# taz.de -- Vor Parlamentswahl in Italien: Tajani für Wechsel nach Rom bereit
       
       > EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani könnte sich vorstellen,
       > Ministerpräsident von Italien zu werden. Berlusconi hatte sich für ihn
       > ausgesprochen.
       
 (IMG) Bild: Noch in Straßburg: Antonio Tajani (Archivbild 2016)
       
       ROM dpa | EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani wäre bei einem Wahlsieg der
       Konservativen am kommenden Sonntag in Italien bereit, den Posten des
       Ministerpräsidenten zu übernehmen. Der 64-jährige Italiener [1][dankte auf
       Twitter Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi] für dessen „Geste der
       Hochachtung“. Berlusconi hatte sich für Tajani als Regierungschef
       ausgesprochen, sollte sein Mitte-Rechts-Bündnis die Parlamentswahl
       gewinnen. „Ich habe ihm heute Abend meine Bereitschaft erklärt, Italien zu
       dienen“, schrieb Tajani am Donnerstag.
       
       In Umfragen liegt das Bündnis aus Berlusconis Forza Italia und anderen
       rechten Parteien vorne – trotz der skandalgeprägten Amtszeiten des
       mittlerweile 81-Jährigen als Ministerpräsident. Tajani gehört neben
       Berlusconi zu den fünf Gründern der Forza Italia. „Jetzt treffen unsere
       Mitbürger und der Staatspräsident alle weiteren Entscheidungen“, schrieb
       Tajani auf Twitter. Der 64-Jährige gilt als Politiker, der den Konsens
       sucht.
       
       In Brüssel rechneten viele damit, dass Tajani geht, sollte es zu einer
       Mitte-Rechts-Regierung in Italien kommen und er das Amt des
       Ministerpräsidenten bekommt. Rund 51 Millionen Menschen sind in Italien
       aufgerufen, über ein neues Parlament abzustimmen. Die populistische
       Fünf-Sterne-Bewegung ist in Umfragen stärkste Einzelkraft, mit 28 Prozent
       aber weit von der Mehrheit entfernt. Die Sozialdemokraten mit ihrem Chef
       Matteo Renzi, die mit Paolo Gentiloni den Regierungschef stellen, müssen
       sich auf eine Schlappe gefasst machen.
       
       Wegen des neuen italienischen Wahlrechts müssen Parteien oder Allianzen auf
       etwa 42 Prozent kommen, um regieren zu können. Da das laut Umfragen derzeit
       niemand schafft, wird mit einer schwierigen Regierungsbildung gerechnet –
       an derem Ende gar Neuwahlen stehen könnten.
       
       Berlusconi selbst kann nicht Ministerpräsident werden. Nach einer
       Verurteilung wegen Steuerhinterziehung darf der 81-Jährige bis 2019 keine
       politischen Ämter bekleiden – dagegen klagt er vor dem Europäischen
       Gerichtshof für Menschenrechte. Berlusconi musste 2011 zurücktreten.
       Weltweit für Aufsehen sorgten der „Bunga Bunga“-Sexskandal und die
       „Ruby“-Affäre, bei der es um den Vorwurf der Beihilfe zur Prostitution von
       Minderjährigen sowie Amtsmissbrauch ging. Obwohl der Mailänder
       Multimillionär nach einer Herz-OP gesundheitlich angeschlagen ist, hat er
       in seiner Partei noch nicht Platz für einen Erben gemacht.
       
       2 Mar 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/Antonio_Tajani/status/969318258141794305
       
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