# taz.de -- Zukunft der Berliner Volksbühne: Kritik an Hinterzimmerpolitik
       
       > Die ehemaligen Besetzer*innen der Berliner Volksbühne melden sich wieder
       > zu Wort und fordern einen öffentlichen Diskurs.
       
 (IMG) Bild: Die Zukunft der Berliner Volksbühne: Eine Angelegenheit aller Berliner*innen?
       
       Die Diskussion um die Berliner Volksbühne ist nach [1][dem Rücktritt von
       Intendant Chris Dercon] neu entfacht. Im Vordergrund steht nun die
       Personalfrage. Das Kollektiv B6112 verlangt in einem [2][öffentlichen
       Brief] an den regierenden Bürgermeister Michael Müller einen öffentlichen
       Findungsprozess für Entwicklung des Theaters. In einer Petition fordert das
       Kollektiv, dass die Zukunft der Volksbühne neu verhandelt werden solle –
       bereits 40.000 Unterstützer*innen haben unterschrieben. In seinen Augen ist
       das Experiment, die Spielstätte umzustrukturieren, gescheitert.
       
       Nach andauernden Protesten, ausbleibendem Publikum und mangelnder
       politischer Unterstützung schmiss Dercon nur wenige Monate nach dem Start
       seiner ersten Spielzeit hin. Man sei überein gekommen, dass das Konzept von
       Dercon nicht wie erhofft aufgegangen sei, hieß es in einer Pressemitteilung
       der Berliner Kulturverwaltung.
       
       Wer nun folgen soll, ist unklar: Momentan sitzt an Dercons altem Platz der
       neue kommissarische Geschäftsführer Klaus Dörr. Bevor überhaupt die ersten
       Gerüchte über eine Nachfolge laut werden können, melden sich die ehemaligen
       Besetzer*innen zu Wort. Im September vergangenen Jahres hatte das
       [3][Kollektiv B6112] die damals leer stehende Volksbühne in Beschlag
       genommen, um eine „kollektive Intendanz“ aufzubauen. Nach einer Woche wurde
       die Besetzung durch die Polizei friedlich geräumt. Zuvor hatte Dercon die
       verbliebenen Besetzer*innen wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
       
       In ihrem nun veröffentlichten Brief bieten sie ihre Mitarbeit bei der Suche
       nach einer neuen Lösung an und fordern gleichzeitig in der Übergangszeit
       die eigene Nutzung der Spielstätte. Vor allem aber kritisieren sie die
       bisherige Hinterzimmerpolitik, verlangen ein öffentliches Mitspracherecht
       und warnen vor vorschnellen Entscheidungen. „Den Mitarbeiter*innen,
       Fachleuten und dem Publikum muss in diesem Prozess die notwendige Zeit und
       echtes Mitspracherecht eingeräumt werden“, heißt es in dem Schreiben.
       
       Der Vorwurf, dass die Zukunft der Volksbühne hinter dem Rücken der
       Öffentlichkeit verhandelt worden sei, obwohl es sich um einen öffentlichen
       Raum handle, ist nicht neu. Schon während ihrer Besetzung schlugen die
       Kritiker*innen vor, dass die Volksbühne den Berliner*innen gehören und von
       einem hierarchiefreien Kollektiv verwaltet werden solle.
       
       Um der intransparenten Kommunikation des Kultursenats entgegenzuwirken,
       soll es nun öffentliche Verhandlungen geben: „Öffentliche Güter können von
       hier aus wieder öffentlich verhandelt werden! Von hier aus wird eine
       positive Vorstellung über unsere gemeinsame Zukunft in Berlin greifbar.“
       
       Durch offene Versammlungen sollen die verschiedenen Interessen sichtbar
       gemacht werden, so der Vorschlag des Kollektivs in ihrem Brief. Die erste
       Versammlung ist für den 6. Mai 2018 ab 16 Uhr auf dem Rosa-Luxemburg-Platz
       angekündigt.
       
       30 Apr 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Berliner-Wochenkommentar-II/!5497678/
 (DIR) [2] https://www.nachtkritik.de/images/Offener_Brief_des_Kollektivs.pdf
 (DIR) [3] https://b6112.de/outside-the-bomb/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malaika Rivuzumwami
       
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