# taz.de -- Schwänzen an Fridays for Future: 88,50 Euro Bußgeld wegen Greta
       
       > Weil sie für die Demo geschwänzt haben, sollten Mannheimer Schüler
       > Bußgelder zahlen. Aber nun hat die Stadt zurückgezogen.
       
 (IMG) Bild: Ist der Mannheimer Rückzug ein Game-Over für Gegner der Fridays for Future-DemonstrantInnen?
       
       BERLIN taz | Der [1][Streit um die Schulpflicht] während der
       [2][Klimaproteste von Fridays for Future (FfF)] geht in eine neue Runde. In
       Mannheim bekamen jetzt die bundesweit offenbar ersten Schüler
       Bußgeldbescheide, weil sie während des Unterrichts demonstriert hatten.
       
       Fünf Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums erhielten einen Brief vom
       Ordnungsamt. Sie sollten 88,50 Euro zahlen. 60 Euro Geldbuße, 25 Euro
       Gebühr und 3,50 Euro Auslagen.
       
       Der kalkulierte Unterrichtsboykott von Tausenden SchülerInnen für die
       Klimaproteste ist seit Beginn der wöchentlichen Demonstrationen auch in
       Deutschland vor einigen Monaten umstritten. Konservative Politiker sind
       dagegen und pochen auf die Schulpflicht. So riet Bundeswirtschaftsminister
       Peter Altmaier (CDU) den Schülern, ihre Proteste in die Freizeit zu
       verschieben. Sanktionen in Form von Geldbußen waren bislang nicht bekannt
       geworden.
       
       Ein 14-Jähriger erzählte dem Mannheimer Morgen, er sei bisher zweimal auf
       einer „FfF“-Demo gewesen. „Wir haben nie den ganzen Tag gefehlt“, sagt der
       Jugendliche, der anonym bleiben wollte. „Nur die letzten zwei Stunden.“
       
       ## „Politisch neutrale“ Schulleiterin?
       
       Wochen später kam der Anhörungsbescheid. „Ihnen wird zur Last gelegt, am
       24. 5. 2019 in Mannheim als Schulpflichtiger folgende Ordnungswidrigkeit
       begangen zu haben: Sie haben von der 5. bis zur 6. Stunde vorsätzlich den
       Unterricht an der Geschwister-Scholl-Schule versäumt.“ Das Beweismittel sei
       das Klassentagebuch. Die Zeugin: Silke Herr, die Schulleiterin.
       
       Sie „habe als Schulleiterin gehandelt“, antwortete Herr auf die Frage, was
       sie von der Bewegung halte. „Schulen haben sich politisch neutral zu
       verhalten. Ich habe nicht nachzufragen, warum geschwänzt wird. Fakt ist: Es
       wurde geschwänzt.“
       
       Wenn die Schulen nichts dagegen täten, kämen sie in Erklärungsnot. „Vor
       allem bei Schülern, die aus anderen Gründen unentschuldigt fehlen“, sagte
       Herr. Nachdem sogenannte Aufklärungsgespräche gescheitert seien, habe sie
       deshalb das Ordnungsamt alarmiert. Für die Freitagsdemos lassen sich in
       Mannheim und anderswo viele Schüler von ihren Eltern entschuldigen.
       
       „Andere Personen haben an dem Tag auch wegen was ganz anderem geschwänzt,
       da ist nichts passiert“, sagt Valentin Stern von Fridays for Future
       Mannheim. Die Sanktionen hätten auch einen politischen Hintergrund. Bei der
       FfF-Demo in Mannheim an diesem Freitag soll für die Bestraften Geld
       gesammelt werden.
       
       Allerdings teilte die Stadt Mannheim am Freitag mit, vier Bußgeldbescheide
       wieder aufgehoben zu haben. Es gebe jährlich rund 300 Bußgeldverfahren
       wegen „klassischen“ Schulschwänzens, die Schule hätte für die Demonstranten
       andere Maßnahmen als die Bußgelder ergreifen können.
       
       ## Schulstreik geht auch ohne Schule
       
       Trotz Schulferien will FfF paralell dazu am Freitag in insgesamt 25
       deutschen Städten für mehr Klimaschutz protestieren. Dazu reist sogar
       [3][die schwedische FfF-Ikone Greta Thunberg] nach Berlin. „Wir sehen uns
       um 10 Uhr am Invalidenpark!“, schrieb Thunberg auf Twitter. Sie sei auf dem
       Weg nach Frankreich. Hier soll sie am Sonntag in der Normandie einen Preis
       erhalten. Am Dienstag redet sie vor der Nationalversammlung in Paris.
       
       Zuletzt war die 16-jährige Thunberg am 29. März in Berlin – und hatte einen
       Demonstrationszug von mehr als 25.000 Menschen angeführt. Nach Angaben der
       Berliner Polizei sind für die Klimaproteste am Freitag 1.000 Menschen
       angemeldet.
       
       18 Jul 2019
       
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