# taz.de -- Kolumne Pflanzen essen: Sind wir blöde Besseresser?
       
       > Diesen Vorwurf hört man oft: Wer vegan lebt, will sich als etwas
       > Korrekteres, Reineres, Edleres inszenieren. Dabei gibt es andere gute
       > Gründe.
       
 (IMG) Bild: Alles meins!?
       
       „Veganer sind doch alle nur auf dem Egotrip, wollen andere schlecht machen
       und ihnen selbst Weihnachten versauen“, kommentierte kürzlich jemand den
       Facebook-Post eines mit mir befreundeten Veganers und Tierschutzaktivisten.
       Geschrieben hatte er: „Backt diese Adventszeit ohne Ei und Milch und lasst
       zum Fest der Liebe die Gans ganz! Go vegan!
       
       Echt jetzt? Sind Veganer, wie gerne von einigen angefressenen Fleischessern
       propagiert, verkappte Narzissten? Blöde Besseresser, die sich eine
       Ernährungsweise ausgesucht haben, um sich selbst als was Korrekteres,
       Reineres, Edleres zu stilisieren, die immer im Mittelpunkt stehen wollen
       mit ihren „Extrawünschen“? Und deshalb den Tieressern ständig Moralin in
       die Fleischsuppe spucken?
       
       Bin ich also eine Narzisstin? Möglicherweise. Schauen Sie einfach mal
       [1][meinen Instagram-Account an]. 😉 Das hat aber keinen Einfluss auf meine
       Ernährung. Mein Veganismus ist vielmehr die logische Folge meines
       Hedonismus. Ich genieße gutes Essen, ich liebe meinen Körper und alle
       Sinneserfahrungen, die ich mit ihm machen kann, und ich verehre meine
       Umwelt, der ich viele dieser Sinneserfahrungen verdanke. Und je intakter
       und gesünder all das ist, desto schöner ist das, was ich erleben kann.
       Deswegen verzichte ich aktiv auf Tierprodukte.
       
       Klar, Egoisten gibt es überall. Aber ich denke nicht, dass es mehr
       Narzissten unter uns Veganern gibt als in anderen Gruppen. Es gibt so viele
       nichtnarzisstische Motive, sich für einen veganen Lebensstil zu
       entscheiden: die Gesundheit etwa, religiöse Gründe, ethische Bedenken oder
       eben, dass einem das Wohl unseres Planeten am Herzen liegt.
       
       Viele Veganer wissen um die Konsequenzen, die durch Fleischkonsum für
       unsere kollektiven Ressourcen und die Umwelt entstehen – und lassen es
       lieber. Im Grunde das komplette Gegenteil von Narzissmus.
       
       Was wäre, wenn man den (Fleisch-)Spieß mal umdreht? Sind Fleischesser
       vielleicht die wahren Narzissten? Ist es nicht narzisstisch, dass man sich
       selbst – nämlich den eigenen Genuss beim Essen – für wichtiger hält als
       eine Kreatur, deren Leben man beendet, nur weil es einem halt schmeckt,
       scheiß auf das Leid? Ist nicht das Fleisch neben dem Gemüse auf dem Teller
       der spezielle „Extrawunsch“? Ist es nicht narzisstisch, wenn es einen nicht
       kümmert, dass Regenwald gerodet wird, um Platz für noch mehr Rinderherden
       zu machen? Weil … nach mir die Sintflut?
       
       Danach zu streben, ein besserer Mensch zu sein, ist nichts Schlechtes. Zu
       glauben, besser als andere zu sein – Veganer oder Fleischesser, hin oder
       her – schon.
       
       2 Dec 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.instagram.com/arianesommer/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ariane Sommer
       
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