die
       Offenbarungen, die über Harvey Weinstein, meinen Freund seit 25 Jahren, ans
       Licht gekommen sind“. Er bat um einige Tage Zeit, „um meinen Schmerz, meine
       Emotionen, meine Wut und meine Erinnerungen zu sortieren“, bevor er sich
       äußern wollte.
       
       20 Oct 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.latimes.com/local/lanow/la-fi-ct-weinstein-lapd-victim-20171019-story.html
 (DIR) [2] https://www.taylorring.com/blog/lapd-launches-investigation-harvey-weinstein-rape-accusations/
 (DIR) [3] https://www.nytimes.com/2017/10/19/opinion/lupita-nyongo-harvey-weinstein.html
 (DIR) [4] https://www.nytimes.com/2017/10/19/movies/tarantino-weinstein.html
       
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