# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Die Risikoliebe besiegt alles
       
       > Wieder mal der FC Bayern? Oder doch der BVB? Eintracht Frankfurt und RB
       > Leipzig sind die wahren Sieger dieser Bundesliga-Saison.
       
 (IMG) Bild: Gegen Mainz spielte RB Leipzig am Freitagabend nur 3:3 – da litt Trainer Ralf Rangnick
       
       Seriosität ist Ralf Rangnick in seinem Auftreten stets wichtig. Was der
       Trainer von RB Leipzig sagt und macht, hat stets Hand und Fuß. Insofern
       wäre es nicht verwunderlich, wenn der eine oder die andere seinem jüngsten
       Anlagetipp folgen würde. 100 Euro auf den Titelgewinn von RB Leipzig in der
       Bundesliga zu setzten, teilte Rangnick mit, halte er angesichts der Quote
       nicht für „völlig wahnsinnig“. 140.000 Euro würde man derzeit dafür
       ausgezahlt bekommen. Rangnick sagte, die Meisterschaft sei zwar relativ
       unwahrscheinlich, aber auch nicht völlig unmöglich.
       
       Sein Dortmunder Kollege Lucien Favre würde momentan vermutlich nicht einmal
       einen Euro auf sein Team setzen. Voreilig gab er vergangenes Wochenende
       bereits die Kapitulation von Borussia bekannt. Was er in diesem Moment
       nicht einkalkuliert hatte, war der Umstand, dass der FC Bayern den
       Dortmundern in puncto Verzagtheit und Destabilität durchaus die Stirn
       bieten kann.
       
       Beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg mussten sich die Münchner Profis mit
       einem Remis und ihre Fans mit einem dürftigen Auftritt begnügen. Um guten
       Fußball geht es im Duell zwischen Bayern und Dortmund in den letzten Wochen
       nur in besonderen Momenten – beim direkten Aufeinandertreffen etwa. Und
       international haben die beiden vermeintlichen Spitzenvertreter des
       deutschen Fußballs mit ihrer Durchschnittlichkeit ohnehin nichts gewinnen
       können.
       
       Die wahren Gewinner dieser Bundesliga-Saison heißen dagegen RB Leipzig und
       Eintracht Frankfurt. Das hat viel mit einer Grundhaltung zu tun. Während
       die Bayern gerade mit ihrem veralteten Team sich darauf verlegt haben, das
       zu verteidigen, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut haben, und die
       Dortmunder, das zu verteidigen, was sie sich in der Vorrunde erspielt
       haben, orientiert man sich in Frankfurt und Leipzig an dem, was nicht
       „völlig unmöglich“ ist (siehe Rangnicks Anlagetipp).
       
       Beide gehen dabei mit sehr unterschiedlichen Strategien vor. Die Eintracht
       schöpft ihre Kraft aus der auch maßgeblich von den Fans getragenen
       [1][Euphorie in der Europa League], die selbst so schwere Kaliber wie den
       FC Chelsea ins Wanken bringt. Trotz des nicht gerade komfortablen Remis am
       Donnerstagabend in Frankfurt möchte man lieber sein Geld nicht darauf
       verwetten, dass diese Eintracht in jedem Fall nicht ins Finale einziehen
       wird. Zu dynamisch und willensstark ist das Team, das in dieser Saison den
       ersten deutschen Treffer gegen eine englische Mannschaft erzielte.
       
       Leipzig dagegen glänzt in der Bundesliga mit seinem gefürchteten Pressing
       und Tempo in der Endphase vielleicht gerade auch deshalb, weil Ralf
       Rangnick die Europa League wenig wertschätzte. Bei internationalen Spielen
       setzte er auf die totale Rotation. Beim entscheidenden Kräftemessen scheint
       Leipzig derzeit über die meiste Energie zu verfügen und über die Spielzeit
       hinweg den ausgereiftesten Kollektivfußball in der Liga entwickelt zu
       haben.
       
       Bemerkenswert: Die Passquote ist ligaweit die viertschlechteste. Ralf
       Rangnick geht auf volles Risiko und hat das Gegenpressing perfektioniert.
       Das Erbe, das Rangnick da seinem Nachfolger Julian Nagelsmann hinterlässt,
       könnte kaum größer sein. Der hat in dieser Saison mit seiner Risikoliebe in
       Hoffenheim zwar viel Spektakel geboten, aber auch viele Punkte verloren.
       
       4 May 2019
       
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