# taz.de -- Kommentar Kopftuchverbot für Mädchen: Mädchen stark machen > Statt einem Verbot: Mehr Förderung für Mädchen, die zu Hause gegängelt > werden. Das wäre die angemessene Antwort auf das Kopftuchproblem. (IMG) Bild: Umstrittenes Thema: Soll das Tragen von Kopftücher für Mädchen in der Schule verboten werden? Mädchen stark machen. Das ist die Spitze der Emanzipation und Konsens in der deutschen Gesellschaft. Und es schmerzt jedes Mal, wenn man ein Mädchen sieht, dem der Ausdruck von Stärke und Freiheit verwehrt wird. Bei strenggläubigen Religiösen herrscht immer noch ein patriarchaler Gott, der Gehorsam verlangt, insbesondere von Frauen. Das ist bei allen religiösen Fundamentalisten so, im Islam fällt es wegen ihrer großen Zahl nur besonders auf. Das alles ist ungut, insbesondere wenn bereits Mädchen im Grundschulalter in dieses Fahrwasser geraten, erzwungen oder nicht. Dass es Bestrebungen gibt, [1][das Kopftuch für Grundschülerinnen zu verbieten], ist deshalb nachvollziehbar. Doch die alten Probleme, die auch schon für die Debatte über Lehrerinnen mit Kopftuch galten, tauchen auch hier wieder auf: Ein solches Verbot greift in Grundrechte ein. Da ist zum einen das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Kindes, denn, ja, es wird auch Mädchen geben, die gern wie ihre große Schwester ein Kopftuch tragen wollen, so wie andere mit sieben bereits Nagellack tragen wollen. Dann das Erziehungsrecht der Eltern. Gefährdet der Kopftuchzwang das Kindeswohl? Und warum gefährdet dann die Körperverletzung bei einer Beschneidung von Jungs das Kindeswohl nicht? Und dann gibt es noch die Religionsfreiheit. Sogar wenn man, um der Gleichbehandlung Genüge zu tun, wieder Schuluniformen einführen würde, zusammen mit einem Verbot von Kopfbedeckungen, könnte es knapp werden, weil die Religionsfreiheit hierzulande traditionell hoch bewertet wird. Nebenbei hat man mal wieder den Islam insgesamt diffamiert und dazu noch alle Frauen, die sich freiwillig für ein Kopftuch entscheiden. Ist es das alles wert? Geht es Mädchen, denen das Kopftuch in der Schule verboten wird, überhaupt um einen Deut besser, wenn sie es außerhalb tragen müssen und weiter einer fundamentalistischen Erziehung ausgesetzt sind? Unterm Strich bleibt ein Minus. Mehr Förderung für Mädchen, die zu Hause gegängelt werden, das ist die angemessenere Antwort auf das Kopftuchproblem: Mädchen stark machen. 12 Apr 2018 ## LINKS (DIR) [1] /Kommentar-Kopftuchverbot-in-Kitas/!5494803 ## AUTOREN (DIR) Heide Oestreich ## TAGS (DIR) Kopftuchverbot (DIR) Grundschule (DIR) Integration (DIR) Religionsfreiheit (DIR) Religionsfreiheit (DIR) Kopftuchverbot (DIR) Kopftuch (DIR) Kopftuch (DIR) Religionsfreiheit (DIR) Kopftuch (DIR) Iran ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Kolumne Fremd und befremdlich: Der Druck steigt Religion darf nicht als Grund genommen werden, andere zu unterdrücken. Das gilt für den Islam ebenso wie für das Christentum. (DIR) Für Schülerinnen unter 14 Jahren: Hamburger CDU will Kopftuchverbot Die CDU streitet auf ihrem Landesparteitag über das Tragen von Kopftüchern in der Schule. Eine große Mehrheit stimmt für ein Kopftuch-Verbot für Kinder unter 14 Jahren. (DIR) Debatte Kopftuchzwang für Mädchen: Ein Verbot verschleiert nur Probleme Wer muslimischen Mädchen helfen will, die in einer toxischen Umgebung aufwachsen, wird mit einem Kopftuchverbot nichts bewirken. (DIR) Frauenrechtlerin über das Kopftuch: „Die Mädchen wollen das nicht“ Der Staat sollte das Kopftuch für Grundschulkinder verbieten, sagt die Autorin Sonja Fatma Bläser. Es entrechte sie und entfremde sie von den Mitschülern. (DIR) Widerspruch gegen Kopftuchverbot: Ein Verbot wäre diskriminierend Soll der Staat jungen Mädchen das Tragen von Kopftüchern verbieten? Die Bundesregierung reagiert skeptisch auf einen NRW-Vorstoß. (DIR) FPÖ will Kopftuchverbot verschärfen: Kein Hijab im Kindergarten Österreichs Vizekanzler Strache (FPÖ) will ein Kopftuchverbot in Kindergärten und Volksschulen. Juristisch ist das umstritten. (DIR) Kopftuchprotest im Iran: Zwei Jahre Haft wegen Entschleierung Wegen „sittlicher Verdorbenheit“ muss eine Teheranerin in den Knast, die öffentlich ihre Haare zeigte. Die Justiz ist auch gegen eine Frauentag-Veranstaltung.