# taz.de -- G20-Gipfel in Buenos Aires: Viele Premieren, große Unsicherheit
       
       > Die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder kommen in Argentinien
       > zusammen. An Konflikten mangelt es den teilnehmenden Staaten nicht.
       
 (IMG) Bild: In Buenos Aires nicht zu übersehen: Banner zum G20-Gipfel
       
       GENF taz | Schon vor Beginn des [1][G20-Gipfels am Freitag in Buenos Aires]
       steht fest: Die seit 1999 zehnte Zusammenkunft der Staats- und
       Regierungschefs der zwanzig wirtschaftsstärksten Staaten der Welt ist der
       Gipfel mit den meisten Premieren und den größten Unsicherheiten. Mit
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte erstmals einer der Teilnehmer
       vor Beginn des Gipfels vor einer „nutzlosen Veranstaltung“.
       
       [2][Gegen einen anderen Gipfelteilnehmer, den saudischen Kronprinzen
       Mohammed bin Salman,] liegt wegen seiner Verantwortung für Verbrechen gegen
       die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen im Jemen sowie möglicherweise für
       die Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi eine
       Anzeige von Human Rights Watch vor, die von der argentinischen Justiz
       geprüft wird.
       
       Und schließlich gab es nie zuvor unmittelbar vor einem Gipfel so
       dramatische Ereignisse wie die russisch-ukrainische Konfrontation im
       Asowschen Meer oder die Drohung von US-Präsident Donald Trump, ab kommender
       Woche den Import deutscher Autos mit „Strafzöllen“ zu belegen.
       
       Bin Salman traf am Mittwoch in Buenos Aires ein und wurde in die von einem
       großen Polizeiaufgebot abgeriegelte saudische Botschaft gebracht. Die kann
       der Kronprinz zwar unbesorgt verlassen, da die argentinische Justiz bis zu
       seiner geplanten Abreise am Sonntag keinen Haftbefehl gegen ihn ausstellen
       wird. Wer aber von den anderen Teilnehmern bilateral oder in kleiner Runde
       mit dem des Auftragsmordes Verdächtigen zusammentrifft, wer ihm wie die
       Hand gibt, was andere und er selber eventuell zum Fall Khashoggi sagen –
       all dies dürfte bis zum Gipfelende am Samstagabend zu den interessantesten
       Fragen gehören.
       
       Trump, enger Verbündeter des Kronprinzen, hat ein Treffen ausgeschlossen.
       Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der mit bin Salman um die
       Führungsrolle unter den Sunniten des Mittleren Ostens konkurriert, erklärte
       hingegen seine grundsätzliche Bereitschaft, den Prinzen zu treffen.
       
       [3][Der russisch-ukrainische Konflikt dürfte das wichtigste Thema werden] –
       wenn nicht auf den Plenarsitzungen, so doch bei den bi- oder trilateralen
       Gesprächen von Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem russischen
       Präsidenten Wladimir Putin. Trump wird seinen Amtskollegen nicht treffen.
       Der US-Präsident verzichtet wegen des russischen Vorgehens im Asowschen
       Meer darauf. Das [4][verkündete Trump am Donnerstag auf Twitter].
       
       Es war zunächst unklar, ob Putin und Trump aufeinandertreffen werden –
       Trump machte ein mögliches Treffen von dem Ermittlungsbericht seines
       Sicherheitsteams zur Festsetzung ukrainischer Schiffe durch die russische
       Marine abhängig. Der Kreml bedauerte die Entscheidung am Freitag und
       unterstrich, für Gespräche bereit zu stehen. Da die Ukraine nicht zu G20
       gehört, sind konkrete Vereinbarungen zur Deeskalation von dem Gipfel kaum
       zu erwarten.
       
       Ähnliches gilt für die durch Trumps Abschottungszölle ausgelösten
       Handelskonflikte mit China und der EU. Diese Konflikte, die Trump durch
       seine jüngste Androhung von Importzöllen von 25 Prozent auf Auto-Importe
       aus Deutschland sowie weiterer „Strafmaßnahmen“ gegen China noch einmal
       verschärft hat, dürften sowohl die Plenarrunden beherrschen als auch die
       Treffen Trumps mit Merkel, Marcon und dem chinesischen Präsidenten Xi
       Jinping. Laut Macron könnte das Treffen sogar zu einem „für alle
       zerstörerischen Handelskrieg“ eskalieren.
       
       Eine Deeskalation oder gar Beilegung dieser Konflikte ist aber nicht
       möglich, solange Trump glaubt, er könne mit seiner aggressiven
       Außenhandelspolitik innenpolitisch gewinnen. Daher wird auch ein
       gemeinsames Abschluss-Kommuniqué – wenn es denn überhaupt zustande kommt –
       im besten Fall kaum mehr enthalten als sehr allgemeine Absagen an den
       Protektionismus sowie eine Wiederholung der Absichtserklärungen aus
       früheren Gipfel-Kommuniqués zur Reform der Welthandelsorganisation (WTO).
       
       Am Ende könnte Macron Recht behalten mit seiner Warnung, internationale
       Treffen wie der G20-Gipfel wären ohne konkrete Fortschritte nicht nur
       „nutzlos“, sondern „sogar kontraproduktiv“.
       
       30 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /G20-Treffen-in-Buenos-Aires/!5550745
 (DIR) [2] /Experte-zu-Anzeige-gegen-bin-Salman/!5554611
 (DIR) [3] /Ukraine-und-Russland/!5554547
 (DIR) [4] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1068181367857397760
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Mohammed bin Salman
 (DIR) Argentinien
 (DIR) Emmanuel Macron
 (DIR) G20
 (DIR) G20
 (DIR) Argentinien
 (DIR) G20
 (DIR) Buenos Aires
 (DIR) G20
 (DIR) Saudi-Arabien
 (DIR) G20
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) G20-Gipfel in Argentinien: Annäherung zwischen USA und China
       
       Die USA und China erzielen im Handelsstreit vorerst eine Einigung. Das
       Abschlusspapier des G20-Gipfels markiert dagegen Stillstand und
       Rückschritte.
       
 (DIR) G20-Gipfel in Buenos Aires: Friedlicher Protest
       
       Buenos Aires ist während des G20-Gipfels zur Festung ausgebaut. Tausende
       DemonstrantInnen sind trotzdem durchs Zentrum der Stadt gezogen.
       
 (DIR) Aktivistin gegen G20 in Argentinien: Von Gipfel zu Gipfel
       
       Die 24-jährige Marta Music ist überall, wo sich der globale Protest gegen
       G20 trifft. 2017 war sie in Hamburg dabei, jetzt demonstriert sie in Buenos
       Aires.
       
 (DIR) G20-Gipfel in Buenos Aires: Der Geist von Hamburg ist präsent
       
       Merkel kommt zu spät, Trump versetzt Putin und ein Video von Macrons
       Ankunft sorgt für Gelächter. Was bisher beim G20-Gipfel geschah.
       
 (DIR) Argentinische Journalistin zum G20-Gipfel: „Ich glaube nicht an Objektivität“
       
       Vor dem G20-Gipfel geraten in Argentinien auch kritische Journalist*innen
       unter Druck. Ein Gespräch über Angriffe und ideologisch begründete
       Kündigungen.
       
 (DIR) Experte zu Anzeige gegen bin Salman: „Immunität ist die größte Hürde“
       
       Trotz einer Strafanzeige ist Saudi-Arabiens Kronprinz ungehindert zu G20
       nach Argentinien gereist. Was jetzt passieren könnte, erklärt Strafrechtler
       Kai Ambos.
       
 (DIR) G20-Treffen in Buenos Aires: Das ist der Gipfel
       
       Argentiniens Hauptstadt ist im Ausnahmezustand. Nach den
       Fußball-Ausschreitungen wird beim G20-Gipfel Härte der Polizei gegen
       Proteste erwartet.