# taz.de -- Verzögerung für Atommüll-Endlager: Konrad kommt erst fünf Jahre später
       
       > Das Endlager soll erst 2027 seinen Betrieb aufnehmen. Schuld an der
       > Verzögerung sind alte Verträge und Behördenwirrwarr.
       
 (IMG) Bild: Schacht Konrad zeigt sich schon ein bisschen, aber es dauert noch bis zur Fertigstellung
       
       BERLIN taz | Das einzige bisher genehmigte Atom-Endlager Deutschlands, der
       [1][Schacht Konrad] bei Salzgitter, wird noch einmal mindestens fünf Jahre
       später fertig als geplant. „Die Fertigstellung verzögert sich von 2022 auf
       das erste Halbjahr 2027“, erklärte am Donnerstag Jochen Flasbarth,
       Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
       
       Ein Gutachten des TÜV Rheinland empfehle die zeitliche Streckung wegen
       technischer Probleme, einer Neuordnung der zuständigen Behörden und der
       teilweise nötigen Neuausschreibungen der Bauarbeiten. Das Gesamtbudget für
       das Projekt von 3,6 Milliarden Euro solle eingehalten werden. Bislang sind
       1,4 Milliarden bereits verbaut.
       
       Schacht Konrad soll insgesamt 303.000 Kubikmeter von schwach und
       mittelstark strahlendem Müll aufnehmen. Der Abfall stammt etwa aus
       Krankenhäusern und aus dem Abriss von Atomanlagen, er macht 90 Prozent des
       deutschen Atommülls, aber nur 0,1 Prozent der Strahlung aus. 1982 wurde das
       ehemalige Eisenerz-Bergwerk Konrad ausgewählt, 2002 gab es einen
       Planfeststellungsbeschluss, der aber erst 2007 nach abgewiesenen Klagen
       rechtskräftig wurde. Das Datum für die Fertigstellung hat sich immer wieder
       nach hinten verschoben.
       
       Seit Dezember 2017 ist die neue Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE)
       für das Bergwerk zuständig, bei dem etwa 1.000 Beschäftigte daran arbeiten,
       die 1.000 bis 1.200 Meter tiefen Stollen für die Aufnahme des Mülls
       vorzubereiten. Bis zur Übernahme durch die BGE hatte es häufig
       Kompetenzgerangel zwischen dem Bundesamt für Strahlenschutz und der
       privaten Betreibergesellschaft DBE gegeben. Auch gebe es alte Verträge mit
       Baufirmen und stetig neue Anforderungen etwa durch neue EU-Vorschriften.
       Die Planungen sind zäh, weil sie dem strikten Atomrecht unterliegen, das
       hohe Sicherheitsanforderungen stellt.
       
       Die vielen Verzögerungen zeigten, „dass es massive Probleme bei der
       Standfestigkeit der Schächte und bei Wassereinbrüchen gibt“, sagt Jochen
       Stay von der atomkritischen Initiative „ausgestrahlt“. Die Behörden hielten
       am Standort Konrad vor allem deshalb fest, weil er einmal nach Atomrecht
       genehmigt sei. Man solle aber besser wie beim Endlager für hochradioaktive
       Stoffe einen ganz neuen Standort suchen.
       
       Die Einlagerung des Mülls nach 2027 soll doppelt so schnell abgewickelt
       werden wie geplant: Man werde im Zweischichtbetrieb arbeiten, hieß es von
       BGE-Chefin Ursula Heinen-Esser. Nach den ursprünglichen Plänen sollte das
       Lager den gesamten Müll innerhalb von 30 Jahren aufnehmen, dieser Zeitplan
       bleibt auch bestehen. Außerdem soll es nun ein zentrales
       „Bereitstellungslager“ geben, um die Logistik bei der Einlagerung mit ihrem
       höheren Tempo abzuwickeln.
       
       Ein solches Lager steht nun auch im Koalitionsvertrag der neuen Großen
       Koalition. Allerdings ist unklar, wo diese neue Anlage entstehen könnte. Am
       Schacht Konrad gebe es weder Platz noch eine Genehmigung dafür, hieß es.
       
       8 Mar 2018
       
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