# taz.de -- Kommentar Adoption von Stiefkindern: Endlich an die Kinder gedacht
       
       > Das Bundesverfassungsgericht stellt das Offensichtliche fest: Die
       > Verbindung unverheirateter Stiefeltern zu ihren Kindern braucht
       > Sicherheit.
       
 (IMG) Bild: Gibt es ein weiteres Elternteil, soll dieses auch rechtliche Sicherheit haben
       
       Viel zu häufig geht es in den politischen Debatten und gesetzlichen
       Regelungen um die Rechte und Bedürfnisse von Erwachsenen. Das
       Verfassungsgericht erinnert nun mit seiner jüngsten Entscheidung zugunsten
       der Adoption von Stiefkindern durch unverheiratete Paare daran, dass eines
       immer Vorrang haben sollte: das Wohl und die Bedürfnisse der Kinder. Der
       Gesetzgeber muss nachbessern und das Adoptionsrecht in diesem Bereich
       modernisieren. Endlich!
       
       Es kann viele Gründe geben, nicht zu heiraten. Bei der in diesem Fall
       klagenden Familie wollte die Mutter die Witwenrente nicht verlieren, eine
       wichtige Existenzgrundlage für sie und ihre Kinder. Andere heiraten nicht,
       weil sie die Institution Ehe grundsätzlich ablehnen oder weil sie glauben,
       ein solcher „Vertrag“ sei für die Liebe tödlich.
       
       Was auch immer ein Paar dazu bewegt, die Ehe zu meiden – die in einer
       solchen Beziehung lebenden Kinder können nichts dafür, es ist nicht ihre
       Entscheidung. Und es geht dabei nicht nur darum, dass sich der
       Stiefelternteil im Alltag liebevoll kümmert und den Unterhalt
       mitfinanziert, sich damit quasi das Recht erworben hat, zum Elternabend zu
       gehen oder im Krankenhaus Auskunft zu bekommen. Für die Kinder macht es
       einen riesigen Unterschied, ob sie diesen Menschen an der Seite des
       leiblichen Elternteils als „den Freund meiner Mutter“ oder als „meinen
       Vater“ vorstellen können.
       
       Eine Adoption ist ein Bekenntnis zum Kind. Es bedeutet, rechtlich und für
       immer verbunden zu sein. Das adoptierte Kind ist unterhalts- und
       erbberechtigt. Gerade diejenigen, die nur einen Elternteil haben, haben
       Angst, allein zurückzubleiben. Die Sehnsucht nach zwei Elternteilen und
       nach Verbindlichkeit ist entsprechend groß. Eine Adoption bedeutet für das
       Kind: Dieser Mensch wird nicht aus meinem Leben verschwinden. Ob die Eltern
       verheiratet sind oder nicht – who cares?
       
       Und, ja, da hätte die Politik eigentlich auch selbst drauf kommen können.
       Wieder einmal hat sich erwiesen, dass das Bundesverfassungsgericht dem
       politischen Betrieb in Berlin auf die Sprünge helfen muss.
       
       2 May 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Silke Mertins
       
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