# taz.de -- Kommentar Wahlergebnis im Kongo: Eine hauchdünne Chance
       
       > Es wäre der erste friedliche Machtwechsel, wenn Felix Tshisekedi
       > Staatspräsident wird. Zu welchem Preis aber wird er regieren dürfen?
       
 (IMG) Bild: Die Opposition hat 73 Prozent der Stimmen bei den Präsidentschaftswahlen erhalten
       
       Es könnte eine historische Chance sein, die ganz Afrika voranbringt. Wenn
       tatsächlich mit [1][Felix Tshisekedi der Führer der wichtigsten zivilen
       Oppositionsbewegung] der Demokratischen Republik Kongo Staatspräsident
       wird, bietet sich vielleicht endlich die Möglichkeit, aus dem Teufelskreis
       von Gewaltherrschaft und Bürgerkrieg herauszufinden, der seit über einer
       Generation das 90-Millionen-Land im Herzen des Kontinents gefangen hält.
       
       Es wäre nicht nur der erste friedliche Machtwechsel in der Geschichte des
       modernen Kongo. Tshisekedi wäre auch der erste Zivilist an der Staatsspitze
       seit den Wirren direkt nach der Unabhängigkeit – ein Bruch der politischen
       Kultur in einem Land, in dem die Macht bis heute aus den Gewehrläufen
       kommt.
       
       Leider aber hat Tshisekedis [2][Wahl einen Makel], den er selbst nicht
       beseitigen kann: Sie ist nach breiter Überzeugung gefälscht. Der
       eigentliche Wahlsieger, davon bleiben viele Kongolesen überzeugt und dafür
       gibt es gewichtige Argumente, ist der Oppositionskandidat Martin Fayulu.
       Der aber war für Kongos mächtige Generäle rund um den [3][scheidenden
       Präsidenten Joseph Kabila] inakzeptabel, denn er ist der Kandidat von
       Kabilas Widersachern im Exil, die als potenzielle militärische Gegner
       gelten. Also musste er irgendwie verhindert werden.
       
       Immerhin hat das Kabila-Regime nun von einer plumpen Fälschung zugunsten
       des eigenen Lagers und einer drohenden militärischen Eskalation abgesehen.
       Es scheint nur eine nicht ganz so plumpe Fälschung gegeben zu haben, die
       zwar Fayulu stoppte, die offensichtliche Abwahl des Regimes aber
       bestätigte.
       
       ## Ein Mandat für den Wandel
       
       Dennoch: Tshisekedi wird sein Amt mit einem massiven Legitimitätsproblem
       antreten, und die Frage stellt sich, welchen Preis er zahlt, welche
       Garantien er geben musste, damit Kabilas Generäle ihn überhaupt regieren
       lassen.
       
       Aber ist nicht der größte Erfolg, dass das alte Regime die Wahlen verloren
       hat? Die beiden Oppositionsführer Tshisekedi und Fayulu haben
       zusammengenommen sogar in den amtlichen Ergebnissen über 73 Prozent der
       Stimmen erhalten. Es ist ein gigantisches Mandat des Volkes für den Wandel.
       
       Sollte der neue Präsident es schaffen, die gesamte Opposition einzubinden
       und Veränderung voranzutreiben, verdient er internationale Unterstützung ,
       um einen besseren Kongo aufzubauen – und nicht am Ende doch noch den
       Gewehrläufen zum Opfer zu fallen. Sollte er aber nur eine Fassade für die
       fortgesetzte Gewaltherrschaft des alten Regimes bieten, wäre sein
       Amtsantritt lediglich ein weiteres Kapitel im Niedergang eines Landes, von
       dem Afrikas Zukunft abhängt.
       
       10 Jan 2019
       
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 (DIR) Dominic Johnson
       
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