# taz.de -- Gesetz gegen „Upskirting“: Fotografieren unterm Rock ist strafbar
       
       > Wer Frauen in Großbritannien unter den Rock fotografiert, begeht künftig
       > eine Straftat. Eine Betroffene hat sich lange für das Thema eingesetzt.
       
 (IMG) Bild: Gina Martin will Mitmenschen zu mehr Aktivismus ermutigen
       
       BERLIN taz | Der Hyde Park in London, Sommer 2017. Gina Martin wartet vor
       der Bühne auf den Auftritt der britischen Band The Killers, als sie
       bemerkt, dass sich zwei Männer in der Nähe auf dem Smartphone ein Bild
       ihres Schritts anschauen. Einer der beiden muss sie zuvor unter dem Rock
       fotografiert haben, begreift Martin, entreißt ihnen das Gerät und wendet
       sich damit an die Polizei. Um Tage später zu erfahren, dass ihrem Fall
       nicht weiter nachgegangen wurde.
       
       Was geschehen sei, sagen die Beamten, habe keine strafrechtliche Relevanz.
       Martin kann das nicht fassen und startet [1][eine Petition]. 18 Monate und
       über 100.000 UnterstützerInnen später ist das sogenannte Upskirting in
       England und Wales Teil des „Sexual Offences Act 2003“ und somit illegal.
       Täter müssen nun mit bis zu zwei Jahren Haft rechnen. In Schottland gibt es
       ein entsprechendes Gesetz bereits.
       
       [2][„Ich glaub, ich sterbe. Ich kann nicht fassen, dass wir das geschafft
       haben“], schrieb Martin auf Twitter, kurz nachdem das Oberhaus am Mittwoch
       seine Entscheidung bekanntgegeben hatte. Sie und ihr Anwalt hätten
       „[3][gekämpft und GEWONNEN“]. In Tagen, in denen man den Briten
       Politikverdrossenheit aus naheliegenden Gründen nicht verübeln kann, kommt
       die 27-Jährige aus dem Schwärmen über die Legislative gar nicht mehr raus.
       Seit sie mit der Petition zur Aktivistin wurde, habe sie eine „steile
       Lernkurve“ durchlaufen: „Für Außenstehende, ganz normale Leute, kann
       Politik kompliziert und entmutigend erscheinen. Aber wenn man an sich
       glaubt, die richtige Unterstützung hat, ist sie durchdringbar.“
       
       Das Gesetz gegen Upskirting sei Politik „at its best“, sagt die [4][BBC]
       und appelliert an alle, die „mit etwas unzufrieden sind, loszulegen und es
       zu ändern.“ Martin, die in der Werbebranche tätig ist, bezeichnet sich
       selbst als ganz normale Person. „Und ich hab’s trotzdem hingekriegt“,
       zitiert sie der [5][Telegraph]. Allerdings arbeitete sie dafür über Monate
       hinweg in ihrer freien Zeit – und nicht ohne Rückschläge.
       
       ## An Schulen fast schon normal
       
       Im vergangenen Juni blockierte ein einzelner konservativer Abgeordneter im
       Unterhaus das so gut wie beschlossene Gesetz. Der bockige Politiker rief
       sogar die Premierministerin auf den Plan. May plädierte dafür, dass sich
       das Unterhaus weiter mit dem Entwurf befasse und beschrieb Upskirting als
       „abscheuliche Verletzung der Privatsphäre, die Opfer herabsetze und
       verängstige.“ Unklar bleibt allerdings, wer für die Girlande aus
       Unterwäsche, die die Bürotür des Abgeordneten nach dem Vorfall schmückte,
       verantwortlich ist.
       
       Laut Telegraph gab es in Großbritannien zwischen 2016 und 2018 78 gemeldete
       Fälle von Upskirting, unter den Opfern auch zehnjährige Mädchen. Die
       Vorsitzende eines britischen Lehrerverbands nannte das Phänomen [6][„Teil
       eines größeren Musters sexueller Belästigung“] an Schulen. Einige
       Schülerinnen sähen sich gezwungen, Shorts unter ihrem Rock zu tragen. Das
       Kleidungsstück gehört in Großbritannien zur Schuluniform.
       
       In Deutschland ist Upskirting genau wie noch vor kurzem in England und
       Wales nicht strafbar, solange die Bilder nicht verbreitet werden. Eine ganz
       besondere Maßnahme gegen das Vergehen hat Südkorea ergriffen. Da heimliches
       Filmen und Fotografieren dort sehr verbreitet sind, lässt sich bei in
       Südkorea gekauften Smartphones das Auslöse-Geräusch der Kamera nicht
       stummstellen.
       
       Gina Martin, die in den vergangenen Monaten viele Frauen traf, die
       Ähnliches erlebten, will künftig in Zusammenarbeit mit der Polizei Konzepte
       entwickeln, wie Musikfestivals und andere Veranstaltungen sicherer gemacht
       werden können. Damit die „steile Lernkurve“ noch lange nicht abbricht.
       
       17 Jan 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.thepetitionsite.com/de/takeaction/887/239/401/
 (DIR) [2] https://twitter.com/ginamartin_uk/status/1085287828588818433
 (DIR) [3] https://twitter.com/ginamartin_uk/status/1085542528282230784
 (DIR) [4] https://www.bbc.com/news/uk-46884697
 (DIR) [5] https://www.telegraph.co.uk/women/life/gina-martin-got-law-changed-made-upskirting-illegal/
 (DIR) [6] https://www.telegraph.co.uk/education/2018/03/28/schoolgirls-forced-wear-shorts-skirts-stop-boys-upskirting-teachers/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leonie Gubela
       
       ## TAGS
       
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