# taz.de -- Berlinale-Staralbum – Christian Bale: Der Abgelenkte > „Sie haben einen tollen Bauchnabel!“, ruft Christian Bale in den Raum. > Bei der Pressekonferenz wirkt er, nun ja, etwas neben der Spur. (IMG) Bild: 40 Minutes delay: Christian Bale Eine Kontinuität bei der diesjährigen Berlinale: Ohne Pressekonferenz würden einige Filme deutlich besser wegkommen als mit Pressekonferenz. So auch „Vice“, Adam McKays Film über den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney, der kurz vor 9/11 mit Bush Jr. ins Amt kam und maßgeblich für den Zweiten Irakkrieg verantwortlich war. Selten hat es so ein vielschichtiges Biopic aus Hollywood gegeben. Brillant verkörpert wird der wohl mächtigste Vize der US-Historie von Christian Bale, der für die Rolle 30 Kilo zulegte, sich 30 Jahre älter schminken ließ – und zu Recht für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert wurde. 40 Minuten vergehen, bis Bale und Regisseur McKay endlich erscheinen. Da ist schon ein Drittel der Presse abgedampft, das Festival geht schließlich weiter. Bale trägt Zwiebellook, schwarz, wie um die übrigen paar Cheney-Kilos zu kaschieren. Seinen Mund rahmt ein opulenter Bart, der viele seiner Sätze in ein unverständliches Grummeln verwandelt. Selbst die Übersetzer*innenkabine scheint überfordert. Während McKay den Journalist*innen die Unterschiede zwischen Cheney (hat moderne rechtskonservative US-Politik maßgeblich mitgeprägt) und Trump (ist ein Resultat von Cheneys Werk) erläutert, ist Bales Blick abgelenkt von Details im Saal. Der gebürtige Waliser ist deutlich neben der Spur. „Sie haben einen tollen Bauchnabel!“, ruft der 45-Jährige einmal in den Raum. Oder: „Sie haben ja eine Riesenkameralinse! Was kostet so etwas?“ Alle lachen. Bale unterhält uns, ohne irgendetwas von Substanz zu sagen. Wobei das nicht weiter schlimm wäre. Doch spricht er dann auch über den Film und gibt leider die redundantesten Auslegungen von sich, die über „Vice“ zu machen sind. Nur einmal bricht Bale aus seiner Welt von Floskeln und Bauchnabeln aus, als er gefragt wird, wie sein Körper auf das ständige Ab- und Zunehmen für Rollen reagiere: „Mein Körper sagt: Hör auf. Du wirst sterben, wenn du so weitermachst.“ Der Raum lacht. Worüber nur? 12 Feb 2019 ## AUTOREN (DIR) Fatma Aydemir ## TAGS (DIR) Christian Bale (DIR) USA (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Tod (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Juliette Binoche (DIR) Schwerpunkt Berlinale ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Kinofilm „Vice – Der zweite Mann“: Kein Diener der Macht Nur ein Katalysator für politische Katastrophen? Adam McKays polemischer Politfilm „Vice – Der zweite Mann“ über Dick Cheney. (DIR) Berlinale-Staralbum – Maren Eggert: Die Distanzierte Maren Eggert spielt in „Ich war zuhause, aber“ von Regisseurin Angela Schanelec eine Mutter. Auf der Berlinale zeigt sie sich schüchtern. (DIR) Berlinale „The Shadow Play“: Korruption und Liebe Der chinesische Regisseur Lou Ye wirft in seinem Thriller „The Shadow Play“ einen Blick in die Karriereabgründe der heute erfolgreichen Chinesen. (DIR) Filmemacherin über die Berlinale: „Ich kann nicht inszenieren“ Ute Aurand macht Filme über das alltägliche Leben und arbeitet immer mit 16mm-Filmmaterial. Großen Einfluss auf ihr Werk hatte Jonas Mekas. (DIR) Berlinale „Ich war zuhause, aber“: Vom Tod durchwirkt Regisseurin Angela Schanelec zeigt in „Ich war zuhause, aber“ ein zerfallendes Familiengefüge, das zerfällt und sich neu zusammensetzt. (DIR) Berlinale-Staralbum – Nora Fingscheidt: Die Fleißige Fünf Jahre schrieb Nora Fingscheidt am Drehbuch zu ihrem ersten Langspielfilm. Der hat es nun direkt in den Wettbewerb geschafft. (DIR) Berlinale-Staralbum – Juliette Binoche: Die kluge Helferin Die französische Schauspielerin Juliette Binoche ist Jury-Präsidentin auf der Berlinale. Wer ist diese Frau, die Persönliches von Privatem trennt? (DIR) Auftakt 69. Berlinale: Warten auf den Systemsprenger Die 69. Berlinale steht im Zeichen des Abschieds vom Direktor Dieter Kosslick. Außerdem setzt das Programm genderpolitische Akzente.