# taz.de -- Syrien-Treffen in Moskau: Putin und Erdoğan blicken nach Idlib
       
       > Der geplante Abzug der US-Soldaten verschiebt die Machtbalance in Syrien.
       > Eine Offensive auf Idlib könnte nun doch noch kommen.
       
 (IMG) Bild: Planen ein Treffen, bei dem auch Iran vertreten sein soll: Erdoğan und Putin Mittwoch in Moskau
       
       ISTANBUL taz/dpa | Angesichts des geplanten Abzugs von US-Truppen aus
       Syrien drängt Russland die Türkei zu einem schärferen Vorgehen gegen
       Terrorgruppen in der Rebellenregion Idlib in Nordwest-Syrien. „Wir sehen,
       dass die türkischen Partner viel tun, um die von dort ausgehende
       Terrorgefahr zu verringern“, sagte der russische Präsident Wladimir Putin
       nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdoğan in
       Moskau am Mittwoch. Nötig seien aber gemeinsame Anstrengungen, um die
       Gefahr endgültig zu beseitigen. Die vereinbarte entmilitarisierte Zone
       dürfe kein Grund sein, im Kampf gegen Terroristen nachzulassen.
       
       Die Türkei hatte im vergangenen Herbst die [1][Zone in der nördlichen
       Provinz Idlib] durchgesetzt. So wurde ein syrischer und russischer Angriff
       auf das Gebiet abgewendet, in dem es neben bewaffneten Oppositionellen auch
       Millionen Zivilisten gibt. Allerdings hat die Terrorgruppe HTS in den
       vergangenen Wochen Geländegewinne erzielt und kontrolliert inzwischen die
       Region Idlib.
       
       Die Pufferzone an der Grenze Idlibs ist nicht zu verwechseln mit einer von
       US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen [2][“Sicherheitszone“ entlang der
       türkisch-syrischen Grenze in Nordost-Syrien]. Hier versuchte Erdoğan, den
       russischen Präsidenten davon zu überzeugen, dass diese, wenn sie von der
       Türkei kontrolliert würde, eine gute Idee sei.
       
       Der russische Präsident drängte aber darauf, dass Erdoğan erst einmal in
       Idlib seinem Versprechen nachkommt und dort für Ordnung sorgt. Unmittelbar
       vor dem Treffen hatte eine Sprecherin des russischen Außenministeriums
       gesagt, die Lage in Idlib verschlechtere sich täglich.
       
       Statt dass die syrischen Rebellen die dortige Pufferzone räumten, würde
       ausgerechnet die radikal-islamische Hai’at Tahrir al-Scham (HTS) die Macht
       in der gesamten Provinz übernehmen und auch den größten Teil der Pufferzone
       kontrollieren. Dies gefährde nicht nur Stellungen der syrischen Armee,
       sondern auch den russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim.
       
       ## Türkei hat Truppen nach Osten verlegt
       
       Russland und das Assad-Regime könnten die Lage in Idlib jeder Zeit zum
       Vorwand nehmen, um diese letzte Rebellenprovinz in Syrien großflächig
       anzugreifen. Dass die türkische Armee bislang nicht gegen HTS, die frühere
       Nusra-Front, vorgegangen ist, liegt nach Angaben von Beobachtern darin
       begründet, dass Erdoğan zwischenzeitlich einen wesentlichen Teil der
       türkischen Truppen und der syrischen Hilfskontingente aus Idlib abgezogen
       und weiter nach Osten beordert hat.
       
       Dort bereitet Ankara einen neuen Angriff auf die autonome Region der
       syrischen Kurden vor. Erdoğan hofft, dass nach einem Abzug der US-Truppen
       aus der Region östlich des Euphrats die türkische Armee die
       syrisch-kurdische YPG-Miliz aus der Grenzregion zur Türkei vertreibt.
       
       ## Kurden wollen Selbstverwaltung behalten
       
       Den Kurden selbst ist es auch lieber, wenn syrische Truppen die Grenze
       kontrollieren, anstatt sich mit der Türkei auseinandersetzen zu müssen.
       Allerdings verhandeln Vertreter der Kurden seit Tagen in Damaskus und auch
       in Moskau mit dem Ziel, dass ihre in den letzten Jahren in dem Gebiet
       aufgebaute Selbstverwaltung erhalten bleibt.
       
       Da türkische Truppen nur mit Zustimmung von Russland in Syrien
       intervenieren könnten, wird Erdoğan sich wohl mit der Zusicherung begnügen
       müssen, dass perspektivisch syrische Truppen wieder die Grenzsicherung
       übernehmen werden.
       
       Man werde in naher Zukunft einen weiteren Dreiergipfel mit dem Iran in
       Russland planen, hieß es am Mittwoch in Moskau. Dort soll wieder einmal die
       Bildung eines Verfassungskomitees verhandelt werden. Dieses soll eine neue
       syrische Verfassung erarbeiten. Ein genaues Datum für den Gipfel ist
       bislang nicht bekannt.
       
       24 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Plan-fuer-Pufferzone-in-Syrien/!5533435
 (DIR) [2] /Syriens-Kurdengebiete/!5566137
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Gottschlich
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Syrien
 (DIR) Russland
 (DIR) Idlib
 (DIR) Türkei
 (DIR) Recep Tayyip Erdoğan
 (DIR) Wladimir Putin
 (DIR) Kurden
 (DIR) Türkei
 (DIR) Idlib
 (DIR) Baschar al-Assad
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
 (DIR) Schwerpunkt Syrienkrieg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Noch immer Kämpfe in Syrien: Angst vor einem Massaker
       
       Syrien ist wieder zum größten Teil unter Assads Kontrolle. Doch in der
       Rebellenhochburg Idlib finden noch immer heftige Kämpfe statt.
       
 (DIR) Bombenanschlag im Norden Syriens: Viele Tote in der Rebellenhochburg
       
       In Idlib werden mindestens 24 Menschen getötet. Die Tat könnte mit einer
       bevorstehenden russisch-türkischen Offensive in Zusammenhang stehen.
       
 (DIR) Deutschen Behörden gelingt Festnahme: Syrische Ex-Geheimdienstler verhaftet
       
       Ermittler nehmen zwei mutmaßliche Folterer des Assad-Regimes fest. Das
       könnte zum ersten Prozess dieser Art vor einem deutschen Gericht führen.
       
 (DIR) Angriffe auf iranische Ziele in Syrien: Israel bestätigt Attacken
       
       Israel hat Angriffe auf iranische Ziele in Syrien bestätigt. Man habe
       begonnen, dort gegen Al-Kuds-Brigaden vorzugehen. Es soll elf Tote geben.
       
 (DIR) Syriens Kurdengebiete: Alle sprechen von der „Zone“
       
       Die Idee einer „Sicherheitszone“ in Nordost-Syrien sorgt für Diskussionen.
       Doch wer soll das riesige Gebiet an der türkisch-syrischen Grenze
       kontrollieren?
       
 (DIR) Anschlag in Syrien: Zahlreiche Tote, darunter US-Bürger
       
       Bei einem Attentat im syrischen Manbidsch sind mehrere Menschen getötet
       worden. Die internationale Anti-IS-Koalition bestätigte Opfer in den
       eigenen Reihen.