# taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Ulf Poschardt, der Dompteur
       
       > Weihnachtspredigten, Tempolimit, Ausweitung der Kampfzone – dem
       > „Welt“-Journalisten geht es nicht um die Sache, sondern um einen
       > Feldversuch.
       
 (IMG) Bild: Poschardt hält den Schreiberlingen immer mal wieder ein Stöckchen hin
       
       Ja, der Poschardt Ulf. Der wieder. Der Mann von der Welt. Der Provokateur.
       Diesmal [1][schreibt er] von „Figuren“, die Tempolimits fordern, und sieht
       darin nur eine „Aggression“, nur „Zorn“, Neid auf die Guten und Lässigen,
       Schnellen und Gerechten.
       
       Auf den ersten Blick möchte man den Senf vorschnell als das übliche
       Gegen-Mimimi des entsolidarisierten Kriegsgewinnlers abtun. Ein Dagobert
       Duck, der inmitten seines Geldspeichers „ich armer reicher Mann“ vor sich
       hinschluchzt. Überall lauern Loser, „die Steuererhöhungen für Bestverdiener
       wollen, obwohl der Staat in Geld schwimmt“, die Weiber spuren auch nicht
       mehr so recht und nun nerven noch die Spaßbremsen vom Stamme Engstirn.
       
       Doch das ist viel zu kurz gedacht. Es geht Poschardt nämlich gar nicht in
       erster Linie um die mutwillige Vernichtung der Umwelt sowie die lustbetonte
       Tötung der Langsamen und Lahmen, sondern um einen Feldversuch.
       
       Denn die schreibenden Ratten von der Lumpenpresse springen über jedes
       seiner noch so dünnen Stöckchen. Hier und jetzt schon wieder. Genau darin
       liegt seine großartige und aufklärerische Leistung: Dem Pack allein kraft
       vollkommen enthirnten Schwachsinns seine feuilletonistische Macht
       aufzuzwingen und ihm so den Spiegel vorzuhalten – ein gelungenes
       publizistisches Lehrstück über Abhängigkeit, Manipulierbarkeit und
       Schneeballeffekte.
       
       Ich brauche nur Gas zu geben, denkt Poschardt vergnügt, und schon halten
       hundert kleine Köter ihre Nasen schnuppernd in den Wind. Seine ausgelegten
       Giftköder dürften allemal genügen: dass Tempoverstöße in Deutschland
       „scharf genug“ geahndet würden; dann noch fix die goldene Seventies-Kombi
       „Freiheit“ und „Autobahn“ herbeideliriert und mit der kaum verhohlenen
       Verachtung untermotorisierter Lebensformen vermengt.
       
       Die Mischung triggert das Zielpublikum garantiert in seinem Sinn: Ärgern
       sollen sie sich, Aufmerksamkeit sollen sie ihm schenken, zitieren sollen
       sie ihn, die Arschlöcher. Und all das wegen einem durchschaubaren und
       lächerlichen Nichts. Besonders die kleinen Kläffer von der taz dürften
       vorhersehbar ausrasten. Spinner, Radfahrer, Eisenbahnfreaks. Der kluge,
       schöne und schnelle Poschardt lacht verschmitzt. Er ist einfach der Größte.
       
       21 Jan 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article116042412/Tempolimit-Auf-dem-Weg-zum-unmuendigen-Buerger.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uli Hannemann
       
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