# taz.de -- Separatisten in der Ostukraine: Neuer Republikchef in Luhansk
       
       > In der Ukraine wählt das prorussische Rebellenparlament Leonid
       > Pasetschnik. Vorausgegangen war ein Machtkampf verschiedener Fraktionen.
       
 (IMG) Bild: Der neue Chef in Luhansk: Leonid Pasetschnik
       
       KIEW taz | Der neue Chef der international nicht anerkannten
       „Volksrepublik Luhansk“ heißt seit dem Wochenende Leonid Pasetschnik.
       Zuvor war der seit 2014 amtierende Igor Plotnizki „aus gesundheitlichen
       Gründen“ zurückgetreten. Der neue starke Mann, der vor dem Konflikt beim
       ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU als Generalmajor gegen „Schmuggel“
       kämpfte, gilt als Verbindungsmann der „Volksrepublik Luhansk“ zu den
       russischen Geheimdiensten, so das ukrainische Internetportal Vesti.
       
       Es scheinen nicht gesundheitliche Gründe gewesen zu sein, die Plotnizki,
       zum Abdanken bewegten. Vielmehr war diesem Rücktritt ein Machtkampf
       zwischen dem Premier und seinem Innenminister, Igor Kornet, vorausgegangen.
       Er gipfelte in der Entlassung des Innenministers am Montag vergangener
       Woche durch Plotnizki und der anschließenden Weigerung Kornets, diese
       Absetzung zu akzeptieren.
       
       Kornet, dem das gewöhnlich gut informierte russische Internetportal
       lenta.ru die Unterstützung durch russische Geheimdienste zuschreibt, hatte
       nach seiner Entlassung Angehörigen des Innenministeriums befohlen, die
       wichtigsten Ministerien zu blockieren. Gleichzeitig beschuldigte er
       Personen aus dem Umfeld von Plotnizki, vor allem Anastasia Schurkajewa,
       Direktorin des einzigen TV-Senders von Luhansk, und die Leiterin des
       Apparates von Plotnizki, Irina Teizman, „ukrainische Spioninnen“ zu sein.
       
       Kornet hatte auch die Machthaber der benachbarten „Volksrepublik Donezk“
       auf seiner Seite. Am Mittwoch, so lenta.ru, waren Truppen der
       „Volksrepublik Donezk“ in Luhansk eingetroffen. In einer gemeinsamen
       Erklärung des Sicherheitsministeriums der „Volksrepublik Donezk“ und des
       Innenministeriums von Luhansk hieß es, dass man einer Gruppe von
       Verschwörern das Handwerk gelegt habe. Diese hätten auf Befehl des
       ukrainischen Verteidigungsministeriums terroristische Sabotageaktionen
       geplant. Nach einem Bericht der in Moskau erscheinenden Nowaja Gaseta waren
       Plotnizki, Schurkajewa und Teizman mit dem Auto nach Russland geflohen.
       Unterdessen hatte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach einem
       Bericht der ukrainischen Nachrichtenagentur Obozrevatel.com den
       militärischen Ausschuss des Sicherheitsrates einberufen. Der Grund, so der
       Obozrevatel, sei das „Eindringen russischer Panzer und Soldaten“ in
       Luhansk.
       
       ## Angst vor Luhansker Sonderweg
       
       Die Beziehungen zwischen den beiden „Volksrepubliken“ im Donbass waren
       immer wieder von Spannungen geprägt. Nach wie vor finden sich Checkpoints
       an der „Grenze“ zwischen den „Volksrepubliken“. In Donezk argwöhnt man,
       Luhansk werde sich in Eigenregie mit Kiew einigen. Ein Sonderweg des 1,5
       Millionen Einwohner zählenden Gebiets Luhansk würde die fast doppelt so
       große „Volksrepublik Donezk“ von einem wichtigen Versorgungsweg nach
       Russland abschneiden.
       
       „Bei uns in Donezk liegt die Macht in der Hand eines Mannes“, erklärte ein
       Beobachter aus Donezk der taz am Telefon. „Aber in Luhansk herrscht
       Anarchie. Da gibt es mehrere Gruppen, die um die Macht streiten. Gut
       möglich, dass die Luhansker sich von Kiew kaufen lassen wollten.“
       
       Die Angst vor einem Luhansker Sonderweg scheint nicht ganz unbegründet.
       Anfang November hatte der „Außenminister“ der „Volksrepublik Luhansk“,
       Wladislaw Dejnego, erklärt, Luhansk sollte wieder in die Ukraine
       zurückkehren. Auch unter Pasetschnik wird Dejnego weiter im Amt bleiben.
       Und Igor Plotnizki, der die Friedensvereinbarungen von Minsk unterschrieben
       hat, wurde zum Beauftragten für die Minsk-Verhandlungen ernannt.
       
       26 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Clasen
       
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