# taz.de -- Verpflegung in der Uni-Mensa: Billig-Fleisch für die Studis
       
       > Die Grünen wollen wissen, woher das Fleisch in der Mensa der Universität
       > Bremen kommt. Die Behörde antwortet ausweichend.
       
 (IMG) Bild: Schmeckt nicht immer: Essensreste in der Mensa der Uni Freiburg
       
       BREMEN taz | Was darf’s denn heute sein? Eine Suppe und danach
       Geflügelgeschnetzeltes mit Spätzle? Oder doch eine vegetarische Pasta
       Möhrencurry? Die Auswahl gibt’s in der Mensa der Uni Bremen, beim Preis
       lässt sich auch nix sagen, aber wer wissen will, was das geschnetzelte Huhn
       in seinem Leben so durchgemacht hat, der muss auf die Antwort noch ein paar
       Jahre warten.
       
       Unter dem Titel „Welches Fleisch kommt den Studierenden da eigentlich so
       auf den Teller?“ hatte die Grünen-Fraktion eine Kleine Anfrage an die
       Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Verbraucherschutz gestellt.
       Mittlerweile hat der Senat geantwortet – doch für beantwortet hält Jan
       Saffe, der ernährungspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Parlament,
       die Fragen damit noch nicht: „Ich fühle mich nicht ernst genommen“, sagt
       Saffe.
       
       In der Einleitung zur Anfrage wird klargestellt: Es geht um die
       Bedingungen, „unter denen die Tiere, deren Fleisch angeboten wird, gehalten
       wurden“. Doch auf die Frage, aus welchen Betrieben das angebotene Fleisch
       komme, zählt der Senat nicht Landwirte und Schlachtereien auf, sondern die
       diversen Caterer. „Das ist natürlich Quatsch“, findet Saffe. „Jeder merkt,
       dass die Frage so nicht gemeint ist.“
       
       Die zweite Frage, „Unter welchen Bedingungen wurden die Tiere in den
       Betrieben gehalten?“, lässt Angaben zu Stallgröße und Freilandhaltung,
       Kastration mit und ohne Betäubung, Einstreu auf Böden und Herkunft des
       Futters erwarten. Der Senat findet eine andere Antwort: „Zum Schutz von
       Tieren […] ist der gesamte Prozess von der Haltung über den Transport, die
       Schlachtung und Zerlegung gesetzlich geregelt“, heißt es da. Und weiter:
       „Diese Vorgaben werden entlang der Lieferkette eingehalten.“ Kurz: Alles
       legal bei der Unimensa, immerhin. „Ich lese daraus eine Gleichgültigkeit
       gegenüber der Frage und der gesamten Tierhaltung“, so Saffe. „Wir wurden da
       nur abgespeist.“
       
       Die senatorischen Behörden müssen Kleine und Große Anfragen der Fraktionen
       innerhalb von fünf Wochen beantworten. Sie sind dabei verpflichtet, den
       „wesentlichen Inhalt der Frage“ zu erfassen und den „Kern des
       Informationsverlangens“ in der Antwort bereitzustellen. Außerdem „muss der
       Senat (im Rahmen des Zumutbaren) alle ihm zu Gebote stehenden Möglichkeiten
       der Informationsbeschaffung ausschöpfen.“ Diese Ansprüche an Antworten
       gehen auf zwei Urteile des Bremer Staatsgerichtshofs zurück; beide Male
       hatte der Senat Anfragen der Bürger in Wut unzureichend beantwortet –
       einmal war eine Frage wohl absichtlich falsch verstanden, ein anderes Mal
       nicht näher recherchiert worden.
       
       Dass die Behörde sich mit ihrer Antwort nicht an diese Urteile gehalten
       habe, weist die Sprecherin der Verbraucherschutzsenatorin weit von sich.
       „Ich finde das transparent. Es ist nicht so, dass wir uns extra doof
       stellen“, so Christina Selzer.
       
       Die weiteren Punkte der Anfrage werden zumindest etwas konkreter
       beantwortet: Auf die Frage, wie viel als artgerecht gelabeltes Fleisch
       angeboten werde, schreibt die senatorische Behörde von vergeblichen
       Versuchen, „Neuland“-Fleisch einzusetzen (zu wenig Angebot und zu teuer),
       sowie von „geringen Mengen“ (eine genauere Angabe fehlt) von Susländer
       Schweinefleisch, das als „reines Schwein“ ohne Einsatz von Antibiotika
       vermarktet wird.
       
       Bis 2021, das immerhin klärt die Anfrage, wird der Einkauf des
       Studierendenwerks Bremen neu strukturiert. Die Beschaffung soll dabei
       nachhaltiger und auch transparenter werden. Ein Schritt, der Saffe denn
       doch freut. „Es muss ja nicht alles 100 Prozent Bio sein“, erklärt er.
       „Aber man sollte wenigstens wissen, was es da zu essen gibt.“ Die Behörde
       gibt sich nach kurzem Nachdenken ebenfalls gütlich: „Wir hätten etwas
       ausführlicher antworten können. Die Kritik ist angekommen“, so Selzer.
       
       Wer am Ende tatsächlich wissen will, wie Sau und Huhn gelebt haben, ist
       allerdings unklar – laut einer Umfrage des Studierendenwerks interessieren
       sich nur 21 Prozent der Bremer Studierenden für die ethischen Aspekte ihres
       Essens.
       
       9 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lotta Drügemöller
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Mensa
 (DIR) Universität Bremen
 (DIR) Grüne Bremen
 (DIR) Tierhaltung
 (DIR) Nachhaltigkeit
 (DIR) Nahrungsmittel
 (DIR) Mensa
 (DIR) Robert Habeck
 (DIR) Massentierhaltung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Vegane Mensa in Berlin: Hier kein Schnitzel!
       
       An der TU Berlin gibt es seit Kurzem die erste rein vegane Mensa der Stadt.
       Fleischesser*innen will aber niemand vergraulen. Wirklich nicht?
       
 (DIR) Die Grünen und der Veggieday: Heiliges Recht auf Currywurst
       
       Die Ökodiktatur rückt näher: New York führt an 1.800 Schulen einen
       Veggieday ein. Was sagt die „Bild“-Zeitung dazu? Und was sagen die Grünen?
       
 (DIR) Bremen soll artgerecht speisen: Eine Frage der Definition
       
       Ein Bürgerantrag will Bremen zur ersten deutschen Großstadt ohne Fleisch
       aus Massentierhaltung machen.