# taz.de -- Kommentar AfD Sachsen: Selbstverschuldet in die Opferrolle
       
       > Die AfD Sachsen will ihren eigenen Fehler als gegen sie gerichtete
       > Verschwörung verkaufen. Plötzlich erscheint sie bei der Wahl wieder
       > schlagbar.
       
 (IMG) Bild: Oops! Nur nicht zugeben, dass man's selbst vergeigt hat: Sebastian Wippel, AfD-MdL
       
       Die AfD Sachsen hätte mit ein wenig Grips die Nichtanerkennung ihrer
       zweiten Landesliste mit Platz 19 bis 61 durch den Landeswahlausschuss
       vermeiden können. Zum einen hätte sie ihr pseudodemokratisches
       Wahlverfahren, bei dem jeder gegen jeden um jeden Listenplatz kämpfen kann,
       straffen können. Dann hätte man nicht zwei Parteitage mit je zweieinhalb
       Sitzungstagen für die Aufstellung von 61 Listenplätzen gebraucht. Weil die
       zweite Liste unter anderen Wahlbedingungen und bei anderer Tagungsleitung
       zustande kam, [1][wurde sie nicht zugelassen].
       
       Einfach nur lernen aus einer vergleichbaren Situation vor der Landtagswahl
       2014, als dieser Formfehler vermieden wurde! Die vor Arroganz strotzenden
       Retter Sachsens und der Nation hätten nur auf ein Mängelschreiben reagieren
       müssen, mit dem sie Landeswahlleiterin Carolin Schreck Mitte Juni auf das
       drohende Zulassungsproblem hingewiesen hatte.
       
       Sollten sich aktuelle Umfragen zur Landtagswahl am 1. September bestätigen,
       könnte die AfD etwa mit einem Viertel der 120 Dresdner Landtagssitze
       rechnen. Um diese auch zu besetzen, müsste sie zusätzlich zur nunmehr auf
       18 Plätze limitierten Landesliste mindestens 12 der 60 Direktmandate
       erringen. Diese Situation verschärft den Wahlkampf in Sachsen.
       
       Die ersten Reaktionen der nicht gerade strahlenden AfD-Landesspitze zeigen,
       dass sie nun erst recht in die Rolle der Märtyrerin schlüpfen will. Sie
       setzt mit der angekündigten Erststimmenkampagne auf Mitleid mit den
       angeblich ausgegrenzten Opfern eines „Komplotts“. Von bestehenden Regeln
       und Gesetzen, die ihrer Machtergreifungsstrategie entgegenstehen, hält die
       so genannte Alternative ohnehin nichts. Also hofft man auf eine leichtere
       Mobilisierung der Motzki-Wähler im Mutterland der schlechten Laune gegen
       das verschworene „System“.
       
       Andererseits aber verliert die drohende, alles überrennende AfD-Walze etwas
       von ihrer paralysierenden Wirkung auf die „Altparteien“. Die
       Nationalreaktionäre erscheinen plötzlich wieder schlagbar, zumindest mit
       Wahlkreisbündnissen gegen die AfD-Direktkandidaten. Das würde sowohl der
       CDU als auch ihren bisherigen Konkurrenten Verzichtsleistungen und die
       Unterstützung aussichtsreicher Kandidaten anderer Parteien abverlangen. Die
       Kehrseite: Eine „Alle gegen die AfD“-Strategie könnte dieser wiederum
       Stimmen bringen.
       
       6 Jul 2019
       
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