# taz.de -- Appell von Kongos Opposition: Auf die eigenen Kräfte vertrauen
       
       > Oppositionsführer Tshisekedi mobilisiert in Belgien zu Protesten. Man
       > dürfe sich nicht auf die internationale Gemeinschaft verlassen.
       
 (IMG) Bild: Felix Tshisekedi, hier in Kinshasa
       
       BRÜSSEL taz | Kaum hat die Wahlkommission der Demokratischen Republik Kongo
       Wahlen für den 23. Dezember 2018 angesetzt – über zwei Jahre später als
       ursprünglich vorgesehen – macht die Opposition des Landes mobil, um zu
       verhindern, dass es noch länger dauert.
       
       Die Sorge, dass Präsident Joseph Kabila – dessen reguläre Amtszeit Ende
       2016 ablief – sogar über 2018 hinaus im Amt bleibt, mit dem Wohlwollen der
       internationalen Gemeinschaft, war Hauptthema eines Auftritts von Kongos
       Oppositionsführer Félix Tshisekedi in Brüssel am Mittwochnachmittag.
       
       Vor mehreren hundert kongolesischen Anhängern rief Tshisekedi zur massiven
       Teilnahme an Protesten im Kongo auf: Die Demonstrationen, zu denen die
       Bürgerbewegung „Lucha“ (Kampf für den Wandel) für den 15. November aufruft,
       und die Protestaktionen am 28. November – Jahrestag der Wahlen 2011, bei
       denen nach Überzeugung der Opposition der historische Oppositionsführer
       Étienne Tshisekedi, Vater von Félix Tshisekedi, von der Wahlkommission um
       den Sieg betrogen wurde.
       
       Félix Tshisekedi trug jetzt ein mit Bildern seines verstorbenen Vaters
       dekoriertes Hemd seiner Partei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen
       Fortschritt) und berichtete von seinen Gesprächen, um Kongos zersplitterte
       Opposition zu einigen.
       
       Er besuchte sogar im Gefängnis des Internationalen Strafgerichtshofs in Den
       Haag Jean-Pierre Bemba, den inhaftierten Führer der Oppositionspartei MLC
       (Kongolesische Befreiungsbewegung).
       
       ## Verschiebung über 2018 hinaus?
       
       Es gibt nämlich Differenzen. Manche Parteien, darunter die MLC, sind
       bereit, eine weitere Übergangszeit mit Kabila zu akzeptieren. Tshisekedis
       Rassemblement verlangt aber seinen Abgang spätestens Ende 2017 – so wie es
       eigentlich 2016 ausgehandelt worden war.
       
       Da Kabila dieses Jahr nicht zurücktreten wird, will Tshisekedi jetzt schon
       dafür sorgen, dass es wenigstens keine weitere Verschiebung über 2018
       hinaus gibt.
       
       Er warnte: „Wenn Joseph Kabila am 31. Dezember 2018 nicht zurückgetreten
       ist, wird die internationale Gemeinschaft, die immer den Weg des geringsten
       Widerstands sucht, mit Druckmitteln auf uns zukommen und sogar mit einer
       UN-Resolution, die man uns dann zwingen wird zu respektieren. Man wird uns
       dazu zwingen, Joseph Kabila zu akzeptieren, indem man uns verspricht, Druck
       auf ihn auszuüben, damit er geht. Aber daran glauben wir nicht mehr.“
       
       Schließlich habe der UN-Sicherheitsrat auch schon in seiner Resolution 2348
       zur Respektierung der Vereinbarung über Wahlen 2017 aufgerufen, „und das
       hat überhaupt nichts gebracht“.
       
       Stattdessen appellierte der Oppositionsführer an die Kongolesen,
       ausschließlich auf die eigenen Kräfte zu vertrauen, um einen Wandel in dem
       bitterarmen 80-Millionen-Einwohner-Land mit fast vier Millionen
       Kriegsvertriebenen zu erzwingen.
       
       ## „Kongo muss befreit werden“
       
       „Wir müssen uns zusammenschließen“, erklärte Tshisekedi. „Kongo muss
       befreit werden, und die Befreiung erfolgt durch den erzwungenen Rücktritt
       von Joseph Kabila.“ Auf seinen freiwilligen Abgang zu warten, sei sinnlos:
       „Wir können Joseph Kabila kein Gramm Vertrauen mehr schenken.“
       
       Den Wahlkalender der Wahlkommission vom vergangenen Sonntag, der
       Präsidentschafts-, Parlaments- und Provinzwahlen am 23. Dezember 2017
       vorsieht, sei „unsinnig“, sagte Tshisekedi. Kabila habe ihn bloß zum Schein
       unter Druck der USA akzeptiert.
       
       In Wirklichkeit habe das Regime die 250 Millionen US-Dollar, die es seit
       2012 jedes Jahr für die Wahlvorbereitung zur Verfügung stelle, veruntreut
       und damit Waffen gekauft, um Aufstände bekämpfen zu können.
       
       Félix Tshisekedi hat sich sichtlich radikalisiert, seit die Polizei ihn
       Ende Oktober gewaltsam daran hinderte, eine Versammlung in der Metropole
       Lubumbashi abzuhalten. „Kongo ist in Gefahr!“, rief er in Brüssel. „Wir
       erleben eine Rückkehr zur Diktatur.“
       
       9 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) François Misser
       
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