# taz.de -- Rassistischer Angriff auf US-Schauspieler: Die Schlinge vergangener Tage
       
       > Unbekannte haben den US-Schauspieler Jussie Smollett rassistisch
       > angegriffen. Die zwei Männer sollen ihm einen Strick um den Hals gelegt
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Sänger und Schauspieler Jussie Smollett ist bekannt aus der Fernsehserie „Empire“
       
       Es war eine symbolträchtige Attacke, derentwegen der Schauspieler Jussie
       Smollett am frühen Dienstagmorgen in Chicago zur Polizei ging. Laut seiner
       Zeugenaussage wurde er von zwei Männern angegriffen und dabei rassistisch
       und homophob beleidigt.
       
       Dabei sollen die Unbekannten „This is MAGA country“ gerufen haben. „MAGA“
       steht für Donald Trumps Wahlkampfspruch „Make America Great Again“. Die
       Trump-Fans legten dem Schauspieler den Polizeiberichten zufolge einen
       Strick um den Hals.
       
       Ein Symbol, das man aus den dunkelsten Zeiten Amerikas kennt, [1][als
       Lynchmorde Teil der Selbstjustiz waren]. Vor und nach dem amerikanischen
       Bürgerkrieg wurden Sklaven in den Südstaaten der USA gehängt. Der Hass
       richtete sich fast ausschließlich gegen Schwarze.
       
       Oft wurden die Ermordeten mit einer Schlinge um den Hals an einen Baum
       gehängt, weit sichtbar für alle. Der Lynchmord war eine rassistische
       Machtdemonstration, er sollte die weiße Vorherrschaft stützen. Die Fotos
       von den gehenkten Toten wurden gar als Motive für Postkarten benutzt.
       
       ## Smollett ist erklärter Trump-Gegner
       
       Über die schwarzen Körper, die im Wind baumeln, sang Billie Holiday in
       [2][„Strange Fruit“]. Das Lied erzählt von blutverschmierten Bäumen mit
       merkwürdigen Früchten. Es zeigt den Kontrast zwischen dem idyllischen
       traditionellen Süden und der grausamen Realität der rassistischen Morde.
       
       Nach der ersten Aufführung 1939 wurde das Lied zum Symbol der
       Bürgerrechtsbewegung. Denn es hat ins Bewusstsein gerufen, dass die
       rassistische Gewalt noch immer präsent ist. Vereinzelte Tötungen durch
       Lynchjustiz sind bis in die 1960er Jahre dokumentiert.
       
       Dass Jussie Smollett Dienstagnacht eine Schlinge um den Hals gelegt wurde,
       ruft also grauenvolle Bilder wieder in Erinnerung. Smollett ist immerhin
       schwarz – und dazu offen schwul und erklärter Gegner von Trumps Politik.
       
       Sofort nach Bekanntwerden der Attacke solidarisierten sich viele Prominente
       mit ihm. Darunter ist Lee Daniels, der Produzent der Fernsehserie
       „Empire“, in der Smollett mitspielt. „Du hast das nicht verdient, niemand
       verdient es, einen Strick um den Hals zu bekommen“, sagte er [3][in einem
       Video auf Instagram]. Rassistische Gewalt hat kein Ende gefunden, auch
       wegen Präsident Trump. Und auch eines ihrer Symbole, die Schlinge, bleibt.
       
       30 Jan 2019
       
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 (DIR) Markus Kowalski
       
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