# taz.de -- Zollbeamter über Kokain-Rekordfund: „Da war ein bisschen Glück dabei“
       
       > Der Hamburger Zoll hat 4,5 Tonnen Kokain sichergestellt – ein Rekordfund.
       > Pressesprecher Oliver Bachmann erklärt, was mit dem Koks passiert.
       
 (IMG) Bild: Der Mann mit dem Koks ist da: Der Zoll konnte in Hamburg 4,5 Tonnen Kokain sicherstellen
       
       taz: Herr Bachmann, der Hamburger Zoll hat mitgeteilt, jüngst viereinhalb
       Tonnen Kokain auf einem Frachtschiff im Hamburger Hafen sichergestellt zu
       haben. Straßenverkaufswert: rund eine Milliarde Euro. Wie kam es zu dem
       Fund?
       
       Oliver Bachmann: Wer hinter dem Schmuggel steckt, wird derzeit noch durch
       unser Zollfahndungsamt und die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt. Wir
       haben den groben Weg ermittelt, der im Rahmen der Risikoanalyse dazu
       führte, dass wir uns das Schiff näher angesehen haben.
       
       Wieso wurde gerade dieses Schiff näher beleuchtet? 
       
       Wir schauen uns die Routen und die Schiffe an, aber auch, wie häufig
       bestimmte Häfen angesteuert werden. Dieses Frachtschiff sollte aus
       Montevideo zu uns gelangen und war auf dem Weg nach Antwerpen. Ein Teil der
       Container sollte in Hamburg abgeladen werden. Dadurch wurde das Ganze
       „nachschauenswerter“. Bei der Suche nach Rauschgift werden Transporte aus
       Südamerika besonders betrachtet. Natürlich stehen wir aber bei allen
       Warenströmen immer in Hab-Acht-Stellung.
       
       Wie verlief der Zugriff? 
       
       Sobald das Schiff anlegt hat, haben wir die Berechtigung, an Bord zu gehen
       – das haben wir gemeinsam mit einer entsprechenden Kontrolleinheit gemacht.
       Die Kollegen haben mehrere Container überprüft und fanden in einem 211
       Sporttaschen mit Kokain.
       
       Wie oft lassen sich so große Drogensuch-Aktionen durchführen? 
       
       Immer mal wieder, in diesem Fall war ein bisschen Glück dabei. Denn hin und
       wieder haben wir konkrete Tipps, die noch tiefergehende Recherchen im
       Vorfeld zulassen. Manchmal werden wir dabei bewusst in die Irre geführt,
       manchmal haben wir mit unseren Risikoanalysen aber auch vollkommen recht.
       
       Das klingt nach Abwägen – da könnte euch allerdings auch einiges durch die
       Lappen gehen. 
       
       In einigen Fällen ist das leider durchaus zu befürchten.
       
       Ist Hamburg ein Dreh- und Angelpunkt des Europäischen Drogenhandels? 
       
       Wie jeder andere europäische Hafen wird der Hamburger Hafen benutzt, um
       solche Waren umzuschlagen – sowohl als Transithafen als auch für den
       Weiterhandel in Deutschland.
       
       Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat im
       Dezember vor einer steigenden Verfügbarkeit von Kokain in Europa gewarnt.
       Beobachten Sie das auch? 
       
       Leider ja.
       
       Greifen Sie deswegen nun mehr durch? 
       
       Nicht mehr oder weniger als vorher. Da hat sich nicht viel für uns
       geändert. So ein Fall wie jetzt zeigt, dass wir mit unserer Risikoanalyse
       richtig liegen.
       
       Nun sitzen Sie auf viereinhalb Tonnen Koks – das größten jemals einzeln in
       Deutschland sichergestellte Volumen an Kokain. Wissen sie schon, was Sie
       damit machen? 
       
       Was soll man damit denn machen? In Absprache mit der Staatsanwaltschaft
       wurde das Rauschgift sichergestellt, damit niemand darauf Zugriff hat. Zur
       erstbesten Möglichkeit wurde das Kokain dann durch Verbrennung vernichtet,
       das ist am einfachsten.
       
       Wo in Deutschland lassen sich denn viereinhalb Tonnen Kokain verbrennen? 
       
       Es gibt viele Möglichkeiten dazu in externen Einrichtungen, also
       Müllverbrennungsanlagen. Die Vernichtung fand irgendwo im norddeutschen
       Raum statt. Wo das genau war, werde ich nicht sagen. Aber es gibt viele
       Müllverbrennungsanlagen, die sowas leisten können.
       
       2 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Rutschmann
       
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