# taz.de -- Umstrittene Preisverleihung in Berlin: Jebsen soll im Babylon geehrt werden
       
       > Das Kino Babylon muss Räume für die Preisverleihung an den Journalisten
       > Ken Jebsen zur Verfügung stellen, entschied das Amtsgericht.
       
 (IMG) Bild: Ein beliebter Veranstaltungsort für unterschiedliche Veranstaltungen: das Kino Babylon in Berlin
       
       BERLIN taz | Das vom Land subventionierte Kino Babylon muss die Verleihung
       des Kölner Karlspreises für Engagierte Literatur und Publizistik an den
       umstrittenen Journalisten Ken Jebsen dulden. Das Amtsgericht Mitte hat am
       Mittwoch einer Klage des Veranstalters stattgegeben und die Kündigung des
       Mietvertrags durch das Babylon als widerrechtlich eingestuft. Dies sagte
       Andreas Neumann, einer der Mitherausgeber der Neuen Rheinischen Zeitung,
       die die Verleihung organisiert, der taz.
       
       Die einstweilige Verfügung sei aufgehoben worden, bestätigte eine
       Sprecherin des Gerichts am Freitag. Das bedeutet, das Babylon muss den im
       Oktober geschlossenen Vertrag erfüllen und die Räume am Donnerstag zur
       Verfügung stellen. Das Urteil sei allerdings noch nicht rechtskräftig,
       betonte die Sprecherin. Das Kino kann also dagegen klagen. Eine
       Stellungnahme wollte dessen Geschäftsführer Timothy Grossman auf Anfrage
       nicht abgeben. Am Freitag konnten auf der Website des Babylon Tickets für
       die Preisverleihung gebucht werden.
       
       Damit nimmt der Streit überdie Preisverleihung eine Wendung. Berlins
       Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte seine Kritik an der Veranstaltung
       im November öffentlich kundgetan: „Ich bin entsetzt, dass ein Kulturort in
       Berlin diesem Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen und Aluhüte eine Bühne
       bietet“, schrieb er auf Facebook. Ein Anruf seines Staatssekretärs bei dem
       Kino, das Landeszuschüsse für sein Filmprogramm erhält, zeitigte die
       erwünschte Wirkung: Das Kino kündigte den bereits unterzeichneten Vertrag.
       Dagegen klagte die Neue Rheinische Zeitung.
       
       Die Preisverleihung ist ebenso umstritten wie der Veranstalter und Jebsen
       selbst. Der ehemalige RBB-Moderator war 2011 von seinem Arbeitgeber wegen
       Verletzung journalistischer Standards entlassen worden. Jebsen betreibt
       seither auf YouTube das Medienjournal KenFM und verkauft sich als
       Alternative zu etablierten Medien. Er versteht sich als linker
       Kapitalismuskritiker, hat aber keine Berührungsängste gegenüber Neurechten
       und Nationalisten. So war er einer der Veranstalter der Mahnwachen für den
       Frieden, bei denen sich Friedensbewegte mit Warnern vor Überfremdung und
       Verschwörungstheoretikern verbrüderten.
       
       ## Ist das Zensur?
       
       Aber auch an der Intervention Lederers gegen die Preisverleihung entzündete
       sich Kritik, von „Zensur“ war gar die Rede. Die Neue Rheinische Zeitung
       meldete ebenfalls für den 14. Dezember eine Kundgebung vor der Zentrale der
       Linkspartei an. Titel: „Für Demokratie und Meinungsfreiheit“. Das
       Karl-Liebknecht-Haus steht in unmittelbarer Nachbarschaft des Kinos.
       
       Die Zeitung rief dazu auf, gegen „die Kräfte des Imperiums“ – zu denen der
       „linke“ Kultursenator gehöre – auf die Straße zu gehen. Der Aufruf wurde
       von prominenten Mitgliedern der Bundespartei unterstützt. Protestiert
       werden soll trotz des jüngsten Urteils. „Die Kundgebung findet statt“,
       sagte Andreas Neumann.
       
       Doch Lederer hat auch Unterstützung bekommen: Am Wochenende reagierte der
       Parteivorstand der Linken mit einem Beschluss. Darin distanziert er sich
       „von Aktivitäten von Rechtspopulisten, Nationalisten,
       Verschwörungstheoretikern und Antisemiten, die rechtspopulistische
       Welterklärungsmuster und „Querfront“-Strategien salonfähig machen wollen“.
       Der Parteivorstand erwarte, dass Mitglieder der Linkspartei die angemeldete
       Kundgebung nicht unterstützen.
       
       Auch dieser Beschluss erregte Widerspruch. Über Facebook teilte der
       saarländische Fraktionsvorsitzende Oskar Lafontaine am Dienstag gegen
       Lederer und die Parteiführung aus: „Begriffe wie ‚Verschwörungstheoretiker‘
       oder auch ‚Querfront‘ stammen aus dem Arsenal der Geheimdienste“, schrieb
       Lafontaine. In zunehmendem Maße würden andere Meinungen „von einzelnen
       Mitgliedern des Parteivorstandes diffamiert, ausgegrenzt und geächtet.“
       
       8 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Lehmann
       
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