# taz.de -- Das Weltbild der Fans von Ken Jebsen: Wenn Linke nicht mehr links sind > Die politische Linke lebt von ihrer Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu > verstehen. Wo sie nur in Feindbildern denkt, hört sie auf zu sein. (IMG) Bild: Sie wollen doch nur Frieden Sie singen die Internationale, verleihen Preise mit Karl-Marx-Konterfei, schwenken Fahnen mit der Friedenstaube, ganz klar, das müssen Linke sein. Angesichts dieser Insignien gibt es eigentlich keine Zweifel an der politischen Gesinnung derjenigen, die am vergangen Donnerstag [1][in und vor dem Kino Babylon zusammengekommen sind]. Die Fans des Medienmachers Ken Jebsen, die einer Preisverleihung an den „mutigen Journalisten“ beiwohnen und zuvor demonstrieren wollten, betrachten sich als „Friedensbewegung“ und Verteidiger der Meinungsfreiheit. Es gibt keine Zweifel, dass sie sich selbst als Linke sehen. Wie überhaupt, Zweifel dieser „Bewegung“ ziemlich fremd sind. Sie sind die Guten, die Unverstandenen, die Kleingehaltenen. Und auch die Rollen der Bösen sind vergeben: Es sind die etablierten Medien, von den GEZ-Sendern bis zur Jungen Welt, die USA und Israel, die politischen Parteien und das parlamentarische System, und im konkreten Fall Kultursenator Klaus Lederer (Linke). All die, soviel ist klar, stehen im Dienste der Waffenlobby und der Nato. Es ist ein Glück für die Bewegten, dass sie linke Kronzeugen haben, Mitglieder der Partei Die Linke, wie der Exabgeordnete Wolfgang Gehrcke, die mit ihnen solidarisch sind – noch so ein linker Wert. Oder Oskar Lafontaine, der ihnen beisteht mit seinem Verdikt „Begriffe wie ,Verschwörungstheoretiker' oder auch ,Querfront‘ stammen aus dem Arsenal der Geheimdienste“. Kritik erkannt, Kritik gebannt. Doch genau hier offenbart sich das Problem der Szene: Die verlorene Fähigkeit komplexe Zusammenhänge zu erkennen und die Verhältnisse angesichts systeminhärenter Prozesse zu bewerten. Politische Entscheidungen fallen nicht allein deshalb, weil die Mächtigen böse sind. Und sie fallen nicht, weil die eigentlich Mächtigen dunkle Gestalten im Hintergrund sind. Nicht jeder Feind des eigenen Feindes kann ein Freund sein. Wo dieses Differenzierungsvermögen verloren geht, wo die Welt nur noch hell oder dunkel ist und Widersprüche ausgeblendet werden, löst sich der Abstand zwischen links und rechts und die moralische Überlegenheit der politischen Linken auf. Da helfen auch die schönen Insignien nichts. 15 Dec 2017 ## LINKS (DIR) [1] /Preisverleihung-fuer-Ken-Jebsen/!5471004/ ## AUTOREN (DIR) Erik Peter ## TAGS (DIR) Ken Jebsen (DIR) Verschwörungsmythen und Corona (DIR) Linke (DIR) Wissenschaft (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron (DIR) Oskar Lafontaine (DIR) Linkspartei (DIR) Ken Jebsen (DIR) Ken Jebsen (DIR) Die Linke (DIR) Klaus Lederer (DIR) Ken Jebsen ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Persönlicher Nachruf auf Moishe Postone: Keiner interpretierte Marx wie er Er referierte leidenschaftlich und konnte Karl Marx so lebendig werden lassen wie kaum ein anderer. Jetzt ist der Historiker mit 75 Jahren verstorben. (DIR) Kommentar linke Volkspartei: Lafontaines Feuerwerksrakete Der frühere SPD-Vorsitzende weiß genau, dass er nicht zum Versöhner der Linken taugt. Lafontaines Vorschlag ist nicht nur deshalb eine Schnapsidee. (DIR) Vorschlag zur linken Volkspartei: Alle drei zusammen? Oskar Lafontaine liebäugelt mit einer linken Sammlungsbewegung. Doch wichtige SPDler und Grüne winken ab. (DIR) Kommentar Linke und Antisemitismus: Es darf nicht sein, was sein könnte Einfache Antworten auf komplizierte Fragen sind eine Spezialität des Linken-MdB Diether Dehm. Verteidigen muss man ihn dafür sicher nicht. (DIR) Preisverleihung für Ken Jebsen: Großes Kino des Abwesenden Der Geehrte kommt nicht, der Laudator fehlt. Linke demonstrieren gegen Linke. Und ein wenig Alufolie gibt es auch. (DIR) Umstrittene Preisverleihung in Berlin: Jebsen soll im Babylon geehrt werden Das Kino Babylon muss Räume für die Preisverleihung an den Journalisten Ken Jebsen zur Verfügung stellen, entschied das Amtsgericht. (DIR) Querfront-Debatte bei der Linken: Linke kämpft mit Verschwörern Nach der Absage einer Veranstaltung mit Ken Jebsen wollen auch Linke gegen die Linke demonstrieren. Dagegen wehrt sich die Parteiführung. (DIR) Kommentar Lederer und das Babylon: Einmischen erlaubt Kultursenator Lederer hat Position gegen Verschwörer bezogen, eine Preisverleihung an Ken Jebsen wurde abgesagt. Von Zensur kann keine Rede sein. (DIR) Verschwörer im Berliner Kino Babylon: Große Bühne für Aluhüte Das Kino Babylon hat nach Kritik von Kultursenator Lederer KenFM vor die Tür gesetzt. Der nächste Termin für Verschwörungsfans ist angekündigt.