# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Persephone und ihre Schwestern
       
       > kate-hers RHEE zeigt in der Galerie Irrgang ihre Kunst der feministischen
       > Neu-Erzählung. Die taz sprach mit der Künstlerin.
       
 (IMG) Bild: kate hers RHEE, „Sieben Schwestern“, 2018, Skulpturale Installation: Bambusfrauen, Schirmmütze, LED Lichtstreifen, ca. 3,5 x 2,94 x 2,67 m, Ausstellungsansicht
       
       Die Künstlerin [1][kate-hers RHEE] ist eine feministische Umschreiberin:
       Jegliche hartnäckigen Verknüpfung nationaler Master-Erzählungen mit
       Sexismus rollt sie auf und verstrickt sie wortwörtlich neu. Was RHEE in
       ihrer Einzelausstellung [2][„Past Persephone“] bei
       [3][Meanwhile.Elsewhere“] auf feinsinnige Weise um-schreibt, können
       ethnozentrische Wandtexte sein, wie sie in Ethnologischen Museen zu finden
       sind; das Schicksal mythologischer Frauenfiguren in Ovids „Metamorphosen“;
       aber auch die Deutungshoheit über Traveling Objects bzw. Traveling Symbols.
       
       Darunter die Swastika, die in Korea ubiquitär ist, oder die „Himmelsscheibe
       von Nebra“, ein archäologischer Fund, den das Land Sachsen Anhalt zur Marke
       anmelden will. Wie aber könnte der Kosmos, den die Scheibe zeigt, je einem
       Besitzrecht unterliegen? RHEE arbeitet beide Zeichen zu einer Soft
       Sculpture aus Filz um und weicht so das Eingeschriebene auf.
       
       Tafeln an der Wand bieten scheinbar historische Einordnungen des Gezeigten,
       führen aber gleichzeitig zu köstlichen Persiflagen des Gestus ‚Geständnis‘:
       „Die Autorin dieses Textes hat nie…“ steht am Ende der
       Objektbeschreibungen. Nie hat RHEE also den eingeschriebenen Funktionen und
       Symboliken der hier gezeigten Gegenstände Folge geleistet, nie hat sie an
       die Notwendigkeit androzentrischer Erzählmuster geglaubt – sich dafür aber
       umso eingehender mit der Kultur- und Sozialgeschichte all dieser
       Tradierungen beschäftigt. Kulturgut, so sagt sie, ist nicht nur ein
       archäologischer Fund, sondern auch die Menge der Wahrnehmungsweisen und
       Alltagspraxen, die eine Gesellschaft prägen. Also auch solcher, die
       rassistische Codierungen etablieren, Rape Culture normalisieren, oder aber
       in Rettungs-Diskurse gegenüber Frauen verfallen.
       
       Ob sie in ihren Arbeiten sexualisierte Gewalt oder subtile Botschaften
       weiblicher Hilfsbedürftigkeit in Hollywood-Klassikern thematisiert, RHEEs
       neue Bild- und Objektkonstellationen beinhalten immer auch eine reparative
       Geste: Alltagsschuhe aus Gummi werden zu Dorothys Ruby Slippers aus „Der
       Zauberer von Oz“, die sie mit den „Sieben Schwestern“ (2018) teilt, einer
       schwebenden Installation aus LED-bespielten Bambusgeflechten. Die Arbeit
       ist verschiedenen Frauen gewidmet, realen wie fiktiven.
       
       Im Dunkeln wirft die Konstellation einen fluktuierenden Regenbogen an die
       Wand – ganz ohne Videoprojektor. Das reflektierte Geflecht wird zum
       modularen Gateway an der Wand, zum Übergang zur Nacht, jenes Zeit-Orts, der
       auch für Persephone steht. Denn sie ist es, die zwischen Unterwelt und Erde
       wandeln kann. Das Wandeln, die Verwandlung, RHEE erfindet hier auch eine
       neue Form des Gedenkens.
       
       ## Einblick (766): kate-hers RHEE, Künstlerin
       
       taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt?
       Und warum? 
       
       kate-hers RHEE: Ich habe kürzlich eine spannende und immersive
       Soundperformance in der Galerie dam dam im Koreanischen Kulturzentrum von
       GRAYCODE und jiiiiin besucht. Mir kommen die besten Ideen bei
       Liveauftritten von Klangkünstlern oder Musikern. Die Ausstellung über den
       Kurator Frank Wagner in den KW hat mich sehr bewegt. Außerdem bin ich
       gespannt auf die aktuellen Arbeiten von Otobong Nkanga im
       Martin-Gropius-Bau.
       
       Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? 
       
       Ein Freund hat mich zu seinem Auftritt im LoopHole in Neukölln eingeladen,
       einem kleinen Klub für Soundexperimente, den ich auf jeden Fall öfter
       besuchen werde. Ich verpasse auch keine Veranstaltung bei einBuch.haus in
       Prenzlberg, bei denen das Konzept des Buches als Kunst im Mittelpunkt
       steht.
       
       Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit
       durch den Alltag? 
       
       Ich benutze kaum noch Social Media, um Zeit zum Lesen zu finden. Im Moment
       lese ich „The Boy Kings of Texas: A Memoir“ des mexikanisch-amerikanischen
       Autors Domingo Martinez und „Pachinko“ von Min Jin Lee aus Korea. Vor
       Kurzem habe ich das Buch „Negro Spirituals“ bekommen, herausgegeben in den
       1960ern von Janheinz Jahn. Es macht viel Spaß, all die Lieder auf YouTube
       zu finden.
       
       Was ist dein nächstes Projekt? 
       
       Ich bereite mich auf eine Gruppenausstellung im Juni in der [4][Galerie
       Wedding] im Rahmen des „Soft Solidarity“-Programms vor. Und ich bin diesen
       Sommer Artist-in-Residence der Incheon Art Platform in Südkorea.
       
       Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten
       Freude? 
       
       Mein Nachmittagsschläfchen.
       
       28 Mar 2019
       
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