# taz.de -- Kommentar G20 und Saudi-Kronprinz: Ein High Five der Mächtigen
       
       > Für den saudischen Kronprinzen bin Salman war der G20-Gipfel ein voller
       > Erfolg. Denn der Fall Khashoggi spielte praktisch keine Rolle.
       
 (IMG) Bild: Kumpelhaftes Abklatschen: Putin und bin Salman beim G20-Gipfel
       
       Was für ein arroganter Mistkerl, möchte man rufen! Da wird einer eines
       [1][bestialischen Journalistenmordes] beschuldigt und Wladimir Putin
       begrüßt ihn kumpelhaft mit einem High Five.
       
       Für den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman war der [2][G20-Gipfel
       in Buenos Aires] ein voller Erfolg. Denn letztlich brachte Putins
       Machtgeste nur das auf den Punkt, was als Signal vom gesamten Gipfel
       ausgeht: Wer mächtig genug ist, darf einen Journalisten umbringen,
       zerstückeln und womöglich in Säure auflösen – und zwar ohne Konsequenzen
       fürchten zu müssen. Eine regelbasierte internationale Ordnung, wie sie
       offiziell in der Abschlusserklärung unterstützt wird? Vergangenheit.
       
       Dass zu guter Letzt noch bekräftigt wurde, sich beim übernächsten
       G20-Gipfel im Jahr 2022 ausgerechnet in der saudischen Hauptstadt treffen
       zu wollen, verfestigt diesen Eindruck noch.
       
       Um fair zu sein: Dass Mohammed bin Salman den Mord an Jamal Khashoggi in
       Auftrag gegeben hat oder auch nur darüber informiert war, ist nach wie vor
       nicht bewiesen. Auch was genau geschehen ist (die Säure etc.), ist
       unbekannt. Doch ein ungeheuerlicher Verdacht steht im Raum, und er ist
       begründet. Die Führung in Riad hat eine Bringschuld: Warum hat sie sich
       nach Khashoggis „Verschwinden“ so dilettantisch selbst widersprochen? Und
       wo ist überhaupt seine Leiche? Die Saudis wissen es. Sich dazu einfach
       nicht zu äußern, darf nicht sein.
       
       Dass EU-Ratspräsident Donald Tusk sich vorsichtig für eine ausländische
       Begleitung der Ermittlungen im Fall Khashoggi aussprach und Macron und May
       das Thema wohl angesprochen haben, reicht nicht. Für Macron, May, Merkel,
       Trudeau und andere GipfelteilnehmerInnen, von denen man mehr erwartet als
       reine Machtpolitik, wäre das Treffen eine Gelegenheit gewesen, sich der
       Idee der türkischen Regierung anzuschließen und gemeinsam ein
       Khashoggi-Tribunal zu fordern: eine internationale Untersuchung unter dem
       Dach der Vereinten Nationen.
       
       2 Dec 2018
       
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