# taz.de -- Gerichtsanordnung nach Gräuel-Tweets: Le Pen wehrt sich gegen Gutachten
       
       > Marine Le Pen verbreitete Fotos von Enthauptungen auf Twitter. Nun ordnet
       > die Justiz eine psychiatrische Untersuchung an.
       
 (IMG) Bild: Über Marine Le Pens psychischen Zustand soll ein Gutachten erstellt werden
       
       PARIS afp/taz | Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen wehrt sich
       gegen ein psychiatrisches Gutachten, das die Justiz von ihr wegen der
       Verbreitung islamistischer Gräuelfotos angeordnet hat. Die 50-Jährige
       veröffentlichte am Donnerstag im Online-Netwerk [1][Twitter ein
       Gerichtsschreiben], in dem eine Expertise durch eine Psychiaterin
       „innerhalb kürzester Zeit“ angefordert wird. „Es ist einfach
       haarsträubend“, schrieb Le Pen. Das System beginne, ihr wirklich Angst zu
       machen. Sie werde [2][behandelt wie eine Pädophile] oder sexuell Gestörte.
       
       Die Psychiaterin soll laut dem Gericht in Nanterre bei Paris einschätzen,
       ob die Rechtspopulistin zurechnungsfähig war, als sie im [3][Dezember 2015
       brutale Fotos] der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) auf Twitter
       teilte. Sie soll zudem prüfen, ob „der geistige Zustand der Betroffenen die
       öffentliche Ordnung oder die Sicherheit von Personen bedroht“.
       
       Die Bilder zeigen unter anderem einen Mann, der bei lebendigem Leib in
       einem Käfig verbrannt wird. Deshalb drohen Le Pen in dem laufenden
       Verfahren drei Jahre Haft und 75.000 Euro Geldstrafe wegen „Verbreitung von
       Gewaltbildern“. Darauf stehen in Frankreich zum Schutz von Minderjährigen
       harte Strafen.
       
       Das Parlament hat die [4][Immunität Le Pens bereits aufgehoben]. Die Chefin
       der Partei Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung, die frühere
       Front National) betont, sie habe nach den Anschlägen in Paris mit 130 Toten
       vom November 2015 den „Horror des IS anprangern“ wollen. Sie wehrte sich
       damit nach eigenen Angaben gegen den Vergleich des Front National (FN) mit
       der Terrororganisation IS.
       
       Die Reaktionen auf die Ankündigungen fielen sehr gespalten aus. Der
       französische Linkspopulist Jean-Luc Ménenchon kritisierte, „mit derartigen
       Mitteln [5][kann man die extreme Rechte] nicht zurückdrängen.“ Le Pen sei
       sehr wohl für all ihre Taten und Aussagen verantwortlich, das dürfe nicht
       in Frage gestellt werden. Experten zeigen sich währenddessen besorgt
       darüber, dass Le Pen diese rechtliche Anordnung [6][als politischen Vorgang
       einordnet]. Sie unterstelle, die Justiz sei politisiert.
       
       21 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://twitter.com/MLP_officiel/status/1042702901783785472
 (DIR) [2] https://twitter.com/MLP_officiel/status/1042726783928463360
 (DIR) [3] /Ermittlungen-gegen-Le-Pen/!5262185
 (DIR) [4] /Gewaltbilder-in-sozialen-Medien-geteilt/!5461598
 (DIR) [5] https://twitter.com/JLMelenchon/status/1042712312271056896
 (DIR) [6] https://twitter.com/LaMatinaleLCI/status/1043035491019317252
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Marine Le Pen
 (DIR) Frankreich
 (DIR) Schwerpunkt Rassemblement National
 (DIR) Gutachten
 (DIR) Marine Le Pen
 (DIR) Jean-Marie Le Pen
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gewaltbilder in sozialen Medien geteilt: Le Pens Immunität ist aufgehoben
       
       Die rechte französische Politikerin Le Pen hat Bilder von IS-Gräueltaten
       auf Twitter geteilt, was in Frankreich strafbar ist. Nun hob das Parlament
       ihre Immunität auf.
       
 (DIR) Klage gegen Marine Le Pen: EU-Parlament hebt Immunität auf
       
       Der konservative Bürgermeister von Nizza wirft der französischen
       Rechtsextremen Verleumdung vor. Sie hatte ihn als „Komplizen“ des
       Islamismus bezeichnnet.
       
 (DIR) Ermittlungen gegen Le Pen: IS-Opferfotos auf Twitter
       
       Marine Le Pen twittert drei Fotos von IS-Opfern. Premierminister Valls
       nennt sie „Brandstifterin“. Nun wird gegen die Politikerin des Front
       National ermittelt.