# taz.de -- Zeichner Guillermo Mordillo gestorben: Immer eine Knollnasenlänge voraus
       
       > Von animierten Märchen zu den nackten Figuren mit dicken Nasen: Der
       > argentinische Zeichner Guillermo Mordillo ist tot.
       
 (IMG) Bild: Hat einen beispiellosen Merchandising-Boom ausgelöst: Zeichner Guillermo Mordillo
       
       BERLIN taz | Wie hätte der Zeichner auf die Nachricht von seinem eigenen
       Tod reagiert? Vermutlich mit einem Cartoon, der bleischweren
       Trauerzeremonien mit Leichtigkeit begegnete. Mordillos Humor war für seinen
       liebevollen, nachsichtigen Blick auf die menschliche Natur berühmt.
       
       Nun ist [1][Guillermo Mordillo] im Alter von 86 Jahren auf Mallorca
       gestorben. Der argentinische Zeichner war einer der erfolgreichsten
       Karikaturisten seiner Zeit. Den Höhepunkt seiner Popularität erlebte er in
       den 70er und 80er Jahren in Europa, als seine Cartoons mit weißen
       Knollennasenfiguren in jeder erdenklichen Form vermarktet wurden: als Buch,
       Trickfilm, Postkarte, Poster, Spiel oder Plüschfigur eroberten sie die
       Kinderzimmer – dabei gefielen sie auch Erwachsenen, denn oft machte sich
       Mordillo über herkömmliche Geschlechterverhältnisse oder das absurde
       Gebaren in diversen Sportarten lustig.
       
       Wer in den 80er Jahren durch ein Kaufhaus schlenderte, kam mit Sicherheit
       an einem Mordillo-Kalender vorbei. 1932 in Buenos Aires geboren,
       absolvierte der Sohn spanischer Einwanderer nach dem Zweiten Weltkrieg eine
       Ausbildung zum Illustrator und animierte zunächst Märchen in einem
       Trickfilmstudio. Er arbeitete als Werbegrafiker in Lima, ging dann nach New
       York, um an Trickserien wie „Popeye“ mitzuwirken.
       
       In seiner nächsten Wahlheimat Paris blieb er 17 Jahre und fand Mitte der
       60er Jahre seinen unverwechselbaren Stil – meist nackte, weiße
       Knollennasenfiguren oder karikiert gezeichnete Tiere tummeln sich vor
       bunten, detailreichen Hintergründen – und zeichnete erstmals humoristische
       Grußkarten.
       
       ## Menschen den Spiegel vorgehalten
       
       Ab 1966 zeichnete er politische Cartoons für Paris Match, kurze Zeit später
       auch für den Stern. Doch mit der Zeit wurden seine Cartoons zeitloser,
       unpolitischer. Anfang der 70er Jahre gelang ihm der Durchbruch mit der
       Cartoonsammlung „Das Piratenschiff“, zahllose Bücher und kurze Trickfilme
       folgten. Ein bis dato beispielloser Merchandising-Boom setzte ein, der
       Mordillo auf dem ganzen Globus bekannt machte.
       
       Ein wesentlicher Teil seines Werks besteht aus Ein-Bild-Cartoons, in denen
       seine sanfthumorige Philosophie durchschien. Ob romantische Giraffenpaare
       oder ein Menschenchaos auf dem Fußballfeld – Mordillo fand treffende
       humoristische Bilder, die ohne Text auskamen.
       
       Auf surreal-verspielte Weise ist es Mordillo gelungen, Menschen auf der
       ganzen Welt einen Spiegel vorzuhalten und ihnen dabei ein Schmunzeln aufs
       Gesicht zu zaubern.
       
       1 Jul 2019
       
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