# taz.de -- Kein Platz für alternatives Wohnen: Brachen bleiben brach
       
       > Die Bauwagen-Initiative Ölhafen wurde wieder mal vertrieben und parkt nun
       > an der Uni. Zuletzt belebte sie den Europahafen. Das Areal dort bleibt
       > noch länger ungenutzt.
       
 (IMG) Bild: Die Lage am Stadtrand ist nur scheinbar idyllisch
       
       BREMEN taz | Nun ist die vergiftete Brache am Rande der Überseestadt also
       wieder leer, ungenutzt und unbewohnt. So, wie seit sehr vielen Jahren
       schon. Die Wagenburg-Crew „Ölhafen“, die das Gelände am Europahafen Ende
       Oktober besetzt hatte, ist am Sonntag erneut umgezogen. Sie hat sich fürs
       Erste nahe der Universität angesiedelt, an der Ecke von Otto-Hahn-Allee und
       Konrad-Zuse-Straße, am Ende einer langen, von vielen Autos und
       Baumschösslingen gesäumten Einbahnstraße. Im Bauressort ist man
       „ausgesprochen zufrieden“ über diese Entwicklung, wie Ressortsprecher Jens
       Tittmann gestern sagte.
       
       Eine dauerhafte Bleibe-Perspektive hat die 15-köpfige Initiative im
       Uni-Viertel laut Behörde nicht. „Wir wollen hier aber auch gar nicht
       wohnen“, sagt die Ölhafen-Crew – „das ist zu weit ab vom Schuss“. Sie
       wollen nur „keinen Stress“ bekommen und „eine Verschnaufpause“, um „einen
       neuen Anlauf zu nehmen“. [1][Die Wagenplatzgruppe sucht schon gut
       eineinhalb Jahre nach einer Bleibe] – und ist in der Zeit bereits
       [2][mehrfach umgezogen.]
       
       „Sie können da erstmal bleiben“, so Tittmann, „und wir haben Zeit, ihnen
       etwas zu suchen.“ Man sei da „guter Dinge“, heißt es aus dem Bauressort.
       [3][Der Ölhafen-Initiative geht es nicht nur ums alternative Wohnen] – sie
       will drumherum eine neue Kulturwerkstatt aufbauen, in der es das ganze Jahr
       über Programm geben soll. „Aber es ist schwer, ein Programm auf die Beine
       zu stellen, wenn man kriminalisiert wird.“
       
       In der Überseestadt hat die Gruppe nach eigenen Angaben zuletzt eine
       Räumungsaufforderung bekommen. Das Grundstück dort gehört Exxon-Mobil,
       ehemals Esso genannt. Bis 1955 wurde dort eine Raffinerie betrieben, bis
       1985 ein Tanklager. Das Unternehmen habe „keine Verhandlungsbereitschaft“
       gezeigt, so die Ölhafen-Initiative, aber auch keine Begründung geliefert,
       warum die Brache schnell geräumt werden musste. „Weil wir die Eigentümer
       sind“, sei die lapidare Antwort gewesen, erzählen Wagenbewohner.
       
       Was aus dem Areal in der Überseestadt wird, ist derweil weiter unklar. Der
       Boden dort ist mit Schadstoffen belastet – Exxon-Mobil spricht nur von
       „Altlasten“ – das Gelände sei aber „gesichert“. Es finde, in Abstimmung mit
       der Umweltbehörde, „eine regelmäßige Kontrolle“ statt, wie ein
       Unternehmenssprecher erklärt.
       
       ## Noch keine konkrete Planung
       
       Ohnehin möchte Exxon-Mobil das Grundstück gerne loswerden – an die Stadt.
       Die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) möchte es auch gern kaufen, um die
       Überseestadt „weiterzuentwickeln“, wie eine Sprecherin sagt. Erstmal müssen
       sich beide in den laufenden Gesprächen aber über den Kaufpreis einigen, und
       über die Frage, wer die Sanierung des Bodens bezahlen muss. Was die kosten
       könnte, ist offen. Was danach auf dem Areal passieren soll, ist auch noch
       vollkommen unklar: Gewerbeansiedlung, Wohnungsbau oder eine kulturelle
       Nutzung, alles sei denkbar, so die WFB. Es gebe „noch keine konkrete
       Planung“.
       
       Dass Exxon-Mobil all dem offen gegenüber stehe, sagt der Konzernsprecher –
       nur einem Bauwagenplatz eben nicht: „Das Campieren auf unserem Gelände ist
       nicht möglich“. Die Firma hat denn auch einen Sicherheitsdienst engagiert,
       „um dafür Sorge zu tragen, dass nicht weitere Fahrzeuge widerrechtlich auf
       unserem Grundstück abgestellt werden“. Auch Gäste seien von der Security
       einfach weggeschickt worden, klagt die Ölhafen-Initiative.
       
       Zuletzt war – zumindest temporär – ein Stellplatz im neu entstehenden
       Hulsberg-Quartier im Gespräch. Die Initiative fand die Idee gut, das
       Bauressort wohl auch – die Klinikholding lehnt sie strikt ab.
       
       12 Nov 2018
       
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