# taz.de -- Linke bei der Europawahl: Vereint nur in der Niederlage
       
       > Für Parteien links der Sozialdemokratie endete die Wahl in einem
       > Desaster. Im neuen EU-Parlament sind sie nur noch geschrumpft vertreten.
       
 (IMG) Bild: Linke-Spitzenkandidat Martin Schirdewan ratlos auf der Bundespressekonferenz
       
       Aus der Europawahl einheitliche politische Trends abzulesen, ist ein
       problematisches Unterfangen. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen
       Verhältnisse in den 28 Mitgliedsländern, als dass allgemeingültige
       Einschätzungen möglich wären. Ob Christ- oder SozialdemokratInnen, ob Grüne
       oder RechtspopulistInnen: Der Wahlausgang bietet ihnen sowohl Anlass,
       himmelhoch jauchzend [1][als auch zu Tode betrübt zu sein] – je nachdem,
       auf welchen Teil Europas sich der Blick richtet.
       
       Für alle gilt: Grandiosen Erfolgen in dem einen Land stehen derbe
       Niederlagen in einem anderen gegenüber, wenn auch mit unterschiedlichen
       Gewichtungen. Nur für eine Parteienfamilie gilt das nicht: die
       Linksparteien Europas.
       
       Ob in Deutschland, den Niederlanden, Italien, Spanien, Griechenland oder
       Tschechien: Für die Parteien links der Sozialdemokratie endete die
       Europawahl in einem einzigen Desaster. So wird die Konföderale Fraktion der
       Vereinten Europäischen Linken/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL) künftig wohl
       nur noch aus 39 Mitgliedern bestehen – 13 weniger als bisher.
       
       Wobei noch offen ist, ob die Fraktion in der bestehenden Form zusammen
       bleibt. Denn mit jeweils 6 Abgeordneten stellen ausgerechnet zwei Parteien
       die größten Kontingente, die sich spinnefeind sind: die griechische Syriza
       von Alexis Tsipras und La France insoumise von Jean-Luc Mélenchon.
       
       ## Wahlausgang dürfte zu heftigen Diskussionen führen
       
       Bisher stellte die deutsche Linkspartei die meisten Abgeordneten. Doch sie
       verlor am Sonntag zwei ihrer sieben Mandate. Noch größere Einbußen
       [2][mussten Izquierda Unida und Podemos aus Spanien hinnehmen]. Als sie vor
       fünf Jahren getrennt kandidierten, kamen sie zusammen auf 18 Prozent und
       elf Mandate. Nun landeten sie als Unidas Podemos nur noch bei 10,1 Prozent
       und 5 Mandaten.
       
       Ebenfalls dramatische Verluste verzeichnete die Socialistische Partij (SP)
       aus den Niederlanden, die von 9,6 auf 3,4 Prozent abstürzte. Die Sinn Féin
       in Irland sank von 19,5 auf 13 Prozent, die tschechische Komunistická
       strana Čech a Moravy (KSČM) von 11 auf 6,9 Prozent. In Italien verpasste
       das Wahlbündnis La Sinistra mit 1,7 Prozent deutlich den Einzug ins EP.
       Bisher waren die italienischen Linken dort mit drei Abgeordneten vertreten.
       
       [3][Knapp drei Prozent verlor die griechische Regierungspartei Syriza], die
       mit 23,7 Prozent immer noch das zweitbeste Ergebnis aller Linksparteien in
       Europa holen konnte – hinter der AKEL aus Zypern mit 27,5 Prozent. Neben
       AKEL sind die Linksparteien in Belgien und Schweden große Ausnahmen: Sie
       konnten leichte Zugewinne verbuchen. Ihr Ergebnis in etwa halten konnte die
       Linke in Portugal, wobei es zu einer Kräfteverschiebung zwischen der
       Kommunistischen Partei und dem Bloco de Esquerda kam.
       
       Der Wahlausgang dürfte zu heftigen Diskussionen innerhalb der Linksparteien
       führen. Ob sie einen Ausweg aus ihrer offenkundigen Krise finden, ist
       offen. Denn es gibt keine einfachen Antworten, woran es gelegen hat. Ob
       undogmatisch oder orthodox links, ob reformistisch oder „revolutionär“, ob
       euroskeptisch oder pro-europäisch, ob ökologisch oder antiökologisch, ob
       weltoffen oder „migrationskritisch“ – die Linksparteien in Europa sind
       äußerst heterogen.
       
       Vereint sind sie nur in der Niederlage. Das macht Erklärungsversuche nicht
       einfach – zumal auch noch jeweils Länderspezifika hinzukommen. Was ihnen
       gemeinsam bleibt, ist denn auch vor allem eins: Ratlosigkeit.
       
       27 May 2019
       
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