# taz.de -- Neue pazifische Freihandelszone: US-Farmer haben das Nachsehen
       
       > Die USA und China streiten weiter um Strafzölle. Derweil ziehen elf
       > Staaten ein transpazifisches Freihandelsabkommen durch.
       
 (IMG) Bild: Gruppenfoto ohne US-Amerikaner: Diverse Handelsminister bekennen sich zur CPTPP
       
       BERLIN taz | US-Präsident Donald Trump hatte offenbar erwartet, dem
       Wirtschaftspakt TPP den Todesstoß zu versetzen, als er unmittelbar nach
       seinem Amtsantritt den Ausstieg der USA aus dem Freihandelsabkommen für den
       pazifischen Raum besiegelte. Doch das Gegenteil ist der Fall.
       
       Der riesige gemeinsame Binnenmarkt von Australien, Japan, Kanada, Mexiko,
       Neuseeland und Singapur ist seit dem 30. Dezember Wirklichkeit. Am Montag
       nun wird Vietnam offiziell beitreten, in Kürze werden Brunei, Chile, Peru
       und Malaysia folgen. Der Pakt hat allerdings einen leicht veränderten
       Namen: Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific
       Partnership (CPTPP).
       
       Die Bildung großer Freihandelszonen ist eine Reaktion auf die Krise der
       Welthandelsorganisation (WTO). Sie ist für Handelsregeln und ihre
       Weiterentwicklung zuständig. Weil viele Initiativen wegen gegensätzlicher
       Interessen stecken bleiben, weichen immer mehr Staaten auf multinationale
       Abkommen aus.
       
       Die erste Maßnahme der neuen transpazifischen Partnerschaft: Senkung von
       Zöllen. Damit wird der Handel der Unternehmen aus den beteiligten Ländern
       einfacher, für Firmen von außerhalb – wie den USA – aber schwerer. Denn für
       sie gelten weiterhin oft hohe Zölle. Rindfleisch aus den USA wird in Japan
       mit 38 Prozent verzollt, kommt es aus Kanada oder Neuseeland, werden nur
       noch 9 Prozent fällig. Auch Weizen aus CPTPP-Ländern wird günstiger. Der
       transpazifische Pakt umfasst einen Binnenmarkt mit rund 500 Millionen
       VerbraucherInnen, 13 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung werden dort
       erbracht.
       
       ## Ein wichtiges Signal an Trump und Peking
       
       „Der Zusammenschluss ist ein wichtiges Signal an Trump und an Peking“, sagt
       Hanns Günther Hilpert von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
       Dass die USA unter Trump dem Wirtschaftspakt doch noch beitreten – wie der
       Präsident zwischenzeitlich angedeutet hat –, hält Hilpert für
       unwahrscheinlich. „Dazu ist das Vertrauen der anderen Staaten nicht mehr
       da.“
       
       Dabei gehören US-Farmer zu den Verlierern des Trump’schen TTP-Ausstiegs.
       Ihr Zugang zu den asiatischen Märkten wird erschwert. Zumal auch die [1][EU
       ein Freihandelsabkommen mit Japan] abgeschlossen hat. Es tritt am 1.
       Februar in Kraft. „Die EU, Neuseeland, Australien und Mexiko haben sich
       Zugang zu den großen Agrarmärkten im pazifischen Raum verschafft“, sagte
       Hilpert.
       
       Vor allem die Produzenten von Weizen, Schweinefleisch, Reis sowie Gemüse
       aus den USA haben nun schlechte Karten. Denn hier können sich Anbieter kaum
       mit besserer Qualität einen Vorteil verschaffen, entscheidend ist der
       Preis.
       
       Auch China bleibt bei diesem Handelsabkommen außen vor. Aber die Regierung
       in Peking treibt die Gründung einer weiteren asiatischen Freihandelszone
       voran. Daran sollen zehn Staaten aus dem Verband der südostasiatischen
       Nationen sowie Australien, Indien, Neuseeland, Südkorea und Japan beteiligt
       sein. Dieser Binnenmarkt würde 45 Prozent der Weltbevölkerung und ein
       Drittel des Welthandels umfassen. Die Regierung in Peking möchte den Pakt
       noch 2019 schließen.
       
       Asienexperte Hilpert glaubt nicht, dass es so weit kommt. Denn einige
       Länder wie Indien oder Australien sind nur auf Druck Japans an den
       Verhandlungen beteiligt. Dass es mit ihnen zu einer Einigung kommt, hält
       Hilpert für unwahrscheinlich.
       
       ## CPTPP ist nicht sehr weitgehend
       
       Ohnehin sei dieses Abkommen nicht mit der transpazifischen Partnerschaft
       vergleichbar. „CPTPP ist nicht sehr weitgehend“, sagte er. Schließlich sehe
       das Abkommen keine weitreichenden Handelsregeln vor, und es kläre auch
       keine wichtigen Fragen beispielsweise zum E-Commerce. „Aber die
       Formulierung von Handelsregeln ist wichtig, weil die
       Welthandelsorganisation auf diesem Gebiet quasi ausfällt“, sagt er.
       
       Das sieht Roland Süß, Handelsexperte des globalisierungskritischen
       Netzwerks Attac, ähnlich. „Internationale Märkte brauchen Regeln“, sagt er.
       „Die Frage ist nur, welche.“ Dass sich die elf Staaten zusammengeschlossen
       haben, um sich gegen den Druck von Trump zu stemmen, sei nachvollziehbar.
       
       „Aber der Prozess geht in die falsche Richtung.“ Denn wie bei anderen
       Freihandelsabkommen, etwa dem europäisch-kanadischen Ceta oder dem
       gescheiterten TTIP zwischen den USA und der EU, geht es auch hier um die
       reine Marktperspektive. Fragen von Arbeits- oder Menschenrechten, Ökologie
       oder Entwicklung spielen keine Rolle. „Das ist falsch“, so Süß.
       
       Gleichzeitig gehen Binnenmärkte zu Lasten Dritter. Nicht nur die USA haben
       einen erschwerten Zugang zu den Märkten der CPTPP-Mitglieder. Auch
       afrikanische Länder leiden darunter. Sinnvoller wäre es laut Süß, bessere
       Handelsbedingungen für alle Staaten anzugehen, etwa unter dem Dach der
       Vereinten Nationen.
       
       11 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
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