# taz.de -- EZB erhöht Strafzinsen: Zentralbank verschärft Krisenmodus > Die Europäische Zentralbank legt bei Strafzinsen zu und setzt erneut auf > Milliarden-Anleihenkäufe. Präsident Trump sieht einen „Schaden für > US-Exporte“. (IMG) Bild: Kein Ende der Anleihenkäufe in Sicht: Europäische Zentralbank in Frankfurt BERLIN taz | Europas Banken müssen künftig höhere Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Zudem steckt die Notenbank frische Milliarden in Anleihen. Das beschloss der EZB-Rat am Donnerstag in Frankfurt am Main. Die EZB verstärkt damit ihren bereits seit Jahren laufenden Krisenmodus. Die Zentralbank besorgt die weltweit abflauende Konjunktur, die schwelenden Handelskonflikte und der drohende Brexit. Die deutsche Wirtschaft werde in den kommenden Monaten in eine Rezession schlittern, meldete am Donnerstag auch das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsforschungsinstitut IMK. Und forderte Konjunkturspritzen der Bundesregierung, ähnlich wie EZB-Präsident Mario Draghi. Staaten ohne Haushaltsnöte wie Deutschland seien „bei der Stärkung der lahmenden Konjunktur gefordert“, sagte Draghi. Der Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von null Prozent liegt, bleibt unverändert. Dafür verschärfte die EZB den Strafzins von 0,4 Prozent, den Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken, auf 0,5 Prozent. Um kleinere Banken zu entlasten, soll es einen Staffelzins geben. ## Nachfolgerin führt Kurs fort Mit dem Strafzins wollen die Währungshüter Banken dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher auszureichen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Das soll auch den Preisauftrieb verstärken. Mittelfristig strebt die EZB für den Euroraum eine Teuerungsrate knapp unter 2 Prozent an. Aber: Im August verharrte die Inflation in den 19 Euro-Ländern bei 1 Prozent. Mit einer Neuauflage von Wertpapierkäufen will die EZB Konjunktur und Inflation zusätzlich auf die Sprünge helfen. Ab November sollen monatlich zunächst 20 Milliarden Euro in den Erwerb von Anleihen gesteckt werden. Ein Ende der Käufe legte die EZB nicht fest. Bereits von 2015 bis 2018 hatte die Zentralbank 2,6 Billionen Euro in Anleihen gesteckt. Die EZB fahre einen Kurs auf Kosten der US-Wirtschaft, twitterte US-Präsident Donald Trump: „Sie versuchen und schaffen es, den Euro gegen den sehr starken Dollar abzuwerten, was den US-Exporten schadet.“ Auch die hiesige Finanzbranche kritisierte die EZB wegen der weiter niedrigen Zinsen für Sparer. Die Opposition forderte die Bundesregierung auf, mehr zu investieren und Alternativen für die Altersvorsorge zu entwickeln. Trotz Kritik: Am EZB-Kurs wird sich so schnell nichts ändern. Draghis designierte Nachfolgerin an der EZB-Spitze, die Französin Christine Lagarde, hat bereits deutlich gemacht, dass sie weiter an einer lockeren Geldpolitik festhalten will. Die bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) sagte aber auch: „Wir müssen die negativen Folgen und Nebeneffekte im Blick behalten.“ Sparer müssen also weiter auf höhere Zinsen warten. Möglich ist, dass Banken zudem die Kosten für die EZB-Strafzinsen an ihre Kunden weiterreichen. 12 Sep 2019 ## AUTOREN (DIR) Kai Schöneberg ## TAGS (DIR) EZB (DIR) Zinspolitik (DIR) Geldpolitik (DIR) Niedrigzins (DIR) Schwerpunkt Coronavirus (DIR) Feminismus (DIR) Ökonomie (DIR) Europäische Zentralbank (DIR) EZB (DIR) EZB (DIR) EZB (DIR) EZB ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Immer mehr VerbraucherInnen belastet: Fast täglich grüßt der Strafzins Bei 300 Banken und Sparkassen müssen KundInnen für Einlagen nun ein „Verwahrentgelt“ zahlen. Damit kann Sparen zum Minusgeschäft werden. (DIR) Deutsche Wirtschaft bricht ein: Trübe Aussichten Die deutsche Wirtschaft bricht stärker ein als angenommen. Kritik üben Ökonomen vor allem an der Mehrwertsteuersenkung. (DIR) Wandel beim IWF: Frau ist Geld Unter der Politik des IWF hatten besonders Frauen zu leiden. Mit Christine Lagarde begann sich das zu ändern. Jetzt wird sie Chefin der EZB. (DIR) Ökonom über wirtschaftlichen Abschwung: „Deutschland ist in der Rezession“ Für den Ökonomen Heiner Flassbeck hat der Abschwung längst begonnen. Er kritisiert das Statistische Bundesamt – und fordert Investitionen des Staates. (DIR) Rücktritt bei der EZB: Fehlbesetzung Lautenschläger Dass Sabine Lautenschläger ihr Amt in der EZB niedergelegt hat, ist nicht schade. Sie hat ihre Aufgabe sowieso nie verstanden. (DIR) Rückzug von Sabine Lautenschläger: Eine deutsche EZB-Tradition Erneut schmeißt ein deutsches Direktoriumsmitglied vorzeitig hin. Auch Sabine Lautenschläger war gegen die ultralaxe Geldpolitik von Mario Draghi. (DIR) Querelen bei der EZB: Direktorin tritt zurück Sabine Lautenschläger hatte die lockere Geldpolitik der Zentralbank kritisiert. Und sich damit gegen den Kurs von EZB-Chef Mario Draghi gestellt. (DIR) EZB-Chefin Lagarde im EU-Parlament: Vage Aussagen zu grüner Geldpolitik Die designierte Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, kündigt an, den Kurs ihres Vorgängers Mario Draghi fortzusetzen. (DIR) Verhandlungen über Staatsanleihen: Die Geister, die ich rief Das Bundesverfassungsgericht verhandelt mal wieder über die Europäische Zentralbank. Es geht um die Kontrolle einer mächtigen Institution. (DIR) Kommentar Lagarde als EZB-Chefin: Absage ans deutsche Sparbrötchen Die EU will Kontinutität in der Geldpolitik. Die Entscheidung für Christine Lagarde ist auch eine gegen Bundesbankchef Jens Weidmann.