# taz.de -- Republikaner gegen US-Präsidenten: „Never Trump“-Flügel schmeißt hin
       
       > Sie sind keine Linken, dennoch haben Bob Corker und Jeff Flake Trump
       > nicht nur scharf kritisiert, sondern auch vor ihm gewarnt. Jetzt geben
       > sie auf.
       
 (IMG) Bild: In der eigenen Partei isoliert: Senator Bob Corker aus Tennessee
       
       NEW YORK taz | Die Trumpifizierung der Republikanischen Partei scheint
       unaufhaltbar. Nach Senator Bob Corker aus Tennessee hat mit Senator Jeff
       Flake aus Arizona der zweite Trumpkritiker angekündigt, dass er 2018 nicht
       erneut kandidieren wird. Flake tat es in einer emotionalen Rede vor dem
       Senat, in der er den Präsidenten kritisierte, ohne ihn namentlich zu
       erwähnen.
       
       Zuvor hatte Flake vergeblich versucht, seine republikanischen KollegInnen
       aufzurütteln. Doch bei seinem letztem großen Auftritt war nur ein halbes
       Dutzend der insgesamt 52 republikanischen SenatorInnen überhaupt im Saal.
       
       Die beiden Männer, die das Handtuch geschmissen haben, gehören zu der
       winzigen Gruppe von Spitzen-RepublikanerInnen, die es wagen, mit der
       Duckmäuserei zu brechen und Trumps Tauglichkeit für sein Amt zu bestreiten.
       Der dritte Mann in ihrem Bunde ist der zweite Senator aus Arizona, John
       McCain. Zwar kritisieren die übrigen Republikaner den Präsidenten hinter
       vorgehaltener Hand, doch öffentlich applaudieren sie ihm.
       
       Sie befürchten, dass der Präsident – oder sein [1][ehemaliger
       Strategieberater Steve Bannon], der die republikanische Basis jetzt von
       Breitbart News aus bearbeitet – ihnen weiter rechts stehende Herausforderer
       in ihre Wahlkreise schickt, die ihnen die Nominierung für die
       Halbzeitwahlen im November 2018 streitig machen. Das war am Dienstag erneut
       zu spüren, als republikanische Redner nach Flake zwar dessen Verdienste als
       Senator rühmten, aber nicht auf seinen Aufruf reagierten, ihre
       „Komplizenschaft“ mit Trump zu beenden.
       
       ## Isoliert in der eigenen Partei
       
       Der außenpolitische Experte Corker hat unter anderem davor gewarnt, dass
       Trump den Weg zu einem Dritten Weltkrieg bereite. McCain hat Trump
       „fadenscheinigen Nationalismus“ vorgeworfen. Und Flake hat den Präsidenten
       ein „schlechtes Beispiel für unsere Kinder“ genannt. In seiner Rede vor dem
       Senat holte er am Dienstag noch weiter aus. Er sprach von einer „flagranten
       Missachtung von Wahrheit und Anstand“ sowie von „rücksichtslosem,
       empörendem und würdelosem Benehmen von der Spitze“, das er „gefährlich für
       die Demokratie“ nannte.
       
       Im Vorwahlkampf gehörten die kritischen Senatoren [2][zu dem „Never
       Trump“-Flügel der Republikanischen Partei]. Doch beim republikanischen
       Parteitag in Cleveland [3][im Juli vergangenen Jahres] waren sie in ihrer
       eigenen Partei isoliert. Es war die letzte Gelegenheit, eine Kandidatur des
       parteiintern umstrittenen Trump zu verhindern.
       
       Trump rächte sich für die Kritik der Senatoren mit hasserfüllten
       Twitter-Attacken. Er nannte Flake eine „Schneeflocke“ – was manche
       Republikaner als Schimpfwort für Linke benutzen. Er versuchte, Corker als
       „Jammerlappen“ und „Helfer von Präsident O“ ins Abseits zu drängen. Und er
       mockierte sich über McCain, weil der im Vietnamkrieg in Gefangenschaft des
       Vietcong geriet. Trump verweigerte auch Corker und Flake die Unterstützung
       für eine neue Kandidatur für den Senat. McCain gegenüber hat der Präsident
       dazu vorerst keine Gelegenheit, denn McCains Amtszeit dauert noch länger.
       
       Dafür hetzt der Präsident umso stärker gegen die beiden anderen. In einem
       frühmorgendlichen Toiletten-Tweets, den er am Dienstag um 5.13 Uhr
       verschickte, schrieb Trump, Corker würde in Tennessee nicht einmal als
       Hundefänger gewählt werden.
       
       ## Alles andere als Linke
       
       Die drei republikanischen Senatoren sind beileibe keine Linken. Vielmehr
       gehören sie zum traditionellen konservativen Flügel ihrer Partei. Sie
       stehen für eine möglichst kleine Regierung, für ungehinderte
       Marktwirtschaft und für ein starkes Militär. Ihre Identifikation mit den
       ökonomischen Zielen der Republikaner geht so weit, dass sie am Dienstag,
       kurz nach Flakes Auftritt im Senat, gemeinsam für die Abschaffung einer
       unter Ex-Präsident Obama geschaffenen Verbraucherschutzregel stimmten.
       Damit wird die Möglichkeit von Sammelklagen gegen Wall-Street-Unternehmen
       wieder abgeschafft. Banken und Handelskammern hatten in den letzten Monaten
       intensiv Lobbying gegen diese Verbraucherschutzregel aus der Obama-Zeit
       gemacht.
       
       Normalerweise ist Flake in der Republikanischen Partei ein beliebter Mann.
       Doch am Dienstag blieben seine Parteifreunde auf Tauchstation. Stattdessen
       meldete sich der Chef der demokratischen Fraktion im Senat, Chuck Schumer,
       [4][mit einer Twitter-Eloge] zu Wort. Er schrieb: „Jeff Flake ist einer der
       besten Menschen, die ich in der Politik kennen gelernt habe.“
       
       25 Oct 2017
       
       ## LINKS
       
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