# taz.de -- Kolumne Geht's noch?: Varoufakis drückt sich
       
       > Schon wieder Varoufake! Der griechische linke Superstar tritt zur
       > Europawahl an, will aber gar nicht ins Parlament. Was soll das Manöver?
       
 (IMG) Bild: Yanis Varoufakis, Spitzenkandidat von DiEM 25, hat Lust auf Wahl, aber nicht auf EU
       
       DiEM 25 ist eine erfreuliche, neue Bewegung, die die Demokratie retten
       will. „Demokratisieren wir Europa! Denn die EU wird entweder demokratisch
       sein, oder sie wird zerfallen“ [1][so ist es bei DiEM 25 zu lesen]. Das
       sind Sätze, bei der alle aufrechten Demokraten und Europafreunde naturgemäß
       nur nicken können. Denn, mag es auch kühn klingen, nur ein echtes Parlament
       in Brüssel und eine föderale europäische Republik können das Ziel sein.
       
       Yanis Varoufakis ist geradezu abonniert auf Kühnheit. Der eloquente
       Wirtschaftsprofessor ist als tapferer, linker Konterpart von Wolfgang
       Schäuble zu raschem Ruhm gekommen. Er ist der Spitzenkandidat von DiEM 25.
       Die Wahlaussichten von DiEM sind übersichtlich, die Fraktion wird recht
       klein. Gregor Gysi hat dem Professor aus Athen im taz Interview sogar
       angeboten, bei der Linksfraktion im europäischen Parlament anzudocken.
       [2][„Was soll er da sonst einsam rumsitzen?“], so Gysis sorgenvolle Frage.
       
       Die Sorge ist, wie wir nun wissen, überflüssig, die Gefahr, dass Varoufakis
       in Brüssel vereinsamt, ist gebannt. Denn der will gar nicht ins
       EU-Parlament. Das gab er am Donnerstag, drei Tage vor Wahl, [3][bei der
       Süddeutschen Zeitung zu Protokoll]. Die Wahlen zum Europaparlament seien ja
       „viel wichtiger ist als das Parlament selbst“, so seine Analyse.
       
       Ja Moment: Der Wahlkampf ist also brauchbares Debattenforum, das
       EU-Parlament an sich aber irgendwie uncool? Das ist für den
       Spitzenkandidaten einer aufstrebende Partei mit vibrierendem Idealismus
       eine erstaunliche Haltung. Diese als Demokratisierung der EU zu verkaufen,
       ist wahre Kühnheit. Sie siedelt nahe an dem, was in der trockenen Prosa des
       Strafgesetzbuches „Vorspiegelung falscher Tatsachen“ heißt (Paragraph 263,
       Betrug).
       
       ## Klugheit und Moral
       
       Klar, WählerInnen sind, was Politwerbung bei dieser Europawahl angeht,
       einiges gewohnt. KandidatInnen verjüngen sich per Fotoshop wundersam bis
       sie aussehen wie ihre eigenen Enkel. Für die Grünen macht Robert Habeck auf
       Großplakaten einen gewohnt lässigen Eindruck – dass man ihn oder Gregor
       Gysi, der auf Linksparteiplakaten altersweise lächelt, gar nicht in das
       EU-Parlament wählen kann, ist ja wirklich eine Spitzfindigkeit.
       
       Uns umwerben Politiker, die wir nicht wählen können, dafür können wir einen
       wählen, der gar nicht in das EU-Parlament will. Varoufakis möchte lieber
       bei den nationalen Wahlen in Griechenland mit einer neue Partei antreten –
       wir nehmen an, als Spitzenkandidat. Das ist natürlich klug. Und wo steht
       schon, das Klugheit und Moral verschwistert sind?
       
       25 May 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://diem25.org/manifesto-lange-version/
 (DIR) [2] /Gregor-Gysi-ueber-linke-Europapolitik/!5597428
 (DIR) [3] https://www.sueddeutsche.de/politik/yanis-varoufakis-eu-berlin-1.4459585
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Reinecke
       
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