# taz.de -- Gilberto Gil im Haus der Kulturen der Welt: Immer locker in der Hüfte
       
       > Bei Gilberto Gils Konzert im HKW stand sein nach einem Nigeriabesuch 1977
       > entstandenes Album „Refavela“ im Mittelpunkt. Das groooovte mächtig.
       
 (IMG) Bild: Gilberto Gil plus viele Familienmitglieder am Donnerstagabend auf dem Dach des HKW
       
       Es wurde getanzt. Zum Schluss des Konzertes hin sowieso, als in der Musik
       noch einmal mächtig Fahrt aufgenommen wurde. Aber eigentlich war man schon
       bei den allerersten Liedern in Bewegung. Tanzte mit trippelnden Schritten,
       zuckte sacht mit den Hüften.
       
       Und: Es waren wirklich alle, die da an diesem Donnerstagabend auf der
       Dachterrasse des Hauses der Kulturen der Welt trippelten und zuckten und
       sich in der Musik wiegten. Alle von ihr bewegt. Weil man es hier halt mit
       einer Musik zu tun hatte, die man tatsächlich mit dem Trippeln und Wiegen
       am besten versteht. Wenn sie mit dem Körper nachgezeichnet wird, der
       kleinteilige Rhythmus, die geschmeidigen Melodien.
       
       Doch, eine Bewegungsmusik. Die einem auch wirklich leichtgemacht wurde beim
       Einfinden in den Groove, weil da selbstredend exquisite Musiker auf der
       Bühne standen samt einigen illustren Gästen, der Akkordeonvirtuose
       Mestrinho, die Sängerinnen Mayra Andrade und Chiara Civello. Wie das schon
       sein soll als Begleitung für einen wie Gilberto Gil. Der mittlerweile
       76-Jährige ist schließlich einer der Leuchttürme der Música Popular
       Brasileira. Ein Pionier. Ende der Sechziger machte er etwa die Bossa Nova
       mit dem Rock ’n’ Roll vertraut.
       
       Beim Konzert im Haus der Kulturen der Welt stand Gilberto Gils nach einem
       Nigeriabesuch 1977 entstandene Album „Refavela“ im Mittelpunkt. Auch das
       stilprägend, hier mischte Gil Afrobeat, Reggae und Funk mit der
       brasilianischen Musik, wieder ganz locker und hüftgeschmeidig
       hingeschnippt. Statt harsches Crossover das Löschpapierprinzip. Alles
       aufsaugend, in den Konturen sanft sich vermischend, wobei Gegensätze doch
       auch deutlich bleiben können.
       
       Dass zum Beispiel der Funk, wie man beim Konzert hören durfte, bei aller
       Geschmeidigkeit schon noch die Schärfe hatte und den Druck, den Funk nun
       mal braucht. Mit Jazz wurde geflirtet, zwischendurch sogar ohne den
       Überschuss an Kleinteiligkeit heftig gerockt. Bei den Zugaben stand dann
       statt der Sonne der Mond am Himmel und durfte genauso gefällig auf die da
       unten tanzenden Menschen schauen. Ein Fest.
       
       20 Jul 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Mauch
       
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