# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Die SPD will nicht, dass Annegret Kramp-Karrenbauer Kanzlerin wird. Da
       > kann sie sich noch so sehr entkrampfen. Angela Merkel gefällt das.
       
 (IMG) Bild: Es braucht gelockerte Muskulatur, Merkel zugleich links und rechts zu überholen. Ist AKK dafür fit?
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergange-nen Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: SPD kündigt an, AKK nicht zur Kanzlerin zu wählen.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Merkel kann sich auf SPD verlassen.
       
       Annegret Kramp-Karrenbauer, die CDU-Frau, die sich anschickt, die nächste
       Bundeskanzlerin zu werden, [1][bezeichnete die Deutschen im Karneval] als
       „das verkrampfteste Volk der Welt“. Wie gelingt die kollektive Entspannung? 
       
       Da steht ja einer schwungvollen Umtaufe Annegrets in Spagathe nichts mehr
       im Wege: Eben noch entkrampfte sie sich mit der Grünen Göring-Eckardt bei
       rustikalen Forderungen nach Frauenquote und gar Paritätsgesetz – und
       zugleich gibt sie per Werkstattgespräch der Migrationsfrage höchste
       Priorität. Da möchte sie „Grenzen perfektionieren“ und vergleicht mit der
       Wortwahl „Frühwarnsystem“ Zuwanderer mit Atomraketen. Es braucht gelockerte
       Muskulatur, Merkel zugleich links und rechts zu überholen. Die wiederum hat
       die neue Hüftgeschmeidigkeit schon umgesetzt und knurrte: Man „verplempere
       Zeit“ mit der Rückschau auf 2015. Sei’s drum: Menschen „verkrampft“ zu
       zeihen, denen man zu nahe getreten ist, war bisher männliches „Stell dich
       nicht so an“-Privileg. Wieder eine Bastion erobert.
       
       Frankreichs Präsident Emmanuel Macron [2][wandte sich mit einem Brief] in
       zahlreichen internationalen Zeitungen an die Bürger*innen Europas – warum
       kann er dafür nicht Twitter nutzen wie jeder andere Staatschef? 
       
       Weil Deutschlands Antworten seit zwei Jahren preiswert in den Telegrammstil
       Twitters passen: „Ja, äh, gucken wir mal.“ Inzwischen scheint der
       Cheffranzose sich von der Hoffnung auf Resonanz herunterfrustriert zu
       haben. Auf die Rolle desjenigen, den die Deutschen hängen lassen. Das teilt
       er mit dem frühen Putin, der im Bundestag auf Deutsch um Freundschaft warb.
       Macrons Vorschläge sind umfassend, vom Klimaschutz über Migration bis
       Sozialpolitik. Deutschland hat bei Atomausstieg, strengeren Grenzwerten und
       Zuwanderung immer wieder gerne „auf Europa gesetzt“ und vor „nationalen
       Alleingängen gewarnt“. Was im Ergebnis lange hieß: Da machen wir gar nichts
       und Europa ist dran schuld. Macron spielt den Trick umgekehrt, positioniert
       sich als inoffizieller Bürgermeister des besseren Europa und perspektivisch
       als: „Wir hätten was tun sollen, bevor Macron abgewählt wurde.“
       
       Die venezolanische Regierung unter Nicolás Maduro hat den [3][deutschen
       Botschafter Daniel Kriener ausgewiesen]. Deutschland hat vor einem Monat
       Juan Guaidó als Interimspräsident anerkannt. Wie sollte die Bundesregierung
       jetzt vorgehen? 
       
       Maduro hätte auch das Gutachten des wissenschaftlichen Dienstes des
       Deutschen Bundestages vorlesen können: Es nennt „völkerrechtlich
       fragwürdig“, einen Oppositionspolitiker anzuerkennen, der sich im Staate
       nicht effektiv durchgesetzt habe. Und die Anerkennung einer Regierung statt
       eines Staates sei für deutsche Außenpolitik ein „ungewöhnliches Abweichen
       von der bisherigen Praxis“. Zurückspulen? Zeitumstellung? Deutschland und
       die EU haben sich auf die Seite eines Putschisten geschlagen. Doch
       schlimmer wiegt: Deutschland und die Europäische Union scheiden damit als
       Vermittler aus.
       
       Am vergangenen Freitag war der Internationale Frauentag [4][erstmals
       Feiertag in Berlin]. Sollten ab kommendem Jahr alle Bundesländer am 8. März
       freihaben? 
       
       Unfair! Berlin hat mit Frauentag immer noch 3 Sausenpausen Rückstand auf
       Bayern, BaWü und die Saar. Das spricht zunächst mal für eine fast komplette
       Frauenfestwoche in der Hauptstadt.
       
       Endlich mehr Privatsphäre auf Facebook, [5][verspricht Konzernchef Mark
       Zuckerberg]. Glauben Sie dem Multimilliardär? 
       
       Da fehlt ein analoger Begriff zum „Greenwashing“, mit dem Umweltsünder sich
       ein Stück Regenwald vor die Scham tackern. Na, vielleicht fehlt Facebook
       und Google auch gleich ein ganzer Luther, der den Ablasshandel beendet.
       Zuckerberg lobt die europäische Datenschutzgrundverordnung, nachdem sein
       Laden alles versucht hat, sie zu verhindern. Er attestiert sich „keinen
       besonders guten Ruf beim Aufbau von Diensten, die die Privatsphäre
       schützen“. Und seine „Sicherheitsabteilung“ führt eine Liste von Menschen,
       die Facebook „bedrohen“, „gefährden“ oder schlicht kritisieren. Im
       Ergebnis machen die Datenmonopolisten einen auf dufte, ohne ihr
       Geschäftsmodell Datenhandel zu schmälern. Die werden nicht koscher, aber
       vielleicht doch Lieblingsdiktator.
       
       [6][Müller raus, Boateng raus, Hummels raus] – sonst werden ja eher Trainer
       entlassen, wenn’s nicht läuft. Gerissener Kontrapunkt von Jogi Löw? 
       
       Taktischer Fehler. Ein Trainer muss den Jungs eine Restchance lassen, wenn
       er sie auf die Tribüne schickt. „Bring wieder Leistung, dann …“
       Marktwirtschaft, ich war immer dagegen, doch so isses nun.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Wenn’s ein Drehbuch wär, würde der Autor gefeuert: Die Katharsis, der
       Schritt in die tiefste Hölle, Platz zwei. Großes Kino.
       
       Fragen: C.S., F.H.
       
       10 Mar 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Politischer-Aschermittwoch-mit-AKK/!5573202
 (DIR) [2] /Macrons-Brief-an-die-Buerger-Europas/!5578263
 (DIR) [3] /Deutscher-Botschafter-in-Venezuela/!5578850
 (DIR) [4] /Livestream-zum-Frauenkampftag/!5579058
 (DIR) [5] /Facebook-will-Datenschutz-verbessern/!5573171
 (DIR) [6] /Kommentar-Umbau-des-DFB-Teams/!5578740
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Friedrich Küppersbusch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Annegret Kramp-Karrenbauer
 (DIR) Schwerpunkt Facebook
 (DIR) Nicolás Maduro
 (DIR) Emmanuel Macron
 (DIR) Claas Relotius
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Schwerpunkt Fridays For Future
 (DIR) Schwerpunkt Landtagswahlen
 (DIR) GroKo
 (DIR) Raser
 (DIR) Feinstaub
 (DIR) SPD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Programm-Mikado bei den Grünen, fettgefütterte Airlines und Möchtegern-Zivi
       Deutschland. Und warum uns der Brexitainmeint noch fehlen wird.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Ab einem gewissen Grad drohender Niederlage kann man sich den Luxus
       eindeutiger Haltung schon wieder günstiger leisten. Und: Frühlingsanfang.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Zündeln mit der „Werte-Union“, der ganz gemütliche Militärische
       Abschirmdienst, die spröde Mesut-Özil-Konstruktion. Und: Scheißfragen.
       
 (DIR) Kommentar Kanzlerinwechsel: Alle Wege führen zu AKK
       
       Vorerst kann nur die SPD Kramp-Karrenbauers Kanzlerinschaft verhindern.
       Doch nach der Legislaturperiode wird es schwer.
       
 (DIR) Ein Jahr GroKo – Fragen und Antworten: Langweilig, aber nicht ineffektiv
       
       Die Große Koalition regiert seit einem Jahr. Sie leistete sich Pannen und
       Krisen, schob aber auch viele Gesetze an. Hält sie bis zum Schluss?
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Über ölgeile Regierungen, eine Mauer um das norwegische Parlament und die
       Big Band der Bundeswehr. Und: Venezuela – war da was?
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Ein unbelehrbarer Verkehrsminister, bienenbegeisterte Bayern und
       Riesenflieger, die kein Schwein braucht. Außerdem: Trump natürlich.
       
 (DIR) Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       Die SPD steht vorm Schröxit. Aber rückt sie wirklich nach links? Nein, die
       SPD versucht nur, wieder in die SPD einzutreten.