# taz.de -- Konflikt zwischen den USA und Iran: Sanktionen gegen den Ajatollah
       
       > Die USA wollen ein Anti-Iran-Bündnis schmieden. Derweil hat Präsident
       > Donald Trump „knallharte Sanktionen“ verhängt.
       
 (IMG) Bild: Persönlich von den US-Sanktionen betroffen: Ajatollah Ali Chamenei
       
       WASHINGTON dpa | Die US-Regierung will ein globales Anti-Iran-Bündnis
       schmieden und die Führung der Islamischen Republik mit neuen Sanktionen an
       den Verhandlungstisch zwingen. US-Außenminister Mike Pompeo sprach am
       Sonntag (Ortszeit) von einer Allianz, die sich nicht nur über die
       Golfstaaten erstreckt, sondern auch über Asien und Europa. Dieses Bündnis
       sollte bereit dazu sein, den „weltgrößten Sponsor des Terrors“
       zurückzudrängen, sagte Pompeo vor einer Reise nach Saudi Arabien und in die
       Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
       
       US-Präsident Donald Trump verhängte am Montag neue Sanktionen, die den
       obersten Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, ins Visier nehmen. Trump
       unterzeichnete im Weißen Haus eine präsidiale Verfügung, die nach seinen
       Angaben Chamenei, dessen Büro und damit verbundenen Personen Zugang zu
       zentralen Finanzressourcen verwehren soll. „Wir werden den Druck auf
       Teheran weiter erhöhen“, sagte Trump. „Niemals kann der Iran eine Atomwaffe
       haben.“ Der US-Präsident sprach von „knallharten Sanktionen“.
       
       Trump kritisierte das „aggressive Verhalten“ des Irans. Er erwähnte dabei
       Angriffe auf Öltanker im Golf von Oman und den [1][Abschuss einer
       US-Drohne] in der Region am Donnerstag. Für diese und andere Taten sei
       Chamenei verantwortlich, dem die iranischen Revolutionsgarden unterstehen,
       eine Elitetruppe der Armee. „Ich denke, von uns wurde viel Zurückhaltung
       gezeigt, und das bedeutet nicht, dass wir sie in Zukunft zeigen werden“,
       sagte Trump. Er betonte aber auch, dass er weiter offen für Gespräche mit
       Teheran sei.
       
       Das Finanzministerium teilte mit, ausländische Finanzinstitutionen, die
       bedeutende Transaktionen für die Betroffenen ermöglichten, könnten vom
       US-Finanzsystem ausgeschlossen werden. Finanzminister Steven Mnuchin sagte,
       zusätzliche Sanktionen würden gegen acht Kommandeure der Revolutionsgarden
       verhängt. Er kündigte außerdem Sanktionen gegen Irans Außenminister Jawad
       Sarif im Laufe der Woche an. Sarif gehört zum moderaten Flügel der
       iranischen Führung.
       
       Die Regierung in Teheran prognostizierte das Scheitern der US-Pläne für ein
       iranfeindliches Bündnis. „Wie die bisherigen fragilen Koalitionen wird auch
       diese ihre Ziele nicht erreichen und letztendlich scheitern“, sagte
       Außenamtssprecher Abbas Mussawi.
       
       ## Seite an Seite mit den USA
       
       Die USA forderten Deutschland zunächst nicht offiziell zur Beteiligung an
       der geplanten Allianz auf. Man habe die Initiative lediglich über die
       Medien zur Kenntnis genommen, sagte der stellvertretende Sprecher des
       Auswärtigen Amts, Christopher Burger.
       
       Bei seinem Besuch in Saudi-Arabien – wie die VAE ein enger Verbündeten der
       USA – sprach Pompeo am Montag mit König Salman und Thronfolger Mohammed bin
       Salman über die angespannte Lage. Das sunnitische Königreich ist ein
       Erzfeind des schiitischen Iran. Kronprinz Mohammed erklärte, sein Land
       stehe bei der Bekämpfung „feindlicher iranischer Aktivitäten“ sowie des
       Terrors Seite an Seite mit den USA, wie die staatliche Agentur SPA meldete.
       
       Mohammed bin Salman ist umstritten, weil er im Verdacht steht, in den
       heimtückisch geplanten Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi verwickelt
       zu sein. Ein UN-Menschenrechtsexperten hatte dafür bei ihren Ermittlungen
       glaubwürdige Hinweise gefunden.
       
       Die USA waren im Mai 2018 einseitig aus dem Wiener Atomabkommen von 2015
       ausgestiegen. Mit harten Sanktionen gegen den iranischen Öl- und
       Bankensektor wollen sie die Führung in Teheran zwingen, einem neuen
       Atomabkommen mit härteren Auflagen zuzustimmen. Der Ölsektor ist die
       Haupteinnahmequelle des Landes. Nach Pompeos Angaben sind bereits vor den
       neuen Strafmaßnahmen mehr als 80 Prozent der iranischen Wirtschaft von
       US-Sanktionen betroffen gewesen.
       
       ## Wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht gestellt
       
       Trump hatte dem Iran am Wochenende wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht
       gestellt, sollte die Führung in Teheran dauerhaft auf Atomwaffen
       verzichten. Am Montag betonte er auf Twitter, ihm im Konflikt mit dem Iran
       nicht um Erdöl gehe. „Die US-Aufforderung an den Iran ist sehr einfach –
       keine Atomwaffen und keine weitere Förderung von Terror“, schrieb er.
       
       Russland kritisierte die neuen US-Sanktionen gegen den Iran bereits vor
       Trumps Unterzeichnung der Verfügung. „Wir halten diese Sanktionen für
       gesetzeswidrig“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax
       zufolge. Moskau warnt immer wieder vor einer Eskalation des Konflikts.
       Sollten die Amerikaner den Iran angreifen, hätte das katastrophale Folge,
       sagte Präsident Wladimir Putin unlängst.
       
       Die seit Monaten andauernden Spannungen zwischen dem Iran und den USA
       hatten sich Ende vergangener Woche gefährlich zugespitzt. Der Iran schoss
       am Donnerstag eine Aufklärungsdrohne ab, die nach Angaben aus Teheran den
       Luftraum des Landes verletzt hatte. Nach US-Angaben flog das unbemannte
       Flugzeug dagegen in internationalem Luftraum. Die USA bereiteten danach
       einen Gegenschlag vor, den Trump nach seinen Worten nur kurz zuvor stoppte.
       Die jüngste Eskalation im Iran-Konflikt hatte international Sorge über
       einen neuen Golfkrieg ausgelöst.
       
       ## „Koalition der Willigen“
       
       Pompeos geplante weltweite Koalition erinnert an die „Koalition der
       Willigen“, die den Angriff der USA auf den Irak im März 2003 unterstützte.
       Der Militäreinsatz führte zum Sturz des damaligen irakischen Diktators
       Saddam Hussein. Der damals unbewiesene Vorwurf der USA lautete, dass Saddam
       Massenvernichtungswaffen produziere und diese auch einsetzen wolle. Pompeo
       gab keinen Hinweis darauf, ob die von den USA jetzt angestrebte weltweite
       Koalition gegen den Iran letztendlich auch militärisch gegen das Land
       vorgehen soll.
       
       Trump sagte, sein Ziel sei, dass der Iran dauerhaft über keine Atomwaffen
       verfüge. Das Atomabkommen mit dem Iran gewährleistet das aus seiner Sicht
       nicht. Dagegen wollen die anderen Unterzeichnerstaaten – die vier
       UN-Vetomächte Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie
       Deutschland – an der internationalen Vereinbarung festhalten.
       
       Die Führung in Teheran bestreitet, dass sie Atomwaffen entwickeln wolle.
       Trump will den Iran unter anderem dazu zwingen, mit einem erweiterten
       Atomvertrag auch Beschränkungen bei seinem Raketenprogramm zu akzeptieren.
       Iranische Raketen können derzeit Israel und arabische Verbündete der USA
       treffen. Der Iran lehnt eine Neuverhandlung des Atomabkommens und
       Verhandlungen mit Trump ab.
       
       24 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
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