# taz.de -- Identitäre arbeitet für AfD-Fraktion: Zuarbeit von ganz rechts
       
       > Die niedersächsische AfD-Landtagsfraktion beschäftigt eine Anhängerin der
       > rechtsextremen Identitären Bewegung. Die Fraktion stört sich an
       > Nachfragen dazu.
       
 (IMG) Bild: Passt gut zusammen: Tracht und IB-Gebaumel
       
       HAMBURG taz | „Dat du min Leevsten büst, dat du woll weeßt“ klingt es in
       dem Video. Eine Hamburg-Flagge weht im Wind. Die Kamera schwenkt über die
       Elbe zu singenden und tanzenden jungen Frauen und Männern in Trachten.
       Zufällig vorbeikommende Passanten applaudieren.
       
       Doch diese bunte Darbietung ist nicht etwa eine Touristenattraktion. Denn
       es sind Anhänger der „Identitären Bewegung“ (IB), die dieses traditionelle
       norddeutsche Liedgut samt Tanz vorführen. Veröffentlicht wurde das Video
       zwar schon vor gut eineinhalb Jahren, doch nun wird es wieder aktuell.
       
       Denn eine der Tänzerinnen ist Hildburg Meyer-Sande: mittlerweile
       Mitarbeiterin in der niedersächsischen AfD-Landtagsfraktion. Über deren
       Personalie ist die Fraktion allerdings wenig auskunftsfreudig. Obwohl doch
       in der AfD ein Unvereinbarkeitsbeschluss zur rechtsextremen IB besteht.
       
       Eine zweitägige Frist für ein Statement lässt die neunköpfige Fraktion ohne
       Reaktion gegenüber der taz verstreichen. Erst nach erneutem Nachfassen
       entschuldigt sich der Pressesprecher der Fraktion, Benjamin Günther, für
       das Ausbleiben einer Antwort. Zu dem Arbeitsverhältnis will er trotzdem
       nichts erklären, da dies einzig „eine Regelung zwischen Arbeitnehmer und
       Arbeitgeber“ sei und die Fraktion „die Privatsphäre seiner Mitarbeiter“
       schütze.
       
       ## „Unvereinbarkeitsliste“ unterschrieben
       
       So bleibt unbeantwortet, ob die 30-jährige Meyer-Sande bei der Fraktion
       oder einem Abgeordneten angestellt ist oder welche Themen die ausgebildete
       Staudengärtnerin bearbeitet. Zu ihrer IB-Aktivität merkt Günther nur an,
       dass diese Nachfrage eine „Suggestiv-Frage“ sei: „Jeder Mitarbeiter
       unterschreibt unsere interne und umfangreiche Unvereinbarkeitsliste.“
       
       Noch vor Ende der gesetzten Antwortfrist der taz kursierte beim NDR eine
       Presseerklärung der AfD zu dem „Beschäftigungsverhältnis unserer
       Mitarbeiter“. Darin heißt es: „Die AfD-Fraktion im Niedersächsischen
       Landtag ist nicht verpflichtet, ihr Personal nach den Kriterien der Amadeu
       Antonio Stiftung auszurichten. Wir werden unser Personal nicht durch eine
       Stiftung prüfen lassen, deren Vorstandsvorsitzende eine Ex-Mitarbeiterin
       der Staatssicherheit ist.“
       
       Die angefeindete Stiftung richtet bundesweit Projekte gegen
       Rechtsextremismus und für Demokratie aus. Ihre Vorsitzende war von 1974 bis
       1986 für die Stasi tätig, brach mit dem System und der Stasi – mit
       beruflichen Folgen. Die AfD-Fraktion in Hannover beschwert sich in der
       Pressemitteilung über Medienberichte, die einen „diffamierenden Eindruck
       über eine unsere Mitarbeiterinnen“ geweckt hätte.
       
       In der Berichterstattung war jedoch das Beschäftigungsverhältnis bis dahin
       gar nicht erwähnt worden. Die Chance, die vermeintliche Diffamierung ihrer
       Mitarbeiterin Meyer-Sande zu entkräften, in dem ihr momentanes Verhältnis
       zur IB dargelegt wird, lässt die AfD ungenutzt.
       
       In dem erwähnten Videoclip vom 25. September 2016 wird nicht bloß getanzt,
       sondern auch die zentrale Position gegen die angebliche Islamisierung des
       Abendlandes präsentiert. Hildburg Meyer-Sande hält mit anderen IBlern ein
       Transparent in die Kamera: „Wann ist es euch bunt genug?“ steht dort,
       grafisch dargestellt verwandelt sich Hamburg in eine muslimische Stadt.
       
       Identitäre aus völkischen Familien 
       
       In der IB ist Hildburg Meyer-Sande nicht die einzige Frau aus einer
       völkischen Familie. Seit Jahren leben im Landkreis Uelzen, Lüneburg und
       Lüchow-Dannenberg Familien, die rechtes Gedankengut und Brauchtum pflegen.
       
       Diese Familienbande hält auch der Verfassungsschutz in Hannover für
       problematisch. Die Ideologie würde quasi „vererbt“, die Kinder
       „indoktriniert“. „Hier drohen junge Leute für die Demokratie verloren zu
       gehen, weil sie sich nur in dieser Szene bewegen und das offenbar über
       mehrere Generationen schon“, warnte Verfassungsschutz-Chefin Maren
       Brandenburger unlängst.
       
       Die AfD stört vielmehr die Nachfrage, warum Anhänger rechtsextremer
       Organisationen gut dotierte und von Steuerzahlern finanzierte Stellen
       erhalten.
       
       16 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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